Programmhinweis für Montag, 23. Oktober 2000
Bonn (ots)
20.15 Uhr Schwerpunkt Ärzte contra Gesundheitsreform
Mit Aktionswochen wollen Ärzte in ganz Deutschland auf ihre Honorarsituation aufmerksam machen. In einigen Bundesländern schließen Ärzte ihre Praxen, andere drohen mit Einschränkungen bei der Behandlung oder bei der Medikamentenverordnung. Seit Anfang des Jahres ist die Gesundheitsreform 2000 in Kraft, eines der wichtigsten Vorhaben der rotgrünen Koalition in dieser Wahlperiode. An den Problemen hat sich aber anscheinend nichts geändert: Ärzte und Krankenkassen klagen über zuwenig Geld, Patienten über die medizinischen Leistungen. PHOENIX fragt: Sind die Proteste der Ärzte berechtigt? Ist die medizinische Versorgung in Deutschland gefährdet? Wann kommt die Reform der Reform? Darüber diskutiert Alexander von Sobeck mit Erwin Jordan, Staatsekretär im Bundesgesundheitsministerium, Wolfgang Lohmann, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Fischer, Vorsitzender des Deutschen Radiologenverbandes und Udo Barske von der AOK.
Interessierte Zuschauer können sich an der Diskussion beteiligen. Die Rufnummer der Hotline lautet: 01802-8217.
Porträt 19.15 Uhr Der Austausch Die vergessene Entführung des Peter Lorenz
Berlin Zehlendorf, 27. Februar 1975: Ein Politiker auf dem Weg ins Büro. Doch seine Fahrt endet abrupt um 8.57 Uhr. Während ein LKW die Straße versperrt, rammt ein roter Fiat den schwarzen Dienst-Mercedes von hinten. Alles geschieht blitzschnell. So beginnt die erste und einzige Politiker-Entführung in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihr Opfer ist Peter Lorenz, Vorsitzender der Berliner CDU. Der Zeitpunkt ist kein Zufall, es sind nur noch wenige Tage bis zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses - Lorenz ist Spitzenkandidat. Dem Zufall überlassen die Entführer auch sonst nichts, auf dem Weg durch die Stadt hinterlassen sie kaum Spuren. Am nächsten Tag erhält die dpa ein Foto des Entführten - auf einem Pappschild vor seiner Brust steht: "Peter Lorenz - Gefangener der Bewegung 2. Juni". Zugleich stellen die linken Terroristen ihre Forderungen. Sie verlangen einen Austausch: Das Leben des Politikers gegen die Freiheit von sechs inhaftierten Genossen. Die Kidnapper setzen dem Staat ein Ultimatum. Ist der Staat erpressbar? Darf er Gewalttäter freilassen, um ein Menschenleben zu retten? Krisenstäbe tagen, Bundeskanzler Helmut Schmidt schaltet sich ein, obwohl er 40 Grad Fieber hat. Schließlich werden die Häftlinge, begleitet vom ehemaligen Regierenden Bürgermeister, Pfarrer Heinrich Albertz, ausgeflogen. Die Entführer halten Wort und lassen Lorenz unversehrt frei. Eine solche Entscheidung, einen solchen Ablauf wird es nie wieder geben. Der Staat wird den folgenden terroristischen Erpressungsversuchen nicht mehr nachgeben. Auch weil 1975 freigelassene Terroristen später morden. Im Gegensatz zur Schleyer-Entführung, die im "Jubiläums-Jahr" 1997 mit einer großen Zahl von Dokumentationen, Bucherscheinungen und Leitartikeln begleitet wurde, blieb der Fall Lorenz publizistisch und filmisch weitgehend unbearbeitet. Diesem Film gingen zweijährige Recherchen voraus - mit brisanten und bizarren Ergebnissen. In der Öffentlichkeit bisher unbekannt: Der damalige CDU-Vorsitzende Helmut Kohl bot sich als Garantie-Geisel an. Bei der geplanten Landung in Addis Abeba hätte es zur Erschießung der Freigepressten kommen können. Um den Terroristen auf die Spur zu kommen, engagierte die Berliner Polizei sogar einen Hellseher. Jetzt, nach 25 Jahren, erzählen die Beteiligten, von der Entführung aus ihrer Sicht, u.a. Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der damalige Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Schütz, Hans Jochen Vogel, damals Bundesjustizminister, Nils Nilsen, Pilot der Lufthansamaschine Africa, und seitens der Entführer der "Bewegung 2. Juni" Ralf Reinders, Ronald Fritzsch, Till Meyer und Gabriele Rollnik.
Von Klaus Stern (2000)
fotos über www.ard-foto.de
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Selbstbestimmt leben ... Integration von behinderten Menschen
"Behindert ist man nicht, behindert wird man." In der Tat: Die Gesellschaft macht es sich oft ziemlich einfach und den Behinderten verdammt schwer. Schon als Kinder werden Behinderte gern "aussortiert" und abgeschoben in Sonderschulen, Sondereinrichtungen und Heime. Die Diskriminierung findet oft unter dem Deckmäntelchen der Fürsorge statt. Entmündigung und Fremdbestimmung, Abhängigkeit und Minderwertigkeitsgefühle der Betroffenen sind die Folge. "Selbstbestimmt leben" - die Dokumentation zeigt an unterschiedlichen Beispielen, welche Erfahrungen behinderte Kinder und Jugendliche bei der Wahl der Schule, in der Freizeit und später im Beruf machen, welchen Schwierigkeiten sie dabei begegnen, welche Unterstützung sie bekommen. Vorgestellt werden auch Institutionen und Vereine, die neue Wege gehen. Vieles muss sich noch in den Köpfen ändern, damit Behindere nicht länger Menschen sind, die behindert werden.
Film von Hannes Meier
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