Phoenix-Programmhinweis
Donnerstag, 26. April 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX Schwerpunkt: Tod auf Verlangen - Ist Sterbehilfe human?
Die Legalisierung aktiver Sterbehilfe in den Niederlanden hat in Deutschland für neuen Wirbel in der Euthanasie-Debatte gesorgt. Bei den großen Parteien und den Kirchen in der Bundesrepublik ist die Entscheidung auf einhellige Ablehnung und Empörung gestoßen. Etwa zwei Drittel der Bundesbürger dagegen würden es begrüßen, wenn in Deutschland die aktive Sterbehilfe erlaubt würde.
Die Debatte bringt nun zum Vorschein, dass in Deutschland zum Thema "Sterbehilfe" zumindest bei den politischen und moralischen Führungskräften eine Kommunikationsblockade existiert - auch weil die Deutschen im Nationalsozialismus die Euthanasie missbraucht haben, um psychisch Kranke zu töten. Es wird in der Debatte außerdem klar, dass viele Ärzte in Deutschland ohnehin schon in einer ethischen und juristischen Grauzone operieren und Patienten zu einem schnelleren, aber leichteren Tod verhelfen.
Kämen klarere gesetzliche Regelungen letztendlich den Sterbenskranken zugute? Führen manche Ärzte qualvolle Behandlungen nur deshalb fort, um vor Gericht nicht belangt werden zu können? Geht es in der strikten Ablehnung der Euthanasie in Deutschland überhaupt in erster Linie um moralische Fragen?
Diese und weitere Fragen diskutiert Gaby Dietzen mit Eugen Brysch, Deutsche Hospiz-Stiftung, Jan Beckmann, Philosoph, Gita Neumann, Humanistischer Verband Deutschland, und Dr. Jens-Ulrich Rüffer, Uniklinik Köln.
Interessierte PHOENIX-Zuschauer können sich über die Hotline 01802-8217 und per Fax 01802-8213 an der Diskussion beteiligen.
14.15 Uhr Bloß nicht aufgeben! Regine Hildebrandt - die Powerfrau
Sie ist das Idol der Sozialdemokraten in den neuen Bundesländern, auch nach ihrem Rückzug aus der aktiven Politik. Sie ist streitbar, überzeugungstreu, störrisch und für einige zu laut und rechthaberisch.
Regine Hildebrandt, Ex-Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen, passt so gar nicht in das Klischeebild, dass so von Politikern gezeichnet wird.
Regine Hildebrandt, die überzeugte protestantische Christin, die in Woltersdorf bei Berlin wohnt, arbeitet in ihrer Gemeinde, warb für die EXPO 2000 und streitet auch weiter vehement für ihre politischen Ziele.
Über die Christin, die in der DDR aufgewachsen ist und ihre Kraft für die deutsche Einheit einsetzte, entstand ein Portrait, in dem ihre Wurzeln und Haltungen geschildert werden. Ihre Arbeit im Kinderchor gehört ebenso dazu wie ihre religiös geprägte Einstellung zur Hospiz-Bewegung. Ihre Naturliebe und ihr familiäres Bewusstsein kommen in der Dokumentation zum Ausdruck. Vor allem aber ihre aufrechte Auseinandersetzung mit dem eigenen Leid.
Regine Hildebrandt kämpft seit über zwei Jahren gegen eine tödliche Krankheit. Sie kämpft gegen Krebs. Film von Werner Filmer
14.45 Uhr Aufbruch in den 60er Jahren Köpfe Lateinamerikas: Che Guevara
Porträt des argentinischen Arztes Ernesto Guevara Serna, genannt Che Guevara, der als Guerillaführer an der Seite Fidel Castros für die Befreiung Kubas von der Batista-Diktatur kämpfte und als Industrieminister maßgeblich an der Umgestaltung des Landes beteiligt war. Che, Leitfigur für Befreiungsbewegungen der Dritten Welt, wurde 1967 in Bolivien von Soldaten erschossen.
Im Film äußert sich u.a. auch Fidel Castro, Staatschef von Kuba, über Che und den Umbau Kubas. Auch Rudi Dutschke und den studentischen Revolutionären auf den Straßen Europas und Amerikas galt Che Guevara als Ikone, das legendäre Plakat mit Baskenmütze hing in beinahe jeder Wohngemeinschaft. Film von Thomas Kaltenbrunner
14.45 Uhr Der Visionär - Willy Brandt
Ein deutscher Bundeskanzler kniet nieder und findet dafür Beifall in aller Welt. Das Bild von Willy Brandts Kniefall vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettos wurde zum sinnfälligen Ausdruck einer neuen Politik.
