Programmtipps und Informationen vom 1. bis 14. Januar 2001
Teil 2
Mainz (ots)
Montag, 8. Januar 2001
22.55 Uhr Fantastic Voyages: Albträume Teil 2 (Erstausstrahlung)
Eine schäbige Hochhaussiedlung, eine alte Frau, die ihren Hund spazieren führt, ein Fernseher, der das angstverzerrte Gesicht einer schreienden Figur gebiert: Die zweite Folge der siebenteilige Dokumentarreihe "Fantastic Voyages", die filmisch innovative Musikvideos als Kunstform untersucht, führt in das Reich der Geister, Monster, Doppelgänger und Kampfmaschinen und zeigt Albtraum-Szenarien, die von Kontrollverlust, Verfolgungsjagden und Körper-Deformationen handeln. Die Filmwissenschaftlerin Heike Melba Fendel und der Philosoph und Psychoanalytiker Slavoj Zi_ek untersuchen unter anderem, ob die gezeigten Albtraum-Phantasien Helden kennen, welcher archaischen Muster sich die Regisseure bedienen und ob die Musik im Zusammenspiel mit den visuellen Entwürfen therapeutische Qualität hat.
Am Montag, 15. Januar, um 23.00 Uhr, führt "Fantastic Voyages: Space is the Place" ins All und entwirft eine Kosmologie, die von Raumschiffen, Aliens und Ufos bevölkert ist. Dienstag, 9. Januar 2001
14.30 Uhr Red Skelton Die Tränen des Clowns
Nachdem sich seine Frau Paula (Jane Greer) von ihm trennte und er zu trinken begann, ist Dodo Delwyn (Red Skelton) vom gefeierten Clown zum dummen August im Vergnügungspark Coney Island abgestiegen. Aus den Tagen seiner großen Erfolge ist ihm nur sein kleiner Sohn Dink (Tim Considine) geblieben. Als Dodo auch seinen schäbigen Rummelplatzjob verliert und sich maßlos betrinkt, sucht sein Sohn Goldie (Loring Smith), den früheren Agenten seines Vaters, auf. Auf Dinks Drängen erhält Dodo die Chance für ein Comeback ...
Red Skelton erhielt mit seiner Rolle in Robert Z. Leonards anrührender Tragikomödie aus dem Jahr 1952 die Gelegenheit, sein Talent als Charakterdarsteller zu zeigen.
"Die Tränen des Clowns" bildet den Auftakt zu einer siebenteiligen Red-Skelton-Reihe. Als nächsten Film zeigt 3sat am Samstag, 13. Januar, ab 16.00 Uhr "Der Superspion" (1948). In Edward Sedgwicks übermütiger Slapstick-Komödie spielt Skelton einen tollpatschigen Hotelpagen, der im amerikanischen Bürgerkrieg als Superspion eingesetzt wird.
22.25 Uhr Mike Leigh Lügen und Geheimnissse
Als die junge Farbige Hortense (Marianne Jean-Baptiste) nach dem Tod ihrer Pflegeeltern mit ihrer leiblichen Mutter Cynthia (Brenda Blethyn) Kontakt aufnimmt, ist das für Cynthia ein Schock. Doch als sich Mutter und Tochter erstmals treffen, bewirkt das Sprechen mit der fremden und doch so vertrauten Person eine Wandlung in Cynthia: Sie achtet mehr auf sich und ihre Gefühle und geht mit ihrer zweiten Tochter Roxanne entspannter um. Doch noch steht die Konfrontation aus, die das Netz aus Lügen und Selbstbetrug endgültig zerreißen wird.
Mit "Lügen und Geheimnisse", der 1996 in Cannes mit einer Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, setzt 3sat seine Reihe mit Filmen von Mike Leigh fort. Der mit intensiver und subtiler Komik gewürzte Film handelt von verletzbaren Menschen, die sich lange Zeit selbst betrügen, bevor sie die Kraft der Wahrheit erleben. Sorgfältig zeichnet der britische Regisseur das soziale Umfeld seiner Figuren nach.
