Greenpeace: Kein Kredit für die Ausrottung der Wale / Bank für Wiederaufbau entscheidet über Finanzierung für Shells Ölausbeutung in Sachalin
Belgrad, 22. 5. 2005 Gegen eine Kreditvergabe für ein Ölförderprojekt von Shell und für den Schutz der Grauwale protestiert Greenpeace aus Anlass der Jahrestagung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in Belgrad. Greenpeace-Aktivisten haben sich mit Bannern vor dem Eingang des Tagungszentrums plaziert, auf denen unter einem ölverschmierten Shell-Logo steht Shell: Keine neue Ölbohrinsel vor Sachalin. Mit einem Transparent Kein Geld für das Töten von Walen richtet sich Greenpeace an die EBRD, deren Entscheidung über den Kredit unmittelbar bevorsteht. Das von Shell geführte Konsortium will vor der Küste der russischen Insel Sachalin im Nordpazifik zwölf Milliarden Dollar in das weltweit teuerste Öl- und Gasförderprojekt investieren. Das hätte verheerende Auswirkungen auf die letzten hundert westpazifischen Grauwale, die ihre Nahrung an der flachen Küste Sachalins finden.
Der Schutz der Grauwale ist wichtiger als Shells Ölinteressen, sagt Karsten Smid, Ölexperte von Greenpeace. Wenn der Konzern nicht erkennt, dass er seine Interessen nicht rücksichtslos durchsetzen kann, dann müssen die Banker einen Riegel vorschieben, sie dürfen den Kredit nicht vergeben. Die EBRD kann sich dabei auf ihre eigenen Richtlinien berufen. Projekte, die gewissen Umweltstandards nicht genügen und die schwere Auswirkungen auf Natur und Menschen haben, darf die Bank gar nicht finanzieren.
Die Vorkommen in Sachalin werden auf insgesamt 700 Millionen Tonnen Öl und 2.500 Milliarden Kubikmetern Gas geschätzt. Die von Shell geführte Sakhalin Energy Investment Company will nach Presseberichten bei mehreren Banken Kredite in Höhe von fünf Milliarden Euro aufnehmen. Die Entscheidung der EBRD ist besonders wichtig, da sie als erste Bank die Kreditwürdigkeit des Projektes beurteilt und eine politische Richtungsentscheidung trifft.
Bereits jetzt schadet die Ausbeutung der Ölfelder vor Sachalin den westpazifischen Grauwalen. Die Meeressäuger finden durch den Lärm der Bohrungen und Sprengungen keine Ruhe mehr, sie magern ab. Zudem ist ihre Fortpflanzung bedroht. Unter den verbleibenden hundert Tieren leben nur noch 23 Weibchen. Wenn durch die Ausweitung der Ölförderung auch nur ein Weibchen pro Jahr stirbt, wird die gesamte Population unwiederbringlich ausgerottet, erklärt Smid. Das bestätigt eine im Februar 2005 veröffentlichte Expertenstudie der Weltnaturschutzunion IUCN, die das Ölkonsortium selbst in Auftrag gegeben hatte.
Auch die Ureinwohner der Insel leiden unter dem Ölboom. Sie sind traditionell Fischer und Rentierzüchter und deshalb auf eine intakte Umwelt angewiesen.
Die Kredite der Weltbank und der EBRD für Ölprojekte stehen bereits unter massiver Kritik. Ein Bericht der Weltbank über die eigene Arbeit kommt zu dem Schluss, das ein Großteil der Projekte Armut und Umweltzerstörung Vorschub geleistet hat, statt sie zu bekämpfen. In dem Bericht wird empfohlen, in Zukunft keine Ölprojekte, sondern Erneuerbare Energien zu finanzieren.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Karsten Smid in Belgrad, Tel. 0049-171-8780-821, sowie Pressesprecherin Ortrun Albert, Tel.0171-8781-184 (auch für Foto-Anfragen). Internet: www.greenpeace.de
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