Phoenix-Programmhinweis
Montag, 4. Dezember 2000
Bonn (ots)
9.15 Uhr und 13.30 Uhr Totentanz Nachruf auf 5 Millionen Rinder
Die Ausbreitung des "Rinderwahnsinns" (BSE) und der dringliche Verdacht, dass sich die Seuche auch auf den Menschen überträgt, hat zur größten neuzeitlichen Katastrophe der europäischen Landwirtschaft geführt. Nun ist auch Deutschland betroffen, dass sich lange als "clean" fühlen wollte. Millionen Rinder werden getötet und vernichtet. Das ist der Offenbarungseid einer gespenstischen Fehlentwicklung. Die Industrialisierung der "Fleischproduktion" mit Massentierhaltung, qualvollen Transporten und dubiosen Mastmethoden reduziert lebendige Kreaturen auf nichts als ihre marktgängige Verwertbarkeit. - Die Sendung stellt sich auf die Seite der eigentlichen Opfer. Sie erörtert nicht die Marktprobleme oder technischen Verfahren. Sie verzichtet auch auf die üblichen Formen von Bericht, Analyse oder Diskussion. Stattdessen konfrontiert sie den Zuschauer mit der erschütternden Realität hinter den Schlagzeilen. Sie klagt an und rüttelt auf. In Bild, Musik und Text artikuliert sie Trauer und Scham und bietet dem Zuschauer eine Chance, hinter der ökonomischen und organisatorischen Problematik die eigene ethische Verirrung zu erkennen. Es geht nicht nur um Tiere, sondern letztlich auch um unser Menschenbild.
Die Sendung wurde bei ihrer Erstausstrahlung mit dem "Goldenen Kabel" als beste Fernsehsendung des Jahres 1996 ausgezeichnet. - Sie löste bei den Zuschauern ein enormes Echo aus und hat - leider - nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Film von Ulrich Harbecke
14.00 Uhr Warum gerade ich Leben nach dem Schicksalsschlag
"Ich bin beim Fahrradfahren ,nur' gegen einen Baumstamm gestoßen", sagt Polizist Daniel Becker. Heute ist er bis zum sechsten Halswirbel gelähmt. Er kann nicht mehr gehen, nicht einmal die Finger bewegen und muss von seiner Frau und seinen kleinen Töchtern betreut werden. Ein Drama für die ganze Familie. Heinrich Löwens Frau und seine älteste Tochter fuhren am 3. Juni 1998 zum ersten Mal nach schwierigen Jahren in Urlaub. Ihre Reise endete tödlich im ICE-Unfall in Eschede. "Es war ein so furchtbarer Schock, so unvorstellbar, so absurd", sagt Heinrich Löwen." Er muss sich jetzt allein um seine 24 Jahre alte schwer behinderte Tochter und seinen 17jährigen Sohn kümmern. Der Film verzichtet auf jeden Kommentar und lässt die Menschen selber beschreiben, was es heißt, nach einem schweren Schicksalsschlag weiterzuleben. Film von Elisabeth Montet und Uwe Pohlig
Fotos abrufbar in der WDR-Pressestelle, Tel. 0221/220 4405/2408, Fax 8471, oder über www.ard-foto.de
Porträt 19.15 Uhr Kultur-Berufe(ne) Der Kunstsammler Hans Gothe
"Kaufe ich mir einen Porsche oder einen Nolde?", so lautete die Frage, die sich Hans Gothe mit 25 Jahren stellte. Damals entschied er sich für die Kunst. Seitdem sammelt er leidenschaftlich zeitgenössische Werke. Hans Gothe wurde 1930 als Bergarbeitersohn im Ruhrgebiet geboren. Er studierte Architektur und begann sehr früh, Immobilien und Kunst zu sammeln. Mit Immobilien wurde er reich, mit Kunst berühmt. Inzwischen hat er sich auf die deutsche Kunst nach 1945 spezialisiert. Alle Stars der deutschen Kunstszene sind in seiner hochkarätigen Sammlung vertreten. In dem Filmporträt von Walter Smerling spricht Gothe über seine Beziehung zu den Künstlern und über sein ehrgeizigstes Projekt: das weltweit einzige Künstlermuseum. Eine Idee, die er mit Beuys, Polke, Baselitz und Richter schon lange diskutiert hat. Die Kulturdezernenten rannten ihm die Türen ein: Alle wollten sie seine Sammlung von immerhin 600 Werken deutscher Künstler wie Baselitz, Polke, Kiefer, Richter und anderen in ihrer Stadt haben. Aber die städtischen Etats sind ausgereizt. Und bei aller Liebe zur Kunst ist Gothe ein knallharter Vertragspartner geblieben. Über den Tisch ziehen lässt er sich nicht so leicht. Film von Walter Smerling
