Syrien: USA kein ehrlicher Makler in Nahost
Enttäuschung über Europa - "Syriens Haltung führt nicht zum Krieg"
Bonn (ots)
Im Nahost-Konflikt stehen die USA nach Auffassung Syriens auf der Seite Israels und sind nicht mehr ein ehrlicher Makler im Friedensprozess. In einem PHOENIX-Interview (Sendung heute abend: Der Tag, 22.15 Uhr) sagte der syrische Außenminister Farouq al-Sharaa wörtlich: "Natürlich haben die USA nicht umgesetzt, was sie im Rahmen des Friedensprozesses hätten tun sollen. Mit anderen Worten: Die USA waren nicht ein ehrlicher Makler im Friedensprozess, sie waren auf der Seite Israels." Gleichzeitig äußerte al-Sharaa große Enttäuschung über die Rolle der Europäer. Er hätte nicht wahrnehmen können, "dass es einen effektiven, unabhängigen Beitrag der Europäer innerhalb des Friedensprozesses" gegeben habe. Obwohl die Syrer sich von Anfang an so gut wie möglich dafür eingesetzt hätten, die Europäer bei der Friedenskonferenz von Madrid und im späteren Friedensprozess wirksam einzubeziehen. Auf die härtere Haltung Syriens gegenüber Israel angesprochen, unterstrich der syrische Außenminister, dass dies keine Minderheitsposition sei, auch wenn sie nicht von allen Arabern geteilt werde. Syrien wolle auf die Meinung des durchschnittlichen arabischen Mannes auf der Straße eingehen. Er betonte aber, dass die Haltung Syriens nicht zum Krieg mit Israel führen werde. al-Sharaa wörtlich: "Dies ist eine sehr wichtige Haltung. Sie führt nicht zum Krieg mit Israel, denn wir glauben, dass unsere Sache gerecht ist. Wir wollen nur die Umsetzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates." In dem Interview von Albrecht Reinhardt, dem stellvertretenden WDR-Chefredakteur, betonte der Minister auch, dass Syrien nicht bereit sei, über einen Rückzug seiner Truppen aus dem Libanon zu sprechen. al-Sharaa: "Es gibt keinerlei Verbindung zwischen dem Abzug der Israelis und dem der Syrer aus dem Libanon. Denn wir waren nicht dort, um mit Israel einen Konflikt zu haben. Wir waren dort, um interne Angelegenheiten zu regeln, die nur mit der dortigen innenpolitischen Lage zu tun haben." Die Frage eines Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon gehe "ausschließlich Syrien und Libanon etwas an. Wir schätzen es nicht, wenn andere Regierungen oder Staaten über dieses Thema sprechen."
al-Sharaa ist seit über einem Jahrzehnt Außenminister Syriens. Er war auch syrischer Verhandlungsleiter bei den syrisch-israelischen Friedensgesprächen in den USA.
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