Der tyrannische Kunde - 3sat-Doku über Internet-Bewertungen und ihre Wirkmacht
Mainz (ots)
Wissenschaft am Donnerstag, 19. Mai 2016 20.15 Uhr: Der tyrannische Kunde. Bewertungen als Wirtschaftsfaktor 21.00 Uhr: Gesprächssendung scobel - Rüpel, Rowdies, Radikale Erstausstrahlungen
Bewertungen im Internet sind für den Online-Handel extrem wichtig, eine Art neuer Währung. Ob Kauf oder Miete, ob Waren, Reisen oder Dienstleistungen: Erst werden Sterne gezählt, Bewertungen gelesen. Und die sind ein Wirtschaftsfaktor: Wer würde ohne guten Leumund des Anbieters Gebrauchtes kaufen, eine Privatwohnung mieten oder in einem Privatauto mitfahren? Die Konsumenten haben gelernt, dass Bewertungen Sicherheit gewähren und sogar Macht verleihen. Die Dokumentation "Der tyrannische Kunde. Bewertungen als Wirtschaftsfaktor" von Christian Bock und Utta Seidenspinner zeigt, wie weit diese Macht und der Missbrauch des Kunden bisweilen reicht und was das für die Gesellschaft bedeutet.
Schlechte Bewertungen sind richtig schlimm, besonders für kleine Händler auf der Verkaufsplattform Amazon. Lieber lassen die sich auf ungerechtfertigte Reklamationen und Rabattforderungen ein, als durch schlechte Bewertungen vom Online-Marktplatz ausgesperrt zu werden.
Bei einer Studie der "Nielsen Company" gaben 86 Prozent aller Befragten an, sie suchten nach Bewertungen im Internet, bevor sie mit jemandem ins Geschäft kommen. Insbesondere elektronische Produkte und Reisen laufen über Bewertungen, aber auch Restaurants, Bekleidungsgeschäfte und Ärzte. 70 Prozent der Befragten gaben an, auf Bewertungen zu vertrauen, die im Internet öffentlich gemacht werden. Übertroffen werden diese Werte nur von persönlicher, guter alter Mund-zu-Mund-Propaganda (92 Prozent). Über die Hälfte aller Kaufentscheidungen wird aufgrund von hohen Verkaufsrängen und positiven Bewertungen gefällt.
Warum vertrauen Kunden im Internet wildfremden Menschen? Verlassen sie sich künftig lieber auf Auskünfte aus dem Netz als auf die eigene Wahrnehmung? Und obwohl 45 Prozent der Internetnutzer grundsätzlich von Manipulationen ausgehen, genügen ihnen bereits vier bis sieben Kommentare, um eine Bewertung als glaubwürdig einzustufen. Keine Bewertungen hingegen sind genauso schlimm wie schlechte Bewertungen.
Die Internetnutzer haben durchaus Grund, den Online-Bewertungen zu misstrauen. Die Dokumentation "Der tyrannische Kunde?" macht die Probe: Was lassen sich Händler alles gefallen, nur um keine schlechte Bewertung zu erhalten? Sie zeigt auch, wie große Handelsplattformen versuchen, die Macht des Kunden durch gekaufte Bewertungen zu untergraben. Wie unterscheidet man echte von falschen Bewertungen? Der Film liefert eine Bestandsaufnahme über den unheimlichen Erfolg von Bewertungen in allen Lebenslagen und geht der Frage nach, welche Auswirkung dies auf unsere Gesellschaft hat.
Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über weitere Aspekte des Themas. Diesmal geht es unter dem Titel "scobel - Rüpel, Rowdies, Radikale" um die generelle Verrohung der Gesellschaft, wie man sie beispielsweise im Autoverkehr und im Sport immer öfter erkennen könne.
Gert Scobels Gäste sind: Ute Frevert, Historikerin und Leiterin des Fachbereiches Geschichte der Gefühle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin Andreas Zick, Sozialpsychologe und Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung in Bielefeld Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen
Hinweis für Journalisten: Weitere Informationen zu "Der tyrannische Kunde" inklusive Video-Stream der Dokumentation finden Sie hier: https://pressetreff.3sat.de/programmhinweise/artikel/kunde-tyrann/ Zu "scobel - Rüpel, Rowdies, Radikale": https://pressetreff.3sat.de/programm/programmhinweise/artikel/scobel- 3/
Bilder zu den beiden Sendungen: https://presseportal.zdf.de/presse/wad
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