Greenpeace präsentiert neue E.ON-Werbung zu Strom aus
"Tschernobyl"-Reaktoren
Europaweite Stromkennzeichnung muss künftig
über Herkunft der Energie aufklären
München (ots)
Mit einer satirischen Darstellung der "Arnold Schwarzenegger-Werbung" für den E.ON-Strommix protestiert Greenpeace heute vor der Münchener Zentrale des Konzerns für ein neues Konzept zur Stromkennzeichnung. Aktivisten haben ein Plakat, auf dem Schwarzenegger anstelle eines Mixers ein Atomkraftwerk in der Hand hält, an die Fassade des Konzerns montiert. Mit der Aktion macht Greenpeace darauf aufmerksam, dass E.on über seine Beteiligung an einem russischen Energieunternehmen Strom aus Atomreaktoren des "Tschernobyl"-Typs RBMK verkauft. So versorgt E.ON über die Firma Lenenergo St. Petersburg mit Atomstrom aus dem nahe gelegenen Kraftwerk Sosnowi Bor. In Litauen profitiert E.ON durch die Beteiligungen an einem Regionalversorger vom Stromverkauf aus dem "Tschernobyl"-Reaktor Ignalina.
"Es ist ein Skandal, das E.ON sich Schritt für Schritt in den osteuropäischen Strommarkt einkauft und genau 16 Jahre nach dem katastrophalen Unfall von Tschernobyl Strom aus Reaktoren gleicher Bauart verkauft," sagt Greenpeace-Energieexperte Sven Teske. "Für Exporte nach Westeuropa fehlt bislang noch ein ausreichendes Hochspannungsnetz. Wenn allerdings entsprechende EU-Richtlinien umgesetzt worden sind, wird Strom aus den russischen Risikoreaktoren auch nach Deutschland kommen", befürchtet Teske.
Die Europäische Kommission novelliert zur Zeit die seit 1996 für Strom geltende EU-Binnenmarktrichtlinie. Diese regelt die Öffnung der europäischen Strommärkte. Die Energie-Arbeitsgruppe des europäischen Rates berät an diesem Wochenende im spanischen Pamplona über eine Neufassung der "Stromrichtlinie". Mit dabei ist auch Bundeswirtschaftsminister Werner Müller. In diesem Rahmen wird die europaweite Kennzeichungspflicht für Strom und der grenzüberschreitende Ausbau der Stromnetze diskutiert.
Greenpeace fordert, dass künftig die Erzeugungsart des Stroms, sowie die damit verbundenen Umweltauswirkungen (z.B. Kohlendioxidemissionen, Atommüllproduktion) und das Herkunftsland offengelegt werden. Diese Informationen müssen allen Stromkunden in einer klaren und verständlichen Form mit jeder Rechnung vorliegen. Durch die Liberalisierung des europäischen Strommarktes werden immer größere Teile des Geschäfts über Zwischenhändler und Strombörsen abgewickelt. Dadurch wird die Herkunft des Stroms verschleiert. Schon jetzt geben große Stromkonzerne wie E.on, RWE und EnBW für rund die Hälfte ihres verkauften Stromes keine Energiequellen mehr an.
Die Kennzeichnungspflicht ist in ähnlicher Form bereits in Österreich seit Oktober 2001 in Kraft. Angesichts der zunehmenden Atomstromimporte aus dem Ausland muss die Kennzeichnung des Stroms in Europa schon mit der Werbung beginnen.
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