"Menschen sind keine Nummern" - news aktuell im Interview mit der Kommunikationsexpertin Christiane Wettig
Hamburg (ots)
Für Mitarbeiter sind es bewegte Zeiten: Viele Unternehmen halten ihre Fachkräfte mit Kurzarbeit bei der Stange. Andere bauen ihre Personalstruktur um, bis kein Stein mehr auf dem anderen liegt. Die Finanzkrise verändert die deutschen Unternehmen - und das hat unmittelbare Auswirkungen auf Mitarbeiter und Qualität. Professionelle Führungskräfte nutzen das Instrument "Mitarbeitergespräch", um ihre Teams in unsicheren Zeiten bestmöglich zu motivieren. Am 22./23. Februar geht Christiane Wettig in einem media workshop der dpa-Tochter news aktuell in Hamburg mit einer kleinen Teilnehmergruppe ins Detail.
news aktuell: Sie definieren "Mitarbeitergespräche" etwas anders. Erklären Sie uns warum?
Wettig: Darunter verstehe ich nicht nur die üblichen Jahresgespräche. Gute Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeitern fängt meines Erachtens schon bei der morgendlichen Flurplauderei an. Hier zeigt sich gerade in schweren Zeiten, wie offen, klar und motivierend die Führungskraft ihr Team steuert. Doch derzeit erlebe ich immer häufiger, dass sich viele Führungskräfte in ihrem Büro verschanzen. Sie fühlen sich überfordert und wissen nicht, wie sie den Fragen oder Unsicherheiten ihres Teams begegnen sollen.
news aktuell: Nun haben es Führungskräfte ja im Moment auch nicht gerade leicht.
Wettig: Genau. Sie wissen oft selbst nicht, was das Management ausheckt - und dann sollen sie unbequeme Entscheidungen von oben nach unten weiter treten, loyal und möglichst produktiv sein. Dazu werden ihnen Ziele abgefordert, die der Markt im Moment einfach nicht hergibt. Das ist keine leichte Aufgabe.
news aktuell: Was hilft in dieser Situation?
Wettig: Ein tolles, motiviertes Team, das mit der Führungskraft an einem Strang zieht und positiv auf die Unsicherheiten und Veränderung reagiert. Da das selten von alleine passiert, sind die Gespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeiter wegweisend.
news aktuell: Sie haben für Mitarbeitergespräche die Erfolgsformel w / e / r / k entwickelt. Was bedeutet das?
Wettig: w / e / r / k beschreibt die Gesprächshaltung: w/ertschätzend, e/hrlich, r/espektvoll und k/lar. Wenn sich Führungskräfte daran halten, ist das die beste Voraussetzung für gute, effektive Zusammenarbeit. Und zwar unabhängig, ob sie ihre Mitarbeiter im Gespräch loben oder kritisieren, fördern oder fordern. Kurz gesagt: Ein gutes Mitarbeitergespräch ist immer auch ein gutes "Werk".
news aktuell: Bedeutet das, Mitarbeiter nehmen Kritik einfach so hin und sind danach von selbst motiviert?
Wettig: Nein, das wäre schön. Natürlich kommt es auf die Art und Weise an, wie man Feedback gibt. In meinen Workshops lernt man, Kritik konstruktiv und Lob glaubhaft zu vermitteln statt Motivation zu zerstören. Und zwar in dem man so ein richtig leckeres Sandwich für den Mitarbeiter backt: Zunächst ein (ernstgemeintes!) Lob, damit die Ohren nicht zuklappen. Dann den Klops in die Mitte. Und dann wieder etwas Angenehmes zum Schluss. Belegt man alles mit nachvollziehbaren, konkreten und wahren Beispielen, fällt Kritik und Lob auf einen gut bereiteten Boden. Daraus wächst dann meist gute Arbeit.
news aktuell: Das hört sich so an, als wären gute Techniken das wichtigste. Muss sich die Führungskraft überhaupt noch auf das Gespräch vorbereiten?
Wettig: Die inhaltliche und strategische Vorbereitung ist sehr wichtig. Dazu muss die Führungskraft wissen, was sie im Gespräch erreichen möchte und wie sie sinnvoll da hinkommt. Und das dem Mitarbeiter transparent darstellen. Beispielsweise sollte sie wissen, welche aktuellen Aufgaben, besondere Leistung oder welchen Stand im Kollegenkreis ihr Gesprächspartner hat. Vielleicht gibt es auch vereinbarte Ziele, die man gemeinsam überprüft.
news aktuell: Könnte man ein Mitarbeitergespräch standardisieren, zum Beispiel mit einem Leitfaden, den man Punkt für Punkt abarbeitet?
Wettig: Einige Führungskräfte machen das, wohl um eine Art Gerechtigkeit und Vergleichbarkeit herzustellen. Ich kann dieses statische Vorgehen nicht empfehlen - Mitarbeiter sind Menschen, keine Nummern. Was sonst schnell passiert ist: Monolog statt Dialog. Wer seine Mitarbeiter professionell führt, kennt jeden einzelnen. Und um Menschen kennen zu lernen, muss man einfach Fragen stellen, aktiv zuhören und im Gespräch herausfinden, wo die fachlichen Qualitäten, persönlichen Fähigkeiten und Zielvorstellungen des Mitarbeiters liegen. Letztlich geht es darum, das Team möglichst produktiv zu machen. Mitarbeitergespräche sind eben immer auch ein Instrument für das wirtschaftliche Gelingen des Unternehmens.
news aktuell: Frau Wettig, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Christiane Wettig ist zertifizierte Kommunikationstrainerin und Systemischer Coach. Die Lehrbeauftragte der Hamburger Universität berät und unterstützt seit rund zehn Jahren Unternehmen, die ihre Unternehmensentwicklung intern wie extern durch professionellere Kommunikation optimieren. Zu ihren Kunden zählen große Unternehmen wie Beiersdorf, Die Bahn oder Zürich Versicherung, aber auch Mittelständler und die Medienbranche.
Das nächste Seminar zum Thema: 22.-23. Februar, "Mitarbeitergespräche souverän führen", media workshop der dpa-Tochter news aktuell in Hamburg: www.media-workshop.de/workshop/1464.
Zu den Fortbildungsseminaren von news aktuell: Kleine Seminargruppen und namhafte Referenten sichern den Lernerfolg und eine exzellente Betreuung aller Teilnehmer. Alle Themen bietet news aktuell auch als Inhouse-Seminar an. Seit dem Jahr 2001 haben bereits mehr als 9.000 PR-Fachkräfte an den Fortbildungen der dpa-Tochter in Deutschland und der Schweiz teilgenommen.
Das gesamte Programm 2010: http://www.media-workshop.de/programm2010
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