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PHOENIX

PHOENIX-Programmhinweis für Freitag, 24. März 2000
Zum 1. Jahrestag des Beginns des Kosovo-Krieges

Köln (ots)

20.15 Uhr Schwerpunkt
   Kosovokrieg: ein Jahr danach
Auf dem Balkan scheint sich ein neuer Krieg anzubahnen. Das Regime
des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic behauptet seine
Macht. Im Kosovo hat die Nato Schwierigkeiten, die verfeindeten Lager
zu befrieden. Sie mahnt Belgrad, aber auch die Albaner, zur
Zurückhaltung. Doch die Gewalt zwischen Serben und Albaner reißt
nicht ab. Mit mehr Soldaten versucht die KFOR Herr der Lage zu
werden.
Kann die UN-Übergangsverwaltung ohne einem funktionierenden
Justizsystem überhaupt für Ordnung und Sicherheit im Kosovo
garantieren? Hat die Nato versagt? Gibt es noch eine friedliche
Zukunft für Serben und Albaner im Kosovo? Diese Fragen diskutiert
Martina Sagurna u.a. mit General Klaus Ohlzhausen, dem
Friedensforscher Peter Schlotter und dem Fernsehjournalisten
Peter-Scholl-Latour.
Wie immer sind die Zuschauer eingeladen, sich über Telefon
01802-8217 oder Fax 01802-8213 an der Diskussion zu beteiligen.
21.00 Uhr Bitterer Balkan
   "Der Krieg ist eine Zerrüttung der Seelen"
   Ein elektronisches Tagebuch von Tilman Spengler
Das Tagebuch erzählt von einer zweiwöchigen Reise nach Montenegro
und in den Kosovo. Es ist der Sommer nach den Bomben, der Sommer nach
der Vertreibung der Kosovaren, der Sommer nach der "Intervention".
In Kotor ist ein Pfarrer damit beschäftigt, die wie er sagt
"Zerrüttung der Seelen" wieder zu heilen. Er will Schäden
restaurieren, materielle ebenso wie die des Herzens. Die Schäden des
Herzens sind solche, die "Ahnungslosigkeit und Gewalt" angerichtet
haben, von den meisten materiellen Schäden berichtet das Fernsehen.
Allerdings nicht von allen: Wie eine Warnung vor kommendem Unheil hat
1979 ein Erdbeben die Region erschüttert - und damit auch alle
Gotteshäuser. Der Pfarrer von Kotor bemüht sich, auch diese Schäden
zu beheben, sein Programm ist die Wiederherstellung von
Unversehrtheit. Es ist, allein aus kunstgeschichtlicher Sicht, ein
gigantisches Programm, denn die Kirchen der Bucht von Kotor
rivalisierten über Jahrhunderte mit denen von Venedig. Gegenüber
seiner Pfarrei liegt das Irrenhaus von Dobruta, eine der größten
Heilanstalten des früheren Jugoslawiens. Der Direktor ist ein Freund
des Pfarrers, gemeinsam haben sie Flüchtlinge betreut, der Direktor
hat sich besonders um die vergewaltigten Frauen aus dem Kosovo
gekümmert, die in einem Lager nahe der albanischen Grenze zusammen
geführt worden waren. Jetzt ist das Lager leer, die Behörden
versuchen, serbische Flüchtlinge hier unterzubringen, doch die trauen
sich nicht, weil die Grenze zu Albanien in unmittelbarer Nähe liegt.
"Die Seelenkunde meines Studiums", sagt der Psychiater, "hat mich
darauf nicht vorbereitet".
Im elektronischen Tagebuch werden verschiedene Personen
vorgestellt und über ihre Meinung zur "Zerrüttung der Seelen"
befragt. Dabei will der Film nur Momentaufnahmen aus dem Alltag einer
kurzen, sehr subjektiven Chronik zusammenstellen.
14.00 Uhr Leben mit dem Massengrab
   Deutsche Soldaten im Kosovo
Massengräber, verbrannte Dörfer, völlig verstörte Kinder - die
deutschen Soldaten des ersten Kfor-Kontingents der Bundeswehr im
Kosovo werden das nie vergessen. Fast drei Monate lang haben die
Soldaten versucht, den Frieden zu sichern und den vertriebenen
Menschen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen. Dabei wurden sie
mit unvorstellbaren Bildern von Gewalt und Grausamkeit, Zerstörung
und menschlichem Leid konfrontiert und waren auch persönlich immer
wieder Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt. Manche Soldaten leiden
nach der Rückkehr so stark unter ihren Erlebnissen, dass sie
ärztliche Hilfe brauchen.
Post Traumatic Stress Disorder (PTSD) oder posttraumatische
Belastungsstörung (PTBS) heißt dieses Phänomen, das die Amerikaner
bei ihren Soldaten zuerst nach dem Vietnamkrieg erkannt haben und das
nun auch die Bundeswehr erreicht hat. Was ist mit den Soldaten los,
was bedeutet das für sie, für uns alle? Wie äußert sich eine
Traumatisierung? Wer kann helfen und wie? "Ein Trauma ist nur zu
heilen, wenn man darüber in einer Gemeinschaft kommuniziert", erklärt
der amerikanische Kriegstraumaforscher Jonathan Shay. "Eine nicht
geheilte PTSD kann ein Leben verheeren und ihre Opfer unfähig zur
Teilnahme an der häuslichen Gemeinschaft, an wirtschaftlicher
Tätigkeit und am politischen Leben machen." Heike Mundzeck hat die
Bundeswehr-Soldaten bei ihrer Heimkehr nach Deutschland und in den
ersten Wochen danach begleitet und sie über ihre Erfahrungen und
Empfindungen befragt.
Dokumentation von Heike Mundzeck
Rückfragen: PHOENIX Kommunikation, Telefon 0221-220-8477, Fax
0221-220-8089

Original-Content von: PHOENIX, übermittelt durch news aktuell

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