Programmhinweise
Freitag, 18. Mai 2001
Bonn (ots)
21.00 Uhr vis-á-vis Martin Schulze im Gespräch mit Otto Graf Lambsdorff
Die letzte Sammelklage der Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus vor dem Bundesgericht in New York ist noch immer nicht abgewiesen. Deshalb kann mit den deutschen Entschädigungszahlungen noch nicht begonnen werden. Erst wenn rechtlich sichergestellt ist, dass es keine weiteren Forderungen ehemaliger Zwangsarbeiter gibt, darf das von der deutschen Industrie gesammelte Geld ausgezahlt werden. Das war die Bedingung der Industrie, bevor sie in die Entschädigungs-Stiftung einzahlte. Trotz der unklaren rechtlichen Situation hofft Otto Graf Lambsdorff darauf, dass noch vor der Sommerpause die ersten ehemaligen Zwangsarbeiter entschädigt werden können, denn jeden Monat sterben 6000 Opfer, ohne jemals einen Pfennig erhalten zu haben. Im vergangenen Jahr bekam Lambsdorff viel Lob für seine erfolgreichen Verhandlungen mit Opfervertretern, Industrie und der Bundesregierung. Aber das ist nicht die erste schwierige Situation, die der 1926 in Aachen geborene Kaufmannssohn meistern musste. Als Wirtschaftsminister in der sozial-liberalen Koalition 1980-82 stieß er als profiliertester Vertreter des rechtsliberalen FDP-Flügels auf viel Widerstand. Auf dem Höhepunkt der Debatte um den Fortbestand der Koalition führte das "Lambsdorff-Papier" zum Bruch: Seine Forderungen nach einer Wende in der Wirtschaftspolitik waren geprägt von drastischen Kürzungen der Sozialleistungen, dem Bekenntnis zur Eigenverantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft und einer investitionsfreundlichen Wirtschafts- und Finanzpolitik. Den Vorstellungen von Sozialeinsparungen, Deregulierung in der Wirtschaft und gegen hohe Tarifabschlüsse blieb Lambsdorff auch später treu. Anfang der 80er Jahre war er auch in eine Parteispendenaffäre um den Flick-Konzern verwickelt. Lambsdorff rehabilitierte sich jedoch und wurde 1988 Bundesvorsitzender der FDP. 1993 schied er aus dem Amt und gestand Fehler und Versäumnisse ein. Mit scharfen, knappen und eindeutigen Aussagen setzte sich der FDP-Politiker für Menschenrechte ein, wie im ersten Tschetschenienkrieg und über Tibet und die Rolle des Dalai Lama. Lambsdorff verehrt Bach und Mozart und die japanische Küche.
17.45 Uhr Berlin-Mitte Politische Talkshow mit Maybritt Illner
Eichels Kassensturz - Wer zahlt drauf?
Am 17. Mai wird die Steuerschätzung veröffentlicht. Angesichts der gebremsten Konjunktur steht fest: Es gibt weniger Geld als gedacht. Für Finanzminister Hans Eichel hängt viel vom Ergebnis der Steuerschätzung ab. Denn mit erheblichen Ausfällen wäre auch seine Haushaltsplanung gefährdet. Schließlich möchte er spätestens 2006 einen Etat ohne Neuverschuldung vorlegen. Bleibt Eichel nur die Haushaltssperre? Kann der Finanzminister den Sparkurs vor der Bundestagswahl 2002 durchhalten? Spielen Länder und Kommunen noch länger mit beim Sparen auf ihre Kosten? Was bleibt angesichts knapper Kassen übrig für Arbeitslose und Familien? Kann das Kindergeld tatsächlich um 30 Mark erhöht werden? Über große Wünsche und knappe Kassen diskutiert Maybrit Illner am mit Bundesfinanzminister Hans Eichel, dem PDS-Politiker Gregor Gysi, dem CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz, und dem Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter.
Zeitgeschichte 19.15 Uhr Gretchen K. verwitwete Dutschke
Der Film erzählt die Lebensgeschichte von Gretchen Klotz, der Frau des verstorbenen Studentenführers Rudi Dutschke.
Gretchen Klotz, Amerikanerin, kam Anfang der 60er Jahre zum Studium nach Deutschland. 1966 heiratete sie den Studentenführer Rudi Dutschke, der bei einem Attentat 1968 in Berlin schwer verletzt wurde und 1979 an den Spätfolgen starb. Gretchen war im fünften Monat schwanger. Bis 1985 blieb sie mit ihren beiden Söhnen in Dänemark, dann kehrte sie in die USA zurück. Erinnerungen an das Leben mit Rudi und die Freunde aus der Studentenbewegung veranlassten sie, nach Deutschland zurück zu kehren. Sie arbeitete am Hamburger Institut für Sozialforschung und als Nachlassverwalterin ihres Mannes. Außerdem schrieb sie ein Buch über Rudi Dutschke und die Zeit der Studentenrevolte, das sehr erfolgreich geworden ist.
Film von Juliane Schuhler
Highlights zur Geschichte und Zeitgeschichte 20.15 Uhr Die wilden 70