PHOENIX Programmhinweis
Sonntag, 25. Juni 2000
Köln (ots)
10.15 Uhr Kunstszene Deutschland heute Die Bilderwelt des Günther Uecker
Günther Uecker zählt seit vielen Jahren zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern. Als Mitglied der Gruppe ZERO wurde er international bekannt, mit seinen Nagelobjekten erlangte er Weltruhm. Ein Künstler, der sich der Wirklichkeit stellt. Seine vernagelten Bilder, seine zerstörten Gegensätze der 60-er Jahre sind Ausdruck der Wut der Söhne gegen die Väter. Später, in den 70-er Jahren, schottet sich Uecker mit seiner Kunst gegen eine konsumhörige Gesellschaft ab, er verbarrikadiert sich, richtet die Objekte gegen den Betrachter. Mit seinen Aschebildern, nach der Katastrophe von Tschernobyl entstanden, lehnt sich Uecker gegen die Zerstörung der Welt auf. Er wird zum unbestechlichen Zeitzeugen. Unter dem Druck der Wirklichkeit verändern sich seine künstlerischen Haltungen: das Fragmentarische, Offene dominiert immer mehr. Ueckers Arbeiten werden zur "Metapher einer gegenwärtigen Verfassung" - der zerstörende und zugleich geschundene Mensch. Für die Berliner Matthäus-Passion baut Uecker Skulpturen der Zerstörung und des Leids: ein Schauplatz des Verrats, der Folter und der Schmerzen. Überall wird das Kreuz sichtbar: in seiner ursprünglichen Bedeutung als peinigender Hinweis auf menschliche Barbarei. Auch in Ueckers Gestaltung des Andachtsraums im Berliner Reichstag spielt das Kreuz eine zentrale Rolle - als Aufruf zur Versöhnung. Günther Ueckers Kunst mischt sich ein, provoziert, stellt unangenehme Fragen. "Der geschundene Mensch" heißt seine in vielen Teilen der Welt gezeigte Ausstellung. Eine Konzentration der ästhetischen und politischen Haltung des Künstlers. Dokumentation von Michael Kluth (1999)
20.15 Uhr Unbekannter Kontinent - Tiefsee 3-teilige Reihe. 3. Teil: Verborgene Schätze
Am Anfang stand die Suche nach Gold aus dem Meer. Aber die Ozeane der Erde sind auch im weitesten Sinn Schatzkammern für die Menschheit: die großen Lagerstätten an Land, aus denen wir heute Mineralien und Metalle abbauen, sind einst im Meer entstanden. Erst seit kurzem weiß man, wie das möglich war und so heute noch geschieht. Und am Meeresgrund selbst bilden sich bis heute gewaltige Rohstoffablagerungen. Sie werden die Reserven zukünftiger Generationen sein, denn bisher ist es meist noch viel zu teuer, sie wirtschaftlich nutzbar zu machen. Viel interessanter sind dagegen schon die biologisch entstandenen Stoff-Reserven: Tiefsee-Biologen auf der ganzen Welt arbeiten bereits daran, der exotischen Flora und Fauna der Tiefsee ihre Geheimnisse des Stoffwechsels zu entlocken. Wie kann Leben unter solch extremen Bedingungen existieren? Wie können wir uns die biochemischen Prozesse und ihre noch vielfach unerforschten Produkte nutzbar machen? Diese Folge fragt nach den Grenzen und Möglichkeiten, die verborgenen materiellen Schätze in den Ozeanen aufzuspüren und in eine wirtschaftliche Nutzung einzubeziehen. Film von Will Aslett und Alex Marengo 21.45 Uhr Dabei sein ist alles Väter bei der Geburt
Es ist heute nichts Besonderes mehr, wenn ein Mann bei der Geburt seines Kindes dabei ist. Klar geht der werdende Vater mit, weil er gelernt hat, dass er seine Frau nicht im Stich lassen darf, und weil das Ereignis selbst schon den Beginn seiner Vaterrolle bedeutet. So selbstverständlich wie darüber gesprochen wird, ist es dann aber doch nicht. Die Männer erleben sich im Kreißsaal in einer ungewohnten Rolle. Plötzlich stehen sie hilflos dabei und kommen mit dieser Situation nur schwer zurecht. Der Film begleitet drei Männer vor, während und kurz nach der Geburt ihres Kindes. Wie sie ihre Rolle und die Geburtssituation erleben und reflektieren, ist wie ein schneller Reifeprozess. Dass das Dabei sein zwar nicht zwingend, aber eine Chance ist, zeigen die Kurzporträts der Väter unserer Filmväter. Das erzählt zum Beispiel einer, dass ihn die Geburt seines Kindes eigentlich relativ unberührt gelassen hat und erinnert sich vor allem an das große Besäufnis mit den "Kameraden". Sein Kind sah er erst Tage später, und das war eher eine gesellschaftliche Konvention als ein echtes Bedürfnis. Ganz sicher eine für diese Generation typische Geschichte. Am Ende sind sich nicht mehr alle jungen Väter sicher, ob sie bei der Geburt des zweiten Kindes wieder dabei sein wollen, ob sie überhaupt noch ein zweites Kind wollen. Offensichtlich ist die Geburt mehr als nur ein "ganz natürlicher Vorgang", sondern eine Extremsituation, auf die "Mann" trotz aller Aufklärung nicht vorbereitet ist.
Dokumentation von Manuel Fenn
2-teilige Reihe 23.15 Uhr Die Seidenstraße - Route der Begegnung (1)
Die Dokumentation verfolgt den Weg des kostbaren Textils von Ost nach West. Mit Hilfe der UNESCO, die Archivmaterial und wertvolles Wissen besteuerte, beschreibt sie die Geschichte dieses Weges. 400 Stunden Rohmaterial am Rande der Seidenstraße, aufgelesen vom britischen Journalisten und Weltenbummler John Lawton, übertreffen alle früheren Produktionen zu diesem Thema an Qualität und Fülle. Entstanden ist ein verzaubernd schönes Kaleidoskop der legendären Welthandelsroute, die Sian, die Metropole des alten China und größte Stadt der Welt vom 6. bis zum 9. Jahrhundert, mit Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, dem Tor nach Europa, verband. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führt die alte Route heute wieder durch eine Vielzahl ethnisch und kulturell unterschiedlicher Anrainer-Staaten. In Handel, Handwerk und in Festen leben die Traditionen bis heute fort.
Film von John Lawton
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