Programmhinweis
Freitag, 15. Dezember 2000
21.00 Uhr Phoenix Vis-á-vis
Bonn (ots)
Martin Schulze im Gespräch mit Zoran Djindjic
Joschka Fischer soll Zoran Djindjic in seiner Frankfurter Studentenzeit überteuerte Bücher verkauft haben. Heute stehen sich die beiden auf der politischen Weltbühne gegenüber. Nicht zuletzt der von Fischer befürwortete NATO-Krieg gegen Jugoslawien könnte die beiden zu Feinden machen. Doch Djindjic sieht in der Orientierung nach Westen die größten Chancen für sein Vaterland. Mit seiner Kandidatur als Ministerpräsident bei der vorgezogenen Präsidentschaftswahl stehen die Chancen nicht schlecht, in Jugoslawien die Weichen Richtung Westen zu stellen. Djindjic gilt als einer der wichtigsten Oppositionellen und Strippenzieher gegen das Milosevic-Regime. Damit setzte sich der Vater von zwei Kindern oft großen Gefahren aus. Innerhalb von zehn Jahren gelang ihm der Aufbau einer demokratischen Partei. Es gelang ihm sogar, Bürgermeister von Belgrad zu werden. Milosevic versuchte, Djindjic durch Verleumdungskampagnen und Klagen unschädlich zu machen.
Schon 1974 gründete Djindjic mit 22 Jahren eine nichtkommunistische Studentengruppe und stellte sich damit gegen den damaligen Regierungschef Tito. Er wurde verhaftet und musste einige Monate ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung ging er mit einem Stipendium nach Deutschland. Dort lebte er zwölf Jahre und promovierte in Kostanz in Philosophie.
Kritiker werfen Djindjic vor, er sei ein Opportunist. So gilt er beispielsweise im Ausland oft als Nationalist. In Jugoslawien dagegen als Verräter. Obwohl er die NATO-Politik kritisierte, ist der elegante und eloquente serbische Politiker im Westen hoch angesehen. Das bewies zuletzt die Verleihung des politischen Bambis durch Angela Merkel in der vergangenen Woche.
20.15 Uhr Szenen einer Diktatur Die Gewaltherrschaft des General Pinochet
Jetzt endlich wird in Chile dem Diktator Pinochet der Prozess gemacht. Für den 9. Oktober 2000 hatte Ermittlungsrichter Guzmän Tapia den ersten Gerichtstermin angesetzt, ihn in letzter Minute aber noch verschoben und eine für General Pinochet erniedrigende Untersuchung seiner psychischen Zurechnungsfähigkeit angeordnet.
Der Film dokumentiert in erschütternden Bildern die Demonstration der militärischen Stärke des Diktators und das erbarmungslose Niederknüppeln des Widerstandes. Unter zum Teil lebensbedrohlichen Situationen hat der chilenische Kameramann Raul Cuevas wichtige Ereignisse der Diktatur in Chile festgehalten - bis hin zum Sieg der Demokratie. Szenen einer Diktatur, die auf diese eindrucksvolle Weise bisher im Deutschen Fernsehen nicht zu sehen waren.
Film von Patricio Henriquez
Zeitgeschichte 19.15 Uhr Heimatfront - Kriegsalltag in Deutschland 6-teilige Reihe. 2. Teil: Die Volksgemeinschaft
Die "Volksgemeinschaft" - nationalsozialistischer Mythos und nationale Legende. Arbeiter der Stirn und der Faust, so heißt es im Nazi-Jargon, sollen gemeinsam das neue Deutschland erbauen. Ein Deutschland, das sich nach den Kriterien der Rasse, nicht der Klasse, definiert: das arische Herrenvolk als Herrscher über die Welt. Die Volksgemeinschaft im Zweiten Weltkrieg - das ist jedoch mehr als reine Propaganda der Machthaber. Das Regime wird am Ende nicht von innen gestürzt werden - trotz unentwegter Bombenangriffe auf deutsche Städte, trotz der Verluste von Familienmitgliedern an der Front, trotz der Entbehrungen. Im Gegenteil. Die Volksgemeinschaft hält bis zuletzt, die "Heimatfront" steht eisern. Eifrig sammelt das "Winterhilfswerk" für die Soldaten an der Front. Und in den Bombennächten rufen sich die Menschen Durchhalteparolen zur Stärkung der Kampfmoral zu. Die "Volksgemeinschaft" wird zur "Bunkergemeinschaft". Doch wie lange ist die Mehrheit wirklich aus Überzeugung dabei? Der überall gegenwärtige Terror von SS und Gestapo macht aus der Volks- eine Zwangsgemeinschaft. Von Standgerichten wird das Hören sogenannter Feindsender brutal geahndet. Und frühzeitig wird klar, was es bedeutet, nicht zur "Volksgemeinschaft" zu gehören. Seit Kriegsbeginn wird im Hamburger Hafen Eigentum der osteuropäischen Juden versteigert. Im schwäbischen Baisingen sehen die Dorfbewohner zu, wie die jüdischen Mitbürger beraubt und deportiert werden. Auch die Millionen Fremdarbeiter, die in deutschen Fabriken für den deutschen "Endsieg" schuften, sind im Dritten Reich Menschen dritter Klasse. Die Volksgemeinschaft bereichert sich an denen, die sie ausschließt. Der zweite Teil von "Heimatfront" stellt die Frage, warum die "Volksgemeinschaft" so lange hielt. Zu Wort kommen Opfer und Täter, Mitläufer und Oppositionelle. So entsteht ein facettenreiches und authentisches Bild des deutschen Alltags im Zweiten Weltkrieg.
Film von Dirk Pohlmann (2000)
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