20.15 Uhr Schwerpunkt Naher Osten - Krise ohne Ende?
Die Spirale der Gewalt im Nahen Osten nimmt kein Ende. Auf jeden Terrorakt folgt ein Vergeltungsanschlag. Der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern ist erstmals auf Eis gelegt. Der blutige Konflikt hat bisher fast 300 Menschen, hauptsächlich jungen Palästinensern, das Leben gekostet. Während die Israelis den Palästinensern vorwerfen, ihre Jugendlichen aus medienwirksamen Überlegungen auf die Straße - und somit in den Tod - zu schicken, verurteilen die arabischen Staaten die gewaltsame Unterdrückung, mit welcher der israelische Regierungschef, Ehud Barak, gegen die Intifada vorgeht. Die Ägypter haben ihren Botschafter vorläufig aus Tel Aviv abberufen und vom Libanon aus operiert die schiitische Miliz, Hizbullah, gegen Israel.
Droht die Lage im Nahen Osten zu eskalieren oder werden die neuen Annäherungsversuche zwischen Israelis und Palästinensern noch vor den israelischen Neuwahlen im Frühjahr zu einem Erfolg führen?
Diese und weitere Fragen diskutiert Alexander von Sobeck mit Mordechay Lewy, Gesandter der Israelischen Botschaft, Mohammed Nazzal, palästinensische Generaldelegation, Michael Wolffsohn, Bundeswehruniversität München, und Hakan Abdel-Hadi, freier Journalist
Interessierte Zuschauer können sich über die PHOENIX-Hotline 08201 - 8217 und per Fax 01802 - 8213 an der Diskussion beteiligen.
21.00 Uhr Sehnsucht nach Abbasiyya Eine palästinensische Familiengeschichte
"Ich bin Palästinenser ohne Heimat", sagt Naim Shilbayeh in Berlin. Als Siebenjähriger wurde er 1948 aus Abbasiyya vertrieben, einem Dorf in der Nähe von Tel Aviv. Seine Familie kam damals während des ersten arabisch-israelischen Kriegs in ein Flüchtlingslager nach Jericho. Der Sechs-Tage-Krieg zwang sie von dort aus 1967 zu erneuter Flucht. Seither leben die Familienmitglieder über die ganze Welt verstreut. Im palästinensischen Autonomiegebiet auf der Westbank, im Flüchtlingslager in Jordanien und in Deutschland. So wie Hunderttausende anderer Palästinenserfamilien auch.
Der Film zeigt alle Schauplätze der Familiengeschichte. Besonders dramatisch ist zur Zeit die Lage für die Verwandten von Naim Shilbayeh in Nablus. Bereits während der ersten Intifada Ende der 80er beteiligten sie sich an der Intifada, dem Aufstand gegen die israelische Besatzung. Heute leben sie wieder inmitten von Schießereien und Raketenangriffen. Ein Ende der blutigen Auseinandersetzungen ist nicht abzusehen. Die neue Intifada - aus der Sicht dieser Familie nichts anderes als eine weitere Etappe im Kampf der Palästinenser um ihre Heimat. Film von Ute Brucker
21.30 Uhr Die Jeckes Deutsche Juden im Heiligen Land
Mehr als 50.000 Juden sind in den 30er und 40er Jahren von Deutschland und Österreich nach Palästina, dem heutigen Israel, ausgewandert. Sie bekamen den Spitznamen "Jeckes" und wurden damals wegen ihrer Pünktlichkeit und ihres Pflichtbewußtseins verspottet.
Im Laufe der Jahre hat sich dies geändert. "Jeckisch" sein gilt heute in Israel als Tugend. Die "Jeckes" haben wesentlichen Anteil am Aufbau des Staates Israel. Heute leben noch einige tausend der alten "Jeckes" in Israel. Sie sprechen untereinander Deutsch und fühlen sich noch immer ihrer alten Heimat verbunden. Film von Dietmar Schulz
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