Phoenix: Programm-Hinweis für Mittwoch, 1. November 2000
Bonn (ots)
20.15 Uhr Schwerpunkt "EXPO 2000 - Außer Spesen nichts gewesen?"
Die Expo 2000 hat ihre Pforten geschlossen. Die Weltausstellung sollte ein spektakuläres Großereignis werden, zu dem über 40 Millionen Menschen aus den In- und Ausland erwartet wurden. Doch nach Hannover kamen nur insgesamt 18 Millionen Besucher. Für sie war das Ereignis ein Erlebnis und kein Misserfolg. Dennoch bleibt am Ende ein Defizit von 2,4 Milliarden Mark für das Land Niedersachen und den Bund übrig.
Spiegeln die Zahlen Fehlkalkulationen und ein schlechtes Marketing? Was bleibt außer Spesen? Wie wurde die Expo im Ausland wahrgenommen? Und welche Eindrücke haben die Besucher mitgenommen?
Diese und weitere Fragen diskutiert Martin Schulze mit Silke Schumacher, Expo-Sprecherin, Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister Hannover, sowie Gerhard Matzig, Süddeutsche Zeitung.
Interessierte Zuschauer können sich über die PHOENIX-Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion beteiligen.
Gesellschaft 18.30 Uhr Deutsche in Israel
Deutsche in Israel: Sie leben aus ganz unterschiedlichen Motiven im "Heiligen Land". Für viele deutsche Juden ist es das verheißene Land, ist ihr Glaube zugleich die Verpflichtung, in Israel zu leben. Zumal es vielen von ihnen nach den Schrecken der Judenverfolgung nicht mehr möglich war, in Deutschland zu bleiben. Die Wurzeln einer deutschen jüdischen Kultur sind aber geblieben. Auf die Suche nach diesen Wurzeln hat sich Moshe Zimmermann begeben, der als Sohn orthodoxer deutscher Juden nach dem Krieg in Deutschland studiert hat. Heute setzt er sich als Leiter des Instituts für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem für einen toleranten Umgang zwischen christlichen und jüdischen Überzeugungen ein. Wie schwierig dieses Verhältnis nach wie vor ist, zeigt der Lebensweg von Viola Korn, die aus einer christlichen Familie in Frankfurt stammt und darunter leidet, dass sie nach der Heirat mit einem Juden von dessen Familie abgelehnt wird.
Film von Richard Chaim Schneider
Wirtschaft und Soziales 19.15 Uhr Letzte Schicht im Schacht Das Aus für das Bergwerk Göttelborn
Ende 2000 ist es unweigerlich soweit - das Verbundbergwerk Ost, Göttelborn-Reden, wird endgültig dicht gemacht. Eine über 150jährige Bergbautradition geht zu Ende. Aus dem noch vor fünf Jahren als Vorzeige-High-Tech-Bergwerk gedachten Steinkohlegrubenverbund im östlichen Saarland wird eine der teuersten Industrieruinen Deutschlands. Bereits Anfang der 70er Jahre stand die Existenz des Bergwerks zur Disposition. Doch die Ölkrise verhalf der deutschen Steinkohle damals zu einem neuerlichen Aufschwung. Doch nun ist es für Göttelborn endgültig zu spät. Nur noch bis August wurde dort kräftig Steinkohle gefördert - doch parallel dazu wurde schon seit Monaten die Belegschaft kräftig reduziert. Über 2.000 Bergleute wurden bereits in den Vorruhestand oder in Umschulungsmaßnahmen geschickt und gesteckt, oder schlicht auf eines der beiden anderen Bergwerke an der Saar verlegt. Ins Bergfreie, das heißt in die Arbeitslosigkeit, wird niemand fallen, so bis heute die Zusagen von Unternehmensleitung und Politik. Wenige Tage vor der letzten Förderung (1. September 2000) herrschte auf dem Bergwerk nach wie vor hektische Betriebsamkeit, die Förderung der Kohle lief auf vollen Touren. Und das, obwohl sich viele der Bergleute von der Energie-Politik der vergangenen zehn Jahre verschaukelt fühlen. Existenzängste gehen um - und das in dem einst so stolzen Bergmannsmetier. Der Film "Letzte Schicht im Schacht - das Aus für das Bergwerk Göttelborn" von Hans Reinhard Barth dokumentiert die Bergwerksschließung in ihrer gesamten Tragweite, geht ein auf die persönlichen Befindlichkeiten und Ängste der betroffenen Belegschaft, stellt die Frage nach dem Sinn deutscher Steinkohlesubventionen in Milliardenhöhe. Er thematisiert die Folgen für den regionalen und lokalen Arbeitsmarkt, fragt nach der Zukunft der Zulieferbetriebe und richtet seinen Fokus auf die weithin unbekannten Abläufe eines der modernsten Steinkohlebergwerke Europas.
