PHOENIX PROGRAMMHINWEIS
Freitag, 8. September 2000, 20.15 Uhr
Bonn (ots)
Zur Person: Renate Künast
Mit Renate Künast, der neuen Parteichefin von Bündnis 90/Die Grünen, startet PHOENIX seine neue Sendereihe "Zur Person", freitags, 20.15 Uhr. Die neue Sendung wird von Gaby Dietzen-Schlösser, Martin Schulze und Alexander von Sobeck moderiert. Zum Start interviewt Martin Schulze die neue Parteichefin.
"Aufrecht und immer der Sonne zugewandt", so interpretiert Renate Künast die Sonnenblume, das Symbol ihrer Partei. Seit Juni teilt sich die energische Wahlberlinerin mit Fritz Kuhn den Parteivorsitz von Bündnis 90/Die Grünen. Die als pragmatisch links geltende Künast stellte sich mit einem starken Führungsanspruch der Wahl zur Parteichefin und wurde mit über 80 Prozent der Stimmen gewählt. Ihre Partei sieht die 44-Jährige als Modernisierungspartei und treibende Kraft in Zukunftsfragen. Besonders gegen den zunehmenden Rechtsextremismus macht sich Künast als Grünen-Chefin stark. Sie gilt als Spezialistin für rot-grüne Koalitionen und ist besonders für ihre Integrationsfähigkeit bekannt. 1989 verhandelte die gelernte Rechtsanwältin mit dem damaligen Berliner SPD-Chef Walter Momper erfolgreich über die Bildung eines rot-grünen Senats. Die Koalition hielt jedoch nicht lange. Nach der Bundestagswahl 1998 wurde Künast in die Kommission der Grünen für die Koalitionsverhandlungen berufen. Die ambitionierte Inline-Skaterin ist im Ruhrgebiet geboren. Gegen den Widerstand der Eltern besuchte sie die Realschule, machte ihr Fachabitur und wurde zunächst Sozialarbeiterin in einem Berliner Männergefängnis. 1985 beendete sie ihr Jurastudium. Ihre politische Karriere begann die streitbare Frau bereits 1979 mit dem Eintritt in die Alternative Liste (AL). 1985 wurde sie Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus. Seit Anfang der 90er-Jahre übernahm Künast mehrmals den Fraktionsvorsitz und war Landesvorsitzende der Grünen in Berlin.
Wie stellt sich Renate Künast die Zukunft der Grünen? In welcher Rolle sieht sie sich dabei? Wer steht hinter der Vollblut-Politikerin? Diese und andere Fragen wird Martin Schulze im Gespräch mit Renate Künast erörtern.
Zeitgeschichte 19.15 Uhr Hitlers Kinder Neue 5-teilige Reihe Teil 1: Verführung Mit der 5-teiligen Dokumentation "Hitlers Kinder" zeichnen Guido Knopp und sein Team das Filmporträt der Jugend im Nationalsozialismus.
1938 propagierte Hitler, was für Deutschlands Jugend längst schon selbstverständlich war: mit zehn Jahren ins Jungvolk, mit 14 in die Hitlerjugend, dann in die Partei, in den Arbeitsdienst und schließlich in die Wehrmacht. "Hitlers Kinder" hatten nie die Wahl. Sie hatten sich für Hitler nicht entschieden, sondern ihre Eltern. Und so wurden jene Jungen und Mädchen, die in den dreißiger und frühen vierziger Jahren heranwuchsen, vom Staat vereinnahmt wie keine Generation vor oder nach ihnen. Mit Begeisterung folgte so fast eine ganze Generation "ihrem Führer" - mit Folgen, die bis heute spürbar sind. Wer die Schrecken des "totalen Krieges" überlebte, war nicht selten um seine Jugend betrogen.
"Wir wurden dem Führer geschenkt", erinnert sich der Schriftsteller Erich Loest an seine weihevolle Aufnahme in die Hitlerjugend. Jahr für Jahr am 20. April, begann für die zehnjährigen Jungen und Mädchen in ganz Deutschland der Weg in die Fänge der Diktatur mit einem feierlichen Versprechen. Am Anfang stand die Verführung. Sie begann scheinbar unverfänglich. Wer als junger Mensch in Hitlers Reich etwas erleben wollte, fand in der Hitlerjugend ein attraktives Freizeitangebot. Lagerfeuer, Zeltromantik, das bedeutete Abenteuer und Erlebnis, schuf Gemeinschaftssinn. Die Begeisterung der Jüngsten war schon immer Baustein einer Diktatur. Nie zuvor in der deutschen Geschichte wurde die Jugend so umworben und nie zuvor so missbraucht. Zum ersten Mal wurde Jugendlichen suggeriert, sie seien wichtig, Träger einer neuen Zeit. So wurden sie oft unmerklich mit einer Glaubenslehre infiziert, die mit den Werten einer menschlichen Gesellschaft brach. "Humanitäre Wertvorstellungen wurden uns regelrecht ausgetrieben", erinnert sich ein ehemaliger Hitlerjunge. Nur wenige hatten die Kraft, sich dem fatalen Sog zu entziehen. "Wer da nicht rein ging, war ein krasser Außenseiter", berichtet Hans-Jochen Vogel." Andere waren von vornherein abgestempelt, weil sie eine andere Hautfarbe hatten, oder einen anderen Glauben. "Wenn wir mit den Juden fertig sind, bist du dran ", erinnert sich Jürgen Massaquoi, der als junger Farbiger im Nazi-Deutschland aufwuchs, an die Drohung seines Lehrers. Der Film zeichnet ein facettenreiches Bild der Jugend in Hitlers Reich und zeigt, wie es möglich war, fast eine ganze Generation in Bann zu ziehen und dem Regime nutzbar zu machen. Mit großer Offenheit berichten Zeitzeugen, u.a. Hans-Jochen Vogel, Erich Loest, Heinz Bennent, Klaus Bölling, Jürgen Massaquoi und Harry Valerien über ihre Jugend in Hitlers Reich.
Dokumentation von Peter Hartl und Anja Geist (2000)
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