Phoenix Programmhinweis für Dienstag, 10. Oktober 2000
Bonn (ots)
Gesellschaft 13.30 Uhr Nicht länger schweigen - Drei kurdische Frauen auf neuen Wegen
Drei ganz verschiedene Frauen, drei unterschiedliche Lebenswege, drei ungewöhnliche Temperamente:
Die elegante und mutige Eren Keskin, international bekannte Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin in Istanbul. Die impulsive und optimistische Sängerin Nure aus Berlin. Und Serap, die durch Vergewaltigung im türkischen Gefängnis gedemütigte Kurdin, die nun in Deutschland eine zweite Heimat sucht.
Film von Gülsel Özkan und Ludger Pfanz
14.15 Uhr Zwei Päpste - zwei Welten
Eigentlich hat das kaum noch Nachrichtenwert, denn Johannes Paul II hat mehr Personen in den "Adelsstand" der Kirche erhoben als jeder seiner Vorgänger. Aber am 3. September 2000 sind zwei Päpste das Objekt des uralten Rituals - zwei Figuren der Kirchengeschichte, wie sie gegensätzlicher kaum zu denken sind: Pius IX. und Johannes XXIII. - beide waren Italiener und haben ein Konzil einberufen, Pio Nono das Erste und Johannes das Zweite Vatikanische Konzil. Pius tat es mit einem rückwärts gewandten Blick und führte die Kirche in eine fast hundertjährige Sackgasse. Johannes stieß die Türen auf und ermöglichte ihr den Schritt in die Gegenwart.
Die Seligsprechung des einen wirkt auf viele Christen wie die Verfluchung des anderen. Entsprechend heftig befehden sich die Lager. Die Sendung beleuchtet die Hauptakteure des Dramas, das sich als Farce herausstellen könnte.
Film von Ulrich Harbecke
Wissenschaft und Umwelt 19.15 Uhr Blick in die Forschung Aids - Die Spur führt in den Dschungel Affen übertragen die tödliche Infektion
Im Februar 1999 löste die deutsche Forscherin Beatrice Hahn ein Rätsel, das die Wissenschaftsgemeinde 20 Jahre lang in Atem hielt. Aids, die Seuche der Neuzeit, mit der heute mehr als 30 Millionen Menschen infiziert sind, wurde von Schimpansen auf den Menschen übertragen. In unseren nächsten Verwandten lebt das HIV-Virus wohl schon seit Tausenden von Jahren, und das Immunsystem der Schimpansen hat gelernt, mit dem Virus zu leben.
Was schenkt den Affen die Immunität gegen Aids? Da sie genetisch zu 98 Prozent mit uns Menschen übereinstimmen, hoffen Wissenschaftler, im Blut der Tiere den Schlüssel für erfolgreiche medizinische Behandlung beim Menschen zu finden. Und da befinden sich die Forscher in einem neuen Wettlauf, denn die Unterart der Schimpansen, die das HIV-Virus trägt, steht vor seiner Ausrottung. Der Grund: In Kamerun, Gabun oder im Kongo sind Schimpansen, Gorillas und andere Affen ebenso wie Gürteltiere und Warane einfach Buschfleisch - eine Eiweißquelle für die Menschen dort. Und Buschfleisch wurde noch nie in solchen Mengen gegessen wie heute, denn wie ein Adernetz durchziehen die neuen Straßen der Holzfirmen den tropischen Regenwald. Sie machen Jägern den Lebensraum der HIV-resistenten Primaten bis in den entlegensten Winkel zugänglich, und die Lkws der Holzfirmen sorgen für den Transport in die Städte. Was derzeit in Kamerun und seinen Nachbarländern geschieht, ist ein wohl organisiertes Artensterben, und wer der Spur in den Busch folgt, kann jeden Schritt nachvollziehen: vom Jäger über den bezahlten Lkw-Fahrer, den bestochenen Wildhüter bis zu den Buschfleischmärkten in den Großstädten.
Die Babys der Schimpansen und Gorillas folgen dem Fleisch ihrer Eltern auf dem selben Pfad in die Städte, wo sie als Kuscheltiere verkauft und neuerdings auch von Wissenschaftlern gekauft werden: im Kampf gegen Aids, um mit deren Blut die Menschheit von einer der schlimmsten Seuchen dieses Jahrhunderts zu befreien.
Dokumentation von Felix Heidinger
20.15 Uhr Schwerpunkt Amtübernahme in der Gauckbehörde - was wird aus den Stasiakten?
Joachim Gauck scheidet aus dem Amt. Zehn Jahre lang hat er die Stasi-Akten verwaltet. Durch Aufbereitung schriftlicher Unterlagen, Wiederherstellung vernichteter Dokumente und Entschlüsselung elektronischer Datenträger hat die Behörde die Aktenüberlieferung gesichert - und Stasi-Spitzel, meistens aus dem Osten, entlarvt.
Während früher hauptsächlich in den neuen Bundesländern aufgeklärt wurde, bewegt sich die Aufmerksamkeit der Gauck-Behörde seit jüngster Zeit in Richtung Westen. Etwa 30.000 Westdeutsche sollen für die Stasi gearbeitet haben. Gaucks Nachfolgerin, Marianne Birthler, wird nun darauf dringen müssen, dass die bisher geheimgehaltenen Agentenlisten, das sogenannte "Rosenholz-Material", für Forschung und Behördenauskünfte freigegeben werden.
Wird die ehemalige Bürgerrechtlerin und Ex-Bildungsministerin von Brandenburg es schaffen, die Namen von Spionen und Spitzeln aus dem Westen offen zu legen? Werden die Mitarbeiter Marianne Birthler die nötige Unterstützung bieten können?
Über den Umgang mit den Stasi-Akten diskutiert Gaby Dietzen mit Marianne Birthler, Wolf Biermann, dem Bürgerrechtler Wolfgang Templin und Konrad Schuller von der FAZ.
Interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer können sich über die Phoenix -Hotline 01802-8217, Fax 01802-8213 und unter www.phoenix.de an der Diskussion beteiligen.
Rückfragen: Tel: 0228/9548-193
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