Nächtliche Greenpeace-Aktion gegen Eon-Atomtransport nach Sellafield
Hamburg (ots)
Auf ungewöhnliche Weise hat Greenpeace heute Nacht gegen einen Atomtransport aus dem Kernkraftwerk Unterweser (Niedersachsen) nach England protestiert. Unmittelbar vor der Abfahrt des Zuges postierten Aktivisten drei große Leitern auf den Gleisanlagen, kletterten darauf und entfalteten in fünf Meter Höhe Transparente in Form von Stoppschildern mit der Aufschrift: "Eon - Stop Atomtransporte! Sicherheit hat Vorrang! "Mit der Aktion fordert Greenpeace ein sofortiges Ende der Atomtransporte. Die Umweltorganisation wirft dem verantwortlichen Energiekonzern Eon vor, aus reinem Profitinteresse die Atomtransporte auf Gedeih und Verderb durchführen zu wollen und dadurch die Bevölkerung zu gefährden.
"Die Strategie von Eon lautet Business as usual' - als wäre nichts passiert", sagt Veit Bürger, Greenpeace-Energieexperte. "Die Atomtransporte sind nicht nur an sich gefährlich. Sie sind auch aufgrund der angespannten Sicherheitslage ein großes Risiko für die Bevölkerung. Das gilt für diesen Atomtransport genau so wie für den in knapp zwei Wochen stattfindenden Castor-Transport von Frankreich nach Gorleben."
Die Atommülllieferungen nach England sind noch aus einem weiteren Grund geradezu absurd: Die Atomanlage in Sellafield quillt förmlich über mit Atommüll. Bei der sogenannten Wiederaufarbeitung des Atommülls entsteht eine große Menge hochradioaktiver, flüssiger Abfälle, die aufwendig gelagert werden müssen. Erst im Frühjahr diesen Jahres kam es dabei zu einem Störfall: In mehreren Lagerungs-Behältern war wegen eines Lüftungsdefekts die Konzentration explosiver Gase angestiegen. Die Arbeiter reagierten erst zwei Stunden nach dem ersten Alarmsignal. Im September musste die Anlage abgeschaltet werden, weil sie zuviel flüssigen Atommüll produziert hatte.
Die beiden europäischen Plutoniumfabriken Sellafield und La Hague (Frankreich) gehören zu den gefährlichsten Atomanlagen der Welt. Laut eines neuen Berichts der französischen Expertengruppe Wise für das Europa-Parlament könnten im Falle eines Unfalls oder Anschlags in Sellafield oder La Hague so viele radioaktive Substanzen freigesetzt werden, dass die Menge der freigesetzten Strahlung von Tschernobyl um ein Vielfaches übertroffen würde. Über eine Million Menschen könnten als Folge einer Krebserkrankungen sterben.
Die deutschen Atomkraftwerksbetreiber sind die zweitgrößten ausländischen Kunden der Atomanlage Sellafield. Der Atomtransport aus Unterweser soll heute Nacht in Richtung Süddeutschland starten und im Laufe des Tages die deutsch-französische Grenze passieren. Von dort wird der deutsche Atommüll in den französischen Hafen Dünkirchen gebracht, wo er nach Sellafield verschifft wird.
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