Greenpeace-Protestaktion gegen Atomtransport aus Biblis
Biblis (ots)
Greenpeace protestiert seit den Abendstunden auf den Gleisanlagen des hessischen Atomkraftwerks Biblis gegen den unmittelbar bevor stehenden Atomtransport nach Frankreich. Die elf deutschen und französischen Aktivisten haben sich mit Spezial-Konstruktionen aus Stahl an den Schienen fest geschlossen. Auf Transparenten steht "Atomtransporte sichern den AKW-Betrieb - Atomkraft gefährdet Menschenleben - Biblis abschalten!" Greenpeace richtet sich mit dem Protest gegen die neuen Atommülltransporte aus deutschen Kraftwerken in die sogenannten Wiederaufarbeitungsanlagen in England und Frankreich. Der bevor stehende Transport von Biblis in die sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage La Hague umfasst rund 6,5 Tonnen hochradioaktiven Atommüll.
"Und wenn wir es tausendmal sagen müssen - Atomkraft gefährdet Menschenleben! Der Biblis-Transport hat ausschließlich zum Zweck, den Weiterbetrieb des Kraftwerks zu gewährleisten, weil es sonst am eigenen Müll ersticken würde", erklärt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. "Den erhofften Atomausstieg der rot-grünen Bundesregierung gibt es de facto nicht. Der mit der Industrie ausgehandelte Atomkonsens sorgt nicht für ein Abschalten der Atomkraftwerke, sondern garantiert deren Betrieb so lange, bis man damit kein Geld mehr verdienen kann."
Im Atomkonsens gestand die Bundesregierung dem Stromkonzern und Biblis-Betreiber RWE zu, die beiden Reaktorblöcke Biblis A und B "ungestört" bis 2009 und 2011 weiter zu betreiben. Beide Anlagen wären dann jeweils 35 Jahre am Netz, was eine ungewöhnlich lange Lebensdauer für ein Atomkraftwerk ist. "Atomkraftwerke sollen laufen und laufen, trotz der Gefahr atomarer Unfälle und obwohl es weltweit keine Lösung für die Atommüllentsorgung gibt", sagt Bürger. "Die Bundesregierung hat es entgegen ihrer Beteuerungen nicht geschafft, diesen Wahnsinn zu stoppen".
Weltweit gibt es kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Müll. Anerkannte Wissenschaftler bezweifeln, dass jemals eine Lagerstätte gefunden werden kann, die garantiert, dass der Atommüll für Jahrtausende von der Umwelt abgeschottet bleibt. Selbst der Umweltsachverständigenrat stellte letztes Jahr fest, "dass kein für alle Zeiten sicheres Endlager für stark radioaktive und Wärme entwickelnde Abfälle gefunden werden kann."
Auch die sogenannte Wiederaufarbeitung ist keine Entsorgung von Atommüll. Nach einem chemischen Verfahren, bei dem Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennelementen abgetrennt werden, müssen rund 99 Prozent des gesamten radioaktiven Inventars von den Atomkraftwerksbetreibern wieder zurück genommen werden. Veit Bürger: "Der Müll, der aus Biblis nach Frankreich geht, kommt in ein paar Jahren wie ein Bumerang zurück." Noch für diesen Herbst ist wieder ein Rücktransport von Wiederaufarbeitungsabfällen aus La Hague nach Gorleben geplant.
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