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Zeitzeugen
Donnerstag, 9. November 20.15 Uhr
Ulrich Wickert im Zeitzeugen-Gespräch mit Joachim Gauck

Berlin/Bonn (ots)

Der ehemalige Pfarrer Joachim Gauck erzählt
als PHOENIX-Zeitzeuge über seine Zeit als "Herr der Akten", seine
Kindheit und  seine Jahre als Kirchenmann in der DDR. In seinem
ersten großen Fernsehinterview nach dem Ende seiner Amtszeit als
Chef-Verwalter und Aufklärer der Stasi-Akten spricht Gauck über die
Bedeutung von Schuld und Wahrheit.  Er erläutert die
Vergangen-heitsbewältigung der Stasi-Opfer und seine Konflikte mit
politischen Funktions-trägern wie Manfred Stolpe, Gregor Gysi,
Heinrich Fink und Peter-Michael Diestel. In seiner ausführlichen
Analyse der Stimmung in Ostdeutschland vor der Wende trägt Gauck dazu
bei, den Umbruch in der DDR zu verstehen. In dem Interview wird
deutlich, wie wichtig die Aufarbeitung der Stasi-Akten für
Ostdeutschland ist und welche Rolle ihr die politische Führung im
Westen beigemessen hat. Gauck geht auch auf den Zusammenhang der
Stasi-Unterlagen zur Affäre um Walther Leisler Kiep ein und erläutert
die Intervention von Helmut Kohl, die bisher eine Veröffentlichung
seiner Akten verhindert hat.
Gegenüber Ulrich Wickert schildert Joachim Gauck auch, wie er in
den achtziger Jahren  mehrfach von Jugendlichen in seiner Gemeinde
angesprochen worden ist, die ihn für die Stasi bespitzeln sollten.
Gauck betont, wie wichtig es den Ostdeutschen war, dass die
Stasi-Akten im Osten bleiben: "Ein Ossi wird Sonderbeauftragter. Der 
Bundestag machte ein Gesetz auf der Grundlage des alten. Juristische,
politische und historische Aufarbeitung mit offenen Akten, die im
Osten verbleiben." Laut Gauck haben einiger Politiker ihre
persönliche Angst vor der Offenlegung der Akten nicht ehrlich
formuliert: "Wenn Politiker dann mal über ihre Angst reden würden,
dann könnte man ja sagen, ist die Angst begründet oder nicht. Aber
statt dessen wird gesprochen von der Sorge um den inneren Frieden der
Nation". Das West-material der Stasi sei von der Stasi frühzeitig
vernichtet worden. Er stellt fest "Die Masse der Unterlagen ist
vernichtet. Und wir haben die Staatssicherheit nicht besetzt, damit
der Westen endlich klar kriegt, wie viele Stasis es im Westen gab."
In dem Zeitzeugen-Gespräch rechtfertigt er die Übernahme von
Stasi-Bediensteten in seine Behörde. Es seien "ganz wenige, die
unseren Leuten geholfen haben, das sind vielleicht ein Dutzend
gewesen im ganzen Land. Zum Beispiel Fachleute für den Bereich der
Karteien. Allein die Abkürzungen in der Staatssicherheit füllen ein
ganzes Buch."  Er räumt aber ein: " Diese Entscheidung war eine der
schweren, vielleicht auch eine der schwersten Entscheidungen, die ich
zu fällen hatte."
Im Vergleich zur Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika
lobt Gauck das deutsche Modell: "Die deutsche Regelung hatte einen
starken Vorteil gegenüber allen andern Modellen. Sie begünstigt am
meisten die Interessen der unterdrückten Menschen. In Südafrika wäre
das in dieser Form nicht gegangen."
PHOENIX sendet das  Zeitzeugen-Gespräch am Donnerstag, 9. November
um 20.15 Uhr.
Rückfragen: 
PHOENIX-Kommunikation 
Tel.: 0228/9548-192, Fax: -198; 
e-mail:  phoenix.pressestelle@wdr.de

Original-Content von: PHOENIX, übermittelt durch news aktuell

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