PHOENIX-Programmhinweis für Freitag, 14. Januar 2000
Köln (ots)
20.15 Uhr Schwerpunkt Abzockerei oder Klimaschutz? - Die Ökosteuer und der Sprit
Erstmalig hat der Preis für den Liter Super-Benzin vielerorts die magische Grenze von zwei Mark überschritten, obwohl der Rohölpreis fällt. Grund: Mit der zweiten Stufe der Ökosteuer ist der Benzinpreis um sechs Pfennig pro Liter gestiegen. Bis 2003 wird sich das jährlich wiederholen. Mit den Mehreinnahmen soll vor allem der Bundeszuschuss zur Gesetzlichen Rentenversicherung erhöht werden.
Den Mineralölkonzernen wird vorgeworfen, sie hätten die Gunst der Stunde genutzt und die Preise höher angesetzt als nötig. Der Bundesregierung wird vorgeworfen, die Ökosteuer schade dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Umweltverbände fordern einen noch höheren Spritpreis und kritisieren, das Geld werde nicht zweckgebunden für die Umwelt eingesetzt.
Abzockerei oder Klimaschutz? Ist die Ökosteuer der richtige Weg?
Anke Plättner diskutiert mit Reinhard Loske, Bündnis 90/Grüne, Dr. Peter Schlüter, Mineralölwirtschaftsverband, Prof. Martin Jänicke, Forschungsstelle für Umweltpolitik der FU Berlin und Mitglied des Umweltrates, und Hans-Ulrich Liebern, Bund der Steuerzahler NRW.
Interessierte Zuschauer können unter Telefon 01802-8217 oder Fax 01802-8213 mitdiskutieren.
21.00 Uhr Wer bremst, verliert Die Deutschen und ihre Autos
Der Deutsche liebt sein Auto. Oft mehr als seine Frau, sein Kind, seinen Hund. Er pflegt es, schützt es, zeigt es vor. Er ist vernarrt in Blech und PS. "Sag mir, was für ein Auto du fährst, und ich sage dir, wer du bist". Das Auto ist Statussymbol, Lustobjekt und Fetisch zugleich. Und manchmal wird es zur Waffe im alltäglichen Straßenkampf: Wer bremst, verliert. Sein Auto gibt dem Deutschen in West und Ost Kraft und Selbstbewusstsein, das Gefühl von unbegrenzter Freiheit. Doch immer häufiger endet die Fahrt für freie Bürger im Stau, auf dem Schrottplatz, im Krankenhaus.
Der Philosoph Peter Sloterdijk sagt: "Das Automobil ist ebenso sehr Rausch wie Regressionsmittel. Es ist ein rollender Uterus, der sich von seinem biologischen Vorbild dadurch unterscheidet, dass er mit Beweglichkeit und Autonomiegefühlen verbunden ist." Mit seinem Auto steckt der Fahrer sein Revier ab, das er mit allen Mitteln verteidigt. Zunehmend aggressiver werden die Auseinandersetzungen auf den deutschen Straßen. Doch zunehmend aggressiver werden auch die Gegner der Mobilität: Militante Autohasser blockieren Straßen, beschädigen Fahrzeuge.
Der Film zeigt Fallbeispiele von deutschen Straßen: den Drängler auf der Autobahn, den Oldtimer-Narren, den Off-Road-Freak, den Trabi-Fahrer aus den neuen Ländern, der sich mit Gleichgesinnten ein Stück DDR bewahrt, den Besitzer eines aufgemotzten Kleinwagens, der am Wochenende auf dem Nürburgring die Sau rauslässt, den militanten Umweltschützer ebenso wie den Denunzianten, der stolz darauf ist, dass er schon über 2000 Parksünder angezeigt hat.
Ein Film von Ralph Quinke
19.15 Uhr Geheimes Russland 6-teilige Reihe. 2. Teil: Udatschnij - Die Stadt der Diamanten
Ein Felsbrocken aus Udatschnij, so groß wie ein Fußball, könnte einer Familie lebenslangen Wohlstand bescheren. Es gibt wohl keinen reicheren Boden auf der Erde als im sibirischen Jakutien - ein Land, 6000 Kilometer nordöstlich von Moskau, zehn Mal so groß wie Deutschland. Nirgendwo in Russland ist es so kalt - neun Monate Frost, bis zu 60 Grad minus.
Als Gott über die Erde flog, um die Reichtümer zu verteilen, sollten ihm über Jakutien die Hände so klamm gefroren sein, dass er alle Schätze auf einmal fallen ließ. So erzählt es eine Legende. Sie ist kaum übertrieben. Nur in Botswana werden mehr Diamanten gefördert. Erst in den fünfziger Jahren wurden die edlen Steine von sowjetischen Geologen im Permafrostboden entdeckt. Wo und wie viele, das wurde von Moskau zum Staatsgeheimnis erklärt. Sonderzulagen lockten Menschen aus der ganzen Sowjetunion in den eisigen Norden. In eine verbotene Stadt, die auf keiner Karte verzeichnet ist - nach Udatschnij, einst ein paar Dutzend hastig zusammengezimmerte Hütten rund um eine flache Grube. Heute ist Moskaus Schatztruhe 400 Meter tief, die größte offene Mine der Welt. 80 Prozent aller russischen Diamanten werden hier herausgekratzt. Wert der täglichen Ausbeute: 5 Millionen Mark.
Wie Leonid, ein Baggerführer aus der Ukraine, zogen die meisten für ein oder zwei Jahre in die verbotene Stadt. Bis heute braucht man dafür die Genehmigung des KGB. Sie kamen, um das schnelle Geld zu machen für ein Auto oder ein Häuschen in der Heimat. Alt werden wollte hier keiner. Doch die meisten mussten bleiben.
Monat für Monat hatte Leonid seine Rubel auf die hohe Kante gelegt. Doch dann - 1992 - kam die Währungsreform. Über Nacht war der ersparte Lohn für jahrelange harte Arbeit in Kälte, Staub und Lärm nur noch ein paar Flaschen Wodka wert.
Kein Geld mehr, keine Heimat mehr. Auch die Ukraine ging bei der russischen Wende verloren. Leonid ballt die Faust in der Tasche, wie viele hier, wenn sie an Gorbatschow oder Jelzin denken. Aber ändern können sie den Lauf der Geschichte nicht. "Sudba" - Schicksal, hart wie ein Diamant.
Auch Sascha, der Träumer, ist von der neuen Zeit enttäuscht. Mit einem Kinderzirkus will er ein wenig Zauber nach Udatschnij bringen, in das graue Ghetto auf dem glitzernden Schatz. Sascha will Zirkus, seine Frau will Geld. Er soll endlich arbeiten gehen, nörgelt die unzufriedene Irina. Doch Sascha lässt nicht ab von seinem Traum, hofft auf die Unterstützung von de Beers, den Diamantenkönigen aus Südafrika. Sie kontrollieren das weltweite Geschäft mit den teuren Steinen. Als die Abgesandten von de Beers nach Jakutien kommen, wollen Sascha und seine Zirkuskinder die Besucher mit einer Vorstellung erfreuen. Doch sie warten vergeblich...
Dokumentation von Jerzy Sladkowski
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation, Telefon 0221-220-8477, Fax 0221-220-8089
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