Als nächsten Film der Mike-Leigh-Reihe zeigt 3sat am Donnerstag, 11. Januar 2001, ab 20.15 Uhr den Spielfilm "Hohe Erwartungen" aus dem Jahr 1988, der alt gewordene Linke und neureiche Emporkömmlinge auf engstem Raum miteinander konfrontiert.
Mittwoch, 10. Januar 2001
20.15 Uhr Morgen in Shanghai (Deutsche Erstausstrahlung)
Shanghai soll Modellstadt für das China der Zukunft sein, das noch in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts stärkste Wirtschaftsmacht der Welt werden möchte. In den vergangenen Jahren wurden in der chinesischen Metropole zahlreiche Prestige-Bauwerke und Türme aus Glas und Stahl hochgezogen. Dort lebt eine neue Generation junger Chinesen, die sich im Internet, in Designstudios und bei mondänen Modeschauen zu Hause fühlt. Doch noch immer erinnert das Treiben in den kleinen Straßen Shanghais an das dörfliche Leben vergangener Jahrhunderte. Dort wird deutlich, dass der "Morgen in Shanghai" erst begonnen hat. Ein langer Weg steht noch bevor, bis China sein Ziel erreicht hat und eine wirklich moderne Wirtschaftsmacht ist. Michael Brauners Dokumentation porträtiert die sich wandelnde Stadt und ihre Menschen.
22.25 Uhr 50 Jahre Fernsehfilm Egon und das achte Weltwunder
"Nieten in Nietenhosen" sind im Borkenheider Kulturhaus unerwünscht. Dieser ideologische Seitenhieb gegen westliche Lebensart erzeugt bei den Jungs vom Musikklub Frust, der ausgelebt werden will. Doch nach einem halben Jahr Knast wegen Körperverletzung will Egon (Gunter Schoß) ein neues Leben beginnen. An der Läuterung ist die Abiturientin Christine (Traudel Kulikowsky) nicht ganz unbeteiligt. Ihretwegen lässt sich Egon zum Arbeitseinsatz am "Jugendobjekt Große Wiese" versetzen und wandelt sich zum vorbildlichen Bestarbeiter. Weder Christine noch Kulturhausleiter Schmiedeberg (Heinz Behrens ) ahnen etwas von Egons Vergangenheit. Da tauchen die Jungs vom Musikklub im Jugendlager auf ...
"Egon und das achte Weltwunder" entstand nach dem gleichnamigen Roman von Joachim Wohlgemut aus dem Jahre 1962, der zu einem Bestseller in der DDR wurde. Generationen sind mit diesem Buch groß geworden, es wurde für Hörfunk und Theater adaptiert. Die Fernsehverfilmung zählte zu den meist wiederholten Sendungen des DDR-Fernsehens.
3sat setzt seinen Programmschwerpunkt "50 Jahre Fernsehfilm" am Mittwoch, 17. Januar, ab 22.25 Uhr mit "Wilhelmsburger Freitag" (1964) fort.
Donnerstag, 11. Januar 2001
14.45 Uhr Fernsehen als Zeitgeschichte 20 Jahre Greenpeace - Von Regenbogen-Kämpfern zum Öko-Multi
Seit 20 Jahren gibt es die Umwelt-Organisation "Greenpeace" in Deutschland. Gleich ihr erster Auftritt prägte das Bild, das die Öffentlichkeit von den Öko-Kämpfern gewann: Ein kleines Schlauchboot paddelte vor dem Giftfrachter "Kronos Titan". David gegen Goliath, ein paar standhafte, oft waghalsige Idealisten im Einsatz gegen multinationale Konzerne.
