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nano extra: Toedliche Forschung
Sonntag, 30. Januar 2005, 18.00 Uhr, 3sat

Mainz (ots)

Die Max-Planck-Gesellschaft gilt vielen als Olymp
der deutschen Forschung, doch schaden nationalsozialistische Wurzeln
ihrem Ruf. Die Forschungsgesellschaft wurde zwar erst 1948 gegründet,
aber sie entstand aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die im
„Dritten Reich“ ihre Arbeit auch in den Dienst von Hitlers
Kriegspolitik gestellt hatte. Im März 2005 sollen die Untersuchungen
einer unabhängigen, vom ehemaligen Präsidenten der
Max-Planck-Gesellschaft, Professor Hubert Markl, eingesetzten
Kommission abgeschlossen sein.
Die Gründung der Max-Planck-Gesellschaft war nur scheinbar ein
Neuanfang, mit dem man sich nicht wirklich des Erbes der
Vorgängergesellschaft, der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-
Gesellschaft, entledigt hatte. Die neue Forschungseinrichtung
übernahm Mitarbeiter ihrer Vorgängerinstitution; es gab keine klare
Grenzziehung zur Nazi-Wissenschaft. Mit der Kaiser-Wilhelm-
Gesellschaft hat Deutschland zwar so viele Nobelpreisträger
hervorgebracht wie kein anderes Land in den ersten beiden Jahrzehnten
des 20. Jahrhunderts: Albert Einstein, Werner Heisenberg, Wilhelm
Conrad Röntgen, Otto Hahn und viele andere. Aber viele der
prominenten Forscher mussten im Dritten Reich das Land verlassen und
die, die blieben, sollten ihre Arbeit in den Dienst der Hitlerschen
Kriegspolitik stellen. Und sie taten es, entwickelten Waffentechnik
und Giftgas und profitierten von Menschenversuchen, von grausamen
Experimenten an körperlich und geistig Behinderten und an den
Häftlingen in den Vernichtungslagern.
Mit ihrem nationalsozialistischen Erbe wollte sich die Max-Planck-
Gesellschaft lange nicht befassen. Die Wende kam erst mit dem Wechsel
an der Spitze: 1997 setzte der damalige Präsident der Gesellschaft,
Professor Hubert Markl, eine unabhängige Kommission ein mit dem Ziel,
die Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus
zu erforschen. Er verschaffte einer unabhängigen Forschergruppe
erweiterten Zugang zu den Akten und ließ sogar den gesperrten
Nachlass von Adolf Butenandt öffnen, dem Präsidenten der Gesellschaft
in den Jahren 1960 bis 1972. Die Untersuchungen sollen im März 2005
abgeschlossen sein.
Die „nano extra“-Dokumentation von Christian Kapp und Hans
Rubinich beleuchtet dieses Kapitel der deutschen Forschung und
begleitet Eva Moses-Kor, eine der Überlebenden der Zwillingsforschung
in Auschwitz, auf ihrer Deutschland-Reise. Hier möchte Sie aus erster
Hand erfahren, welche Experimente man an ihr vorgenommen hat, denn
noch heute können Ärzte sie nur unzureichend gegen ihre Folgeleiden
behandeln.
Redaktionshinweis: Fotos erhalten Sie bei der
ZDF-Bildbereitstellung unter http://bilderdienst.zdf.de und
VHS-Kassetten unter  bernhard.p@3sat.de.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat
Peter Bernhard (06131 – 706261)
Mainz, 17. Januar 2005

Original-Content von: 3sat, übermittelt durch news aktuell

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