NABU: EU-Parlament gegen Ausweitung der Jagd auf Zugvögel
Bonn/Brüssel (ots)
Mit einer konzertierten Aktion haben die europäischen Naturschutzverbände eine massive Schwächung der EG-Vogelschutzrichtlinie verhindert. Dank intensiver Lobbyarbeit des NABU, seiner europäischen Partner von BirdLife International und anderer Verbände wurde die erforderliche Stimmenzahl für eine Initiative des Südtiroler Europaabgeordneten Michl Ebner zur Verlängerung der Jagdzeiten auf Zugvögel verfehlt. Während Sozialisten und Grüne schon früh die Gefahr für den Zugvogelschutz erkannt und dem Angriff auf die Vogelschutzrichtlinie ihre Unterstützung versagt hatten, war die Erklärung Ebners von etwa zwei Drittel der deutschen Abgeordneten der konservativen Europäischen Volkspartei zunächst unterschrieben worden. Nach Interventionen der Naturschutzverbände und zahlreicher besorgter Bürger zogen mehrere Abgeordnete ihre Unterschriften wieder zurück.
Ebners Attacke auf die EG-Vogelschutzrichtlinie war nicht der erste Versuch, den Schutz der Zugvögel zu schwächen und die in Südeuropa teilweise noch mittelalterlichen Jagdpraktiken zu legalisieren, so NABU-Europaexperte Claus Mayr: "Auch nach 20 Jahren werden vor allem in Südeuropa immer noch viele bedrohte Vogelarten mit geblendeten Käfigvögeln angelockt, mit Leimruten und Netzen gefangen oder geschossen". Alleine in Frankreich landeten jährlich bis zu 5 Millionen Feldlerchen und 500.000 Kiebitze als zweifelhafte "Delikatesse" in Kochtopf und Pfanne. Etwa zwei Drittel der in Frankreich bejagten Arten seien bedroht, so der NABU-Experte.
Deshalb hatte BirdLife International im Frühjahr 2000 der Präsidentin des EP, Nicole Fontaine, über 2,2 Millionen Unterschriften gegen das französische Jagdgesetz und gegen eine Verlängerung der Jagdzeiten auf Zugvögel überreicht. Über eine Million Unterschriften kamen alleine aus Frankreich.
Das Scheitern der Ebner-Initiative bewertete NABU-Experte Mayr als "schallende Ohrfeige" für die Zugvogeljäger in Frankreich und Italien und als großen Erfolg für die konzertierte Aktion der europäischen Naturschutzverbände. Erschreckend sei allerdings, dass neben Italienern und Franzosen auch viele deutsche Europaabgeordnete auf eine Ausweitung der Jagdzeiten geschielt oder in völliger Unkenntnis der Fakten unterschrieben hätten, so Mayr.
Für Rückfragen: Claus Mayr, NABU-Europareferent, Tel. 0228-4036-166.
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