PHOENIX Programmhinweis
Sonntag, 27. August 2000
Bonn (ots)
9.00 Uhr Kirchenfürsten Erzbischof Johannes Dyba - Der Fundamentalist aus Fulda
Wenige Monate vor seinem Tod im Juli 2000 entstand dieses TV-Porträt des streitbaren Erzbischofs aus Fulda.
An Johannes Dyba schieden sich die Geister. Der weitgereiste und welterfahrene Erzbischof mit Sitz im hessischen Fulda schätzte den öffentlichen Auftritt und auch die Provokation. Er galt als klerikaler Fundamentalist und gleichzeitig als ein Mann, der mit Tatendrang und Lebensfreude seinen Aufgaben als Bischof nachging. Die FAZ attestierte ihm, sein Hirtenamt als Kampfposten im klerikalen Staat zu verstehen. Seine scharfzüngigen Attacken - in Zusammenhang mit der Abtreibung sprach er vom "Holocaust der Ungeborenen" - haben ihn auch innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz zum orthodoxen Außenseiter gemacht. Anderen galt Dyba als Verfechter einer reinen katholischen Lehre, der in der Frage der Schwangerenkonfliktberatung als einziger eine gradlinige Haltung bewiesen habe. Die zeitweilige Radikalität jedenfalls, mit der er seine Überzeugungen vertrat, wurde immer wieder durch Selbstironie und Humor durchbrochen. Dyba, der über 20 Jahre im Dienste der Kurie in Argentinien, Rom, Zaire, Kairo, Liberia, Gambia und Sierra Leone verbracht hatte, und zu diesen Teilen der Welt wie zu diesem Lebensabschnitt ein fast schwärmerisches Verhältnis hatte, bezeichnete seine Amtszeit im Bistum Fulda als Vorruhestand. Vielleicht hatte er deswegen ein weiteres Amt angenommen: Er war Militärbischof der Bundesrepublik Deutschland, ein Amt, das er mit großer Leidenschaft ausfüllte, nicht nur wegen des für diese Aufgaben zur Verfügung stehenden Hubschraubers. Der Film begleitet den Kirchenfürsten auf eine militärbischöfliche Stippvisite mit dem Bundeswehrhubschrauber auf Sylt, fährt mit ihm in seiner Funktion als "Bischof der Männer" zum Treffen der 3000 Mitglieder einer Männerkongregation in Straubing, beobachtet den Erzbischof in seinem Alltag im wundeschönen barocken Bischofshaus, wo er bei viel klassischer Musik zu arbeiten pflegte, hin und wieder mit seinem Kaplan Billard spielte, einen guten Wein im Keller hatte und sich von zwei Schwestern gut bekochen ließ.
Porträt von Edith Lange ( 2000)
Neue 3-teilige Reihe 14.00 Uhr Damals in der DDR 1. Teil: Meckerecke und Kummerkasten - Das TV-Magazin "Prisma"
Im Frühjahr 1963 startete das DDR-Fernsehen eine neue Sendung "Prisma - Probleme, Projekte, Personen". Seit seiner Geburtsstunde erfüllte das Magazin eine Doppelfunktion - kritisches Feigenblatt auf der einen, Kummerkasten der Nation auf der anderen Seite. Bis zu 500 Briefe pro Sendung erhielt die Redaktion, Briefe mit Bitten, mit Hilferufen, Briefe, aus denen oft auch Empörung über die herrschenden Verhältnisse sprach. Das TV-Magazin "Prisma" wurde zur Institution. Wenn die Reporter in die Betriebe kamen, wurde geputzt und übermalt, und so manches Problem hatte sich so schon erledigt, wenn sich "Prisma" zum Besuch ansagte. Doch die Sendung arbeitete nicht im luftleeren Raum. Hinter den Kulissen versuchte das ZK der SED Einfluss auf Themen zu nehmen, Autoren zu bevormunden. Der politische Druck erzeugte bei den Mitgliedern der Redaktion die berühmte Schere im Kopf. Viele brisante Themen wurden nicht mehr recherchiert, weil sie politisch nicht opportun erschienen. Trotzdem blieb "Prisma" Jahrzehnte lang die einzige Meckerecke im DDR-Fernsehen. Der Film macht eine Reise durch fast 30 Jahre Fernsehgeschichte. Zu Wort kommen Zeitzeugen: diejenigen, die die Sendung machten und veranworteten. Aber auch die, die sich Hilfe suchend an "Prisma "wandten - Menschen, denen geholfen wurde, Menschen, die aber auch enttäuscht wurden. So wird die Frage beantwortet, was "Prisma" eigentlich war: Anwalt der Bürger oder Instrument der Partei?