Nach jahrelangem Kampf für eine saubere Umwelt fragt "Fernsehen als Zeitgeschichte": Was haben die - oft umstrittenen - Aktionen gebracht? Welche Erfolge gehen auf das Konto der "Rainbow Warriors", wie die Greenpeace-Schiffe in Anlehnung an alte indianische Mythen heißen? Hans-Ulrich Stelter blickt auf die spektakulärsten Aktionen zurück und diskutiert mit Greenpeace-Gründer Harald Zindler und Greenpeace-Geschäftsführerin Brigitte Behrens die wechselhaften Jahre der Umweltidealisten.
Donnerstag, 11. Januar 2001
15.45 Uhr Aus anderer Sicht "Live is Life" (Erstausstrahlung)
"Ich wurde mit einer Behinderung geboren, aber erst durch die Reaktionen meiner Umgebung werde ich zur Behinderten gemacht. Das macht mich wütend". Wut hat Bettina Mücke aber nicht nur auf Angehörige, sondern auf alle Menschen, die ihr im Alltag begegneten und ihr Grenzen setzten, die nicht die ihren waren. Als sie den Beruf der Logopädin erlernen wollte, wurden ihr viele Knüppel in den Weg geworfen. Es hagelte Absagen. Doch mit viel Krafteinsatz und unbändigem Willen hat sie bekommen, was sie wollte. Heute ist sie Lehrlogopädin und stellvertretende Leiterin einer Logopädenschule. Sie bewegt sich kraftvoll und selbstbewusst durchs Leben. In Rolf Sterzingers Dokumentation denkt sie über die Widerstände nach, mit denen sie sich immer wieder auseinander setzen musste.
Freitag, 12. Januar 2001
21.30 Uhr 3satBörse
Die Euro-Schwäche verzerrt das Bild. Europas Aufholjagd gegenüber den USA ist in Fahrt gekommen. Die Hightech-Revolution bringt kräftige Produktivitätsschübe für europäische Unternehmen. Bei Internet- und Handynutzung laufen viele Europäer den Amerikanern inzwischen den Rang ab. Löst Europa schon bald die USA als Lokomotive der Weltwirtschaft ab? Horst G. Frey von "Kant!"-Vermögensmanagement verrät, welche Branchen und Einzelaktien vom Aufschwung in Europa profitieren. Im Porträt: "Electronic Arts", der weltgrößte Hersteller von Computerspielen, der unter anderem die Rechte an der Spiele-Vermarktung von Harry Potter hält.
Es moderiert Peter Nemec.
Freitag, 12. Januar 2001
1.30 Uhr Peter Weniger Project JazzBaltica-Festival 2000 (Erstausstrahlung)
Der deutsche Saxofonist Peter Weniger hat neben seinen häufigen Engagements in Duos, Trios und Quartetten auch als Gast in diversen Bigbands gespielt. Zudem ist er ständiges Mitglied des JazzBaltica-Ensembles. Stilistisch deckt Peter Weniger alle Felder vom Mainstream über freien Jazz bis zum Funk ab. Beim zehnten Jubiläum des JazzBaltica-Festivals im Sommer 2000 bekam Weniger die Möglichkeit, sein eigenes Projekt auf die Bühne zu stellen. Dazu lud er gute Freunde ein. Unter anderen unterstützten der Trompeter Tim Hagans und der von Fachkreisen wegen seiner Technik und Kreativität hoch gelobte Posaunist Conrad Herwig ihren Bandleader.
Mit der "NDR Big Band", die beim zehnten "JazzBaltica-Festival" im Sommer 2000 unter der Leitung von Dieter Glawischnig die Musik von Abdullah Ibrahim spielte, präsentiert 3sat morgen, 13. Januar, um 2.05 Uhr ein weiteres Highlight des "Ars-Baltica"-Events.
Samstag, 13. Januar 2001
20.15 Uhr Wilhelm Tell
Für Friedrich von Schiller war der Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell in dem gleichnamigen Drama ein Einzelgänger, der sich von den Verschwörern der Urkantone zwar fernhält, den Verfolgten der habsburgischen Besatzungsmacht im Notfall jedoch Hilfe zu leisten bereit ist. Tells Weigerung, dem Hut des tyrannischen Landvogts Geßler (Gert Voss) die Ehre zu erweisen, führt schließlich zu Tells Verhaftung und zu der Forderung Geßlers, Tell solle einen Apfel vom Kopf des eigenen Sohnes schießen. Dass sich Tell dabei nicht unterwürfig zeigt, ruft Geßlers Hass hervor. Als Wilhelm Tell den Landvogt nach seiner Flucht in der hohlen Gasse bei Küßnacht mit einem Pfeil tötet, gibt er damit zugleich das Signal zum Aufstand der Urkantone.
3sat zeigt Claus Peymanns werkgetreue Inszenierung von Schillers "Wilhelm Tell", die 1990 am Wiener Burgtheater aufgeführt wurde. Über die Inszenierung schrieb Hellmuth Karasek voll Enthusiasmus im "Spiegel": "Es ist Peymann hoch anzurechnen, dass er nicht den allgewaltigen Regietyrannen hervorkehrte, der alles auf den Kopf stellt, um Allmacht als Spielbarkeit vorzutäuschen. Nein, gleichsam lammfrormm näherte sich Peymann dem Stück, ohne Spott und Umstülpungswut".
Sonntag, 14. Januar 2001
11.35 Uhr Matinee Erinnerung an einen Sommer in Berlin
1936 kam ein junger amerikanischer Schriftsteller nach Deutschland: Thomas Wolfe. Das Dritte Reich war gerade drei Jahre alt. Wie in Amerika waren seine Romane auch in Deutschland sehr geschätzt. Zu Deutschland, zu Berlin hatte Thomas Wolfe eine besonders innige Beziehung, doch er konnte nicht wissen, dass er diesmal gekommen war, um Abschied zu nehmen. "You can't go home again" sollte er später sein Buch nennen - du kannst nicht mehr nach Hause, sie haben die Welt verändert.
Rolf Hädrich verfilmte "You can't go home again" und ergänzte sein Dokudrama mit Originalaufnahmen aus Dokumentarfilmen und Wochenschauen von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Zeitzeugen wie Heinz Maria Ledig-Rowohlt, Leni Riefenstahl, der amerikanische Historiker William L. Shirer, Albert Speer und Marshall Wayne, einer der Olympiasieger von 1936, schildern darüber hinaus ihre Erinnerungen.
Redaktionshinweis: Im Rahmen der großen 3sat-Retrospektive "50 Jahre Fernsehfilm" erörtert 3sat in "Fakten und Fiktionen", Donnerstag, 18. Januar, 22.25 Uhr, die Genre übergreifende Mischform "Dokudrama", die in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebt. "Erinnerung an einen Sommer in Berlin" ist der erste Film im 3sat-Programm - vor "Wilhelmsburger Freitag", Mittwoch, 17. Januar, 22.25 Uhr -, den Gerhard Lampe in "Fakten und Fiktionen" diskutiert.
21.15 Uhr Roglers Freiheit Die 3sat-Live-Satire-Show von und mit Richard Rogler
In der ersten Ausgabe des neuen Jahres erwartet Richard Rogler Comedy-Star Rüdiger Hoffmann und die Musik-Kabarettistin Nessi Tausendschön. Nessi Tausendschön erscheint als "Königin von Deutschland" auf der Bühne. Mit Chansons und Couplets versucht sie, ihre künftigen Untertanen für sich einzunehmen. Die Künstlerin, im Jahr 2000 mit dem Kabarettpreis "Salzburger Stier" ausgezeichnet, nennt das "skurril-poetisches Musiktheaterkabarettvarietee mit akrobatischen Einlagen". "Ich komme ...!", verspricht Rüdiger Hoffmann in seinem neuen Soloprogramm. Seine Geschichten über das alltägliche Leben haben es in sich, denn der deutsche Textdichter und Kabarettist versteht es meisterlich, die "Tragik des Lebens, die die eigentliche Triebfeder und Quelle des Witzes ist", aufzuspüren.
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