Film von Hans Reinhard Barth (2000)
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Deutsche Welten 21.00 Uhr Die Afrikaner - oder warum die Dschungel-prinzessin einen Imbisswagen hat
Deutsche Welten: Das sind Film-Expeditionen in die Fremde vor der eigenen Haustür. Wir reisen nach Zentralafrika, nach Vietnam, in die Türkei, nach Russland. Für die Fahrt nach Anatolien reicht ein U-Bahn-Ticket, das alte Saigon liegt nur eine Straßenecke weiter. Und die Dschungelprinzessin wohnt vielleicht im gleichen Haus.
Während die Politiker erbitterte Diskussionen über ein neues Einwanderungsgesetz führen, ist Deutschland längst eine schillernde Bühne fremder Kulturen. Menschen aus aller Herren Länder bauen hier ihre eigene Welt, streng abgeschottet vom Land, in dem sie leben. Die Vietnamesen haben mit den Türken so wenig zu tun wie die Afrikaner mit den Russen. Und von allen zusammen wissen die Deutschen so gut wie nichts.
Deutsche Welten: Das ist eine Reihe, die Türen öffnet in die Fremde nebenan. Mit dem neugierigen und kritischen Blick eines Weltreisenden erkunden wir, wie die Wirklichkeit hinter dem Klischee aussieht. Möglich, dass aus Vorurteilen plötzlich begründete Urteile werden. Dass Träume wie Seifenblasen zerplatzen. Oder dass die Angst verschwindet, weil Zusammenhänge sichtbar werden.
Deutsche Welten: Das ist ein Film ohne Schönfärberei und Gutmenschen-Romantik. Realistisch und selbstbewusst. Und mit der nötigen Offenheit für ganz andere Sichtweisen. Wer in diesem Land lebt, muss seine Bewohner kennen - die Afrikaner zum Beispiel.
Bridget ist eigentlich eine nigerianische Dschungelprinzessin, aber sie lebt in Offenbach und betreibt einen Catering-Service mit afrikanischem Essen, "kulinarische Entwicklungshilfe" nennt sie das. David kam vor 18 Jahren zum Studium aus seiner Heimat Tansania nach Deutschland und ist immer noch hier. Er spricht fließend Deutsch, arbeitet als Journalist, hat Freunde in seiner neuen Heimat und leidet wie sie oft unter dem Hamburger Schmuddelwetter, an das er sich nur schwer gewöhnen kann. Noch fremder aber bleibt ihm die Hektik hier, dennin seiner alten Heimat hat man für Freunde immer Zeit und dort läuft man auch anders, "leger, mit Musik quasi, mit Rhythmus und nicht so polizeikommandomäßig wie hier", sagt David. Kabeo kam aus Angola in die DDR - in der Hoffnung, seinem Traumberuf "Pilot" dadurch näherzukommen. Stattdessen landete er in Eberswalde im Fleischkombinat am Fließband. Heute ist er mit einer Deutschen verheiratet, arbeitet als Maler und Tapezierer und taut sich nachts in Eberswalde nicht auf die Straße aus Angst, die Skinheads, die schon seinen Freund Amadeo umgebracht haben, könnten wieder zuschlagen. Bridget, David und Kabeo - drei von 200.000 Schwarzafrikanern aus rund 40 Ländern, die in Deutschland leben. Die Afrikaner - oder warum die Dschungelprinzessin einen Imbisswagen hat: Ein Insider-Blick, der vielleicht Verwunderung, Heiterkeit oder Kopfschütteln auslöst, auf jeden Fall aber ermutigt, vor dem unbekannten "schwarzen Mann" nicht wegzulaufen, sondern hinzuschauen.
Film von Christel Schmidt
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