Dokumentation von Katja Herr
18.30 Uhr Land unter in Anatolien Die Wiege der Menschheit wird überflutet
Im Südosten der Türkei, am Oberlauf von Euphrat und Tigris, entsteht ein gigantisches Staudammprojekt. Geplant sind mehr als 20 Seen, mit denen die Wasserversorgung des Landes gesichert und die der Nachbarn im Süden kontrollierbar gemacht werden soll. Das Projekt - der erste See ist bereits geflutet - entpuppt sich schon jetzt als sozialer, kultureller und ökologischer Wahnsinn. Ganze Dörfer werden umgesiedelt, der Boden versalzt, und eine Vielzahl bedeutender Kulturdenkmäler dürfte für immer verschwinden. Die Region wird von Archäologen als die Wiege der Menschheit betrachtet, an zahlreichen Stellen werden immer noch bedeutende Funde gemacht. Reste von Siedlungen aus prähistorischer und antiker Zeit werden erforscht. All das, fürchten die Archäologen, wird bald ein jähes Ende finden. Am Beispiel des zweiten großen Sees, der geflutet werden soll, zeigt die Dokumentation das Ausmaß des Staudammprojektes und die damit verbundenen Konflikte. Menschen werden evakuiert, ein Großteil des Gebiets ist von Kurden bevölkert, die lokale Verwaltung ist machtlos gegen die zentralistische Politik aus Ankara. Auch der Protest der Archäologen - u.a. aus Deutschland - hat bisher nichts bewirken können. Indem der Film die Kulturgüter zeigt, die wohl bald in den Fluten versinken, dokumentiert er, was schon bald niemand mehr besichtigen kann...
Dokumentation von Halil Gülbeyaz (2000)
20.15 Uhr Tauchfahrt in die Vergangenheit 3-teilige Reihe. 3. Teil: Die letzte Fahrt der "Graf Spee"
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, eine gefährliche Mission bei schlechtem Wetter und rauer See. Im Februar und März 1997 gelingt es dem britischen Unterwasserarchäologen Mensun Bound mit einem Team von Spezialisten, in der Mündung des Rio de la Plata vor Uruguay ein legendenumwobenes Wrack zu orten: die "Admiral Graf Spee", eines der "Westentaschenschlachtschiffe" Hitlers. Am 13. Dezember 1939 schlug die "Graf Spee" eine Schlacht gegen drei Kreuzer der Alliierten. Sie blieb zwar überlegen, wurde aber schwer getroffen. Es gab viele Verwundete. Kapitän Hans Langsdorff wollte seine Leute retten und lief den Hafen von Montevideo an. Um das Schiff wieder seetüchtig und kampfbereit zu machen, hätte man zwei Wochen gebraucht. Doch auf Drängen der Engländer stellte Uruguay ein Ultimatum. Die "Graf Spee" musste Montevideo binnen 24 Stunden verlassen. Langsdorff konnte den Panzerkreuzer nicht mehr ins offene Meer fahren, schon gar nicht den weiten Weg zurück nach Deutschland. Drei Meilen vor der Küste ließ er die Crew in Sicherheit bringen und das Schiff sprengen, damit es nicht in die Hände der Engländer fiel. Er selbst beging in Argentinien wenig später Selbstmord. Eingbunden in dramatische Dokumentaraufnahmen von der "Admiral Graf Spee" und dem Seegefecht vor Uruguay erzählt der Film die spannende Suche nach der legendären Geheimwaffe Hitlers. Denn die beiden mächtigen Drillingstürme des Schiffes bargen 28-Millimeter-Geschütze, die größten, die es jemals auf solchen Kreuzern gab. Unmittelbar bevor die Bergungslizenz auslief, gelang es den Forschern, mit einem 100-Tonnen-Schwimmkran eine der acht Meter langen Kanonen zu heben.
Foto abrufbar unter www.ard-foto.de oder telefonisch 0221 220 -2408 o der 0221- 220-4405
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