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NABU und LBV: Seriöse Debatte statt Panikmache Jahresvogel Kormoran: Naturschutzverbände setzen auf sachlichen Dialog

Berlin/Ulm (ots)

Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in
Bayern (LBV) haben anlässlich ihrer heutigen Fachtagung zum Kormoran 
die Fischereiverbände und die rund eine Million Hobby-Angler in 
Deutschland zum Dialog und zu einer Rückbesinnung auf den Artenschutz
aufgerufen. Die angekündigte Demonstration der Fischerei- und 
Anglerverbände auf dem Ulmer Münsterplatz bezeichnete 
NABU-Vizepräsident Helmut Opitz als ein falsches Signal.
"Die Reaktion des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg, der 
anlässlich unserer Jahresvogeltagung zu dieser Gegenveranstaltung 
aufgerufen hat, ist für uns nicht nachvollziehbar. Vertreter der 
Fischerei sind offiziell eingeladen und werden bei unserer Tagung 
sprechen, doch draußen wird lautstark demonstriert. Das passt nicht 
recht zusammen. Dialog sieht anders aus." Auch der LBV-Vorsitzende 
Ludwig Sothmann reagierte mit Unverständnis auf den 
Konfrontationskurs der Demonstranten vor dem Ulmer Stadthaus: 
"Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, den jahrelangen Streit um 
Kormorane zu versachlichen, wird hier von Seiten der Fischerei Öl ins
Feuer gegossen". Mit einer Aufklärung der Öffentlichkeit über den 
richtigen Umgang mit dem fischfressenden Vogel habe die Demonstration
leider wenig zu tun.
In ihrer Auffassung bestätigt sehen sich NABU und LBV aktuell 
durch die am Dienstag von der Bundesregierung erteilte Antwort auf 
eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Danach geht 
die Regierung nicht davon aus, dass sich die Zahl der zurzeit 24.000 
Kormoranbrutpaare in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. Ihrer 
Aussage nach deute jetzt vieles darauf hin, "dass der Kormoran in 
Deutschland die Kapazitätsgrenze seines Lebensraumes inzwischen 
erreicht hat", heißt es in der Antwort. Gleichzeitig nehme die 
"innerartliche Konkurrenz" zu, so dass nicht mit relevanten 
Wachstumsraten zu rechnen sei, so die Einschätzung der 
Bundesregierung.
NABU-Vizepräsident Opitz: "Das immer wieder hervorgebrachte Gerede
von 'Überpopulationen' des Kormorans sollte damit endlich ein Ende 
haben." Die Bundesregierung hatte ferner darauf verwiesen, dass die 
Europäische Kommission die Erarbeitung eines 
"Kormoranmanagementplans" auf europäischer Ebene für "nicht 
verhältnismäßig" erachte. Vertreter von NABU und LBV präsentierten 
auf der gemeinsamen Fachtagung auch Zahlen zur Bestandsentwicklung 
des Kormorans in den einzelnen Bundesländern. Danach sind Zuwächse 
schon seit längerem nur noch in Mecklenburg-Vorpommern festzustellen.
NABU und LBV setzten auch den Fischartenschutz auf die 
Tagesordnung ihrer Veranstaltung. Ihr Fazit: Kormorane rotten keine 
Fischarten aus. "Als Nahrungsopportunist erbeutet der Kormoran die 
Fische, die am häufigsten und am leichtesten zu erbeuten sind. 
Seltene Arten sind daher auch in seiner Nahrung nur selten zu 
finden", erläuterte NABU-Vogelschutzexperte Markus Nipkow. Wer es mit
dem Schutz selten gewordener Fische wie der Äsche ernst meine, der 
solle sich konsequent für die Erhaltung und Wiederherstellung 
naturnaher Fließgewässer stark machen. Stattdessen seien z.B. 
Schonmaßnahmen für den Äschenbestand im Rhein von Seiten der Jagd- 
und Fischereiverwaltung im schweizerischen Thurgau unlängst wieder 
gelockert worden, nachdem sich der Bestand dieser Rote-Liste-Art von 
seinen immensen Verlusten im Hitzesommer 2003 gerade erst etwas 
erholt hatte. "Hier wünschen wir uns darum auch mehr Redlichkeit 
seitens der Angler", so Nipkow. Deren Interesse am Angeln sei 
zweifellos legitim, bundes- und europarechtliche Vorgaben des 
Artenschutzes dürfe man jedoch nicht aus den Augen verlieren. Der 
Kormoran bleibe eine zu schützende Vogelart.
Fotos und Filmmaterial erhalten Sie unter www.NABU.de/presse und 
bei NABU-Pressesprecherin Kathrin Klinkusch, Tel. 030-284984-1510.
Hintergrundinformationen zu finden unter www.NABU.de und 
www.vogel-des-jahres.de. Auf www.kormoranfreunde.de, der 
Kampagnen-Seite zum Vogel des Jahres 2010, kann man sich als Freund 
des verfolgten Vogels registrieren.
Die Farbbroschüre zum Jahresvogel 2010 (Art.-Nr. 1922) kann für 1 
Euro zzgl. Versandkosten beim NABU-Natur-Shop, Am Eisenwerk 13, 30519
Hannover (www.NABU.de/shop) bezogen werden.
Originaltext vom NABU

Pressekontakt:

Dr. Markus Nipkow, NABU-Referent für Ornithologie und Vogelschutz,
mobil: 0172-9108275.
Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Artenschutzreferent, Tel.
09174-4775-30.

Original-Content von: NABU, übermittelt durch news aktuell

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