Brandt war anders als seine Vorgänger. Er konnte sein Publikum mitreißen, aber er konnte auch schroff und abweisend sein. Er wurde wie kaum ein anderer Kanzler geliebt und zugleich gehaßt. Als Visionär gab er neue politische Impulse, aber immer wieder versank er in heftigen Depressionen. Er verkörperte, wie sein Vorbild John F. Kennedy, unerschöpfliche Dynamik, aber er war verletzlich, ja mitunter mimosenhaft. Der Politiker Brandt blieb Mensch, der zu seinen Schwächen stand. Auch das war Grund für seine Popularität und zugleich der Keim seines Sturzes nach knapp fünf Jahren Amtszeit.
Wegen der Ostverträge kam es zu heftigen Auseinandersetzungen im Bundestag. Hatte man Konrad Adenauer vorgeworfen, die Westfindung gefährde die deutsche Einheit, so warf die Opposition nun Willy Brandt vor, die politische Anerkennung der Ostgrenzen stehe der Wiedervereinigung Deutschlands entgegen.
Das Mißtrauensvotum scheiterte unter teils dubiosen Umständen. Die bald darauf folgende Bundestagswahl bestätigte jedoch den Kurs Brandts - auch in der Innenpolitik. "Mehr Demokratie wagen" hatte der Kanzler auf seine Fahnen geschrieben.
Doch innerhalb der eigenen Partei formierte sich eine Gruppe von Brandt-Gegnern, denen sowohl der Regierungsstil als auch die privaten Eskapaden des Kanzlers mißfielen. Wehner, "Zuchtmeister" und Stratege der SPD, wurde vom Partner zum Antagonisten Brandts. "Der Mann badet gerne lau", ließ der Fraktionschef bei einem Moskau-Besuch verlauten. Gerüchte über Frauengeschichten machten die Runde. Die Affäre Guillaume setzte schließlich den Schlußstrich unter die Kanzlerschaft. Wurde Brandt das Opfer einer Intrige, ließen ihn Männer beider Koalitionspartien bewußt ins offene Messer laufen? "Daß hier ein Kanzler als Köder benutzt wurde um zu klären, ob ein verdächtiger Spion wirklich einer ist, ist eine Ungeheuerlichkeit", so Egon Bahr. "Ich habe mich richtig schön mit Willy Brandt gezankt", sagt Helmut Schmidt, "wegen dieses Scheißkerls (Guillaume) muß ein deutscher Bundeskanzler nicht zurücktreten". Doch der Visionär Brandt scheiterte nicht zuletzt am bloßen Alltagsgeschäft im Kanzleramt, für das ihm zunehmend die Kraft fehlte.
Der Film schildert den Werdegang des umjubelten wie umstrittenen Kanzlers, zeigt, was sich in den historischen Schlüsselmomenten hinter den Kulissen abspielte. Spannend wie seine Kanzlerschaft war auch sein Leben. Unbekanntes Filmmaterial zeigt den jungen Exilanten 1944 in Stockholm und den 34jährigen Redner während der Berlin-Blockde. Das packende Porträt einer vielschichtigen Persönlichkeit. Dazu tragen vor allem die Erinnerungen der engsten Weggefährten Willy Brandts bei. Zum ersten Mal äußert sich Ruth Brandt im Film ausführlich über die Amtszeit ihres früheren Ehemannes. Die Söhne schildern ein nicht unkompliziertes Verhältnis zum Vater. Ex-Kanzleramtschef Ehmke beschreibt den für Brandt typischen Regierungsstil und berichtet, wie der Kanzler unter Depressionen litt. "Schluß, jetzt muß regiert werden!" habe er seinen Chef anherrschen müssen. Marcel Reich-Ranicki, Egon Bahr, Walter Scheel, Günter Grass und andere innern sich an bewegende Momente mit dem "Visionär" Willy Brandt. Film von Guido Knopp und Ingo Helm
14.45 UhrDie wilden 70er Träume, Trotz und Terror
Heute tragen einige von ihnen Maßanzüge, sind Minister, Abgeordnete oder Parteivorsitzende. Vor einem Vierteljahrhundert gehörten sie zu einer Szene, die dem Staat den Kampf ansagte. Die Debatte um die frühere Gewaltbereitschaft des heutigen Außenministers Fischer bei Ausschreitungen in Frankfurt, um die Haltung des Umweltministers Trittin zum "Buback-Nachruf", um die Vorwürfe gegen den Grünen-Abgeordneten Ströbele als ehemaligen Terroristen-Anwalt hat die Protestbewegung der 70er Jahre unerwartet in das öffentliche Interesse gerückt.
Die Dokumentation bettet die aktuellen Versatzstücke in einen umfassenden zeitgeschichtlichen Zusammenhang ein. Wer waren die jungen Leute, die als "Erben" der 68er-Revolte damals gegen den Staat rebellierten? Wie stellte sich das politische Umfeld dar, auf das sie reagierten? Wie ging die Gesellschaft mit dem Protest um? Im Mittelpunkt der Dokumentation aber steht die Frage, welchen Stellenwert in der Protestbewegung die Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung einnahm, wie sich der Gewaltbegriff im Zeichen zunehmender Eskalation wandelte und auf welche Weise sich für viele die Abkehr von der harten Gangart vollzog. Von den tödlichen Schüssen auf den Studenten Benno Ohnesorg 1967 bis zur Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer 1977 reicht eine Dekade, die die wichtigste Umbruchphase der Nachkriegsrepublik markiert., Prominente Akteure und Zeitzeugen kommen zu Wort. Mit Stellungnahmen unter anderen von Daniel Cohn-Bendit, Jo Leinen, Hans-Christian Ströbele, des ehemaligen JU-Vorsitzenden Matthias Wissmann, des ehemaligen Uni-Assistenten Peter Glotz, mit Aussagen des Ex-Terroristen Peter Book, authentischen Bildern und viel Zeitkolorit wird der wechselvolle Weg einer politischen Bewegung nachgezeichnet, der für manche der Beteiligten in die Sackgasse des Terrors, für andere in höchste Ämter der Politik führte. Film von Ulrike Grunewald und Peter Hartl
Zeitgeschichte 18.30 Uhr Burger, Bomber und Blue Jeans Wie die Amerikaner das Land veränderten
Ein Hausierer bringt es im Nachkriegsdeutschland mit dem Verkauf von Souvenirs an Besatzungssoldaten zum angesehenen Geschäftsmann. Eine Stripteasetänzerin macht in einem Nachtclub am Militärflugplatz Hahn das schnelle Geld. Eine Tochter aus gutbürgerlichem Elternhaus in Kaiserslautern bekommt Ärger mit ihren Eltern, weil sie einen US-Offizier liebt. - Drei Menschen von vielen, die deutsch-amerikanische Geschichte in Rheinland-Pfalz miterlebt haben.
Am Beginn der 50er Jhre bauten die USA Rheinland-Pfalz zu einem ihrer wichtigsten Militärstandorte aus. Seitdem prägten die Amerikaner ds Leben so stark mit wie in keiner anderen deutschen Region. Die Begegnungen zwischen GI und Hunsrücker Bauer, zwischen Luftwaffenoffizier und Pfälzer "Fräulein" waren anfangs Begegnungen zwischen zwei Welten. "Burger, Bomber und Blue Jeans" erzählt von solchen Begegnungen, die sich jahrzehntelang im Alltag, im Schatten des Kalten Krieges, abspielten. Film von Thomas Schneider
Gesellschaft 19.15 Uhr Jugend heute Wir sind stolz, Kanaken zu sein - Türkische Rapper in Berlin-Kreuzberg
Die Mitglieder der Türk-Rap-Gruppe "Kanak" sind zwischen 20 und 27 Jahren alt, Kinder von Ausländern und in Deutschland aufgewachsen. Sie träumen davon, mit ihrer Musik berühmt zu werden. In den Songs spiegelt sich das Leben auf der Straße wider: Drogen, Arbeitslosigkeit, Bandenkriege. Der Rap der Hip-Hop-Songs ist das Ventil der Jugendlichen, ihre Ausdrucksform, ihr Experimentierfeld. Hip-Hop ist das Niemandsland, in dem sich Grenzgänger wie "Kanak" zwischen deutscher und türkischer Kultur, zwischen islamischen Werten und westlichem Gesellschaftsmodell ausprobieren. Die Band spricht zahlreichen türkischen Jugendlichen in Deutschland aus der Seele. Der Film begleitete die Band drei Monte lang, zeigt ihren Alltag und ihr familiäres Umfeld. Film von Michael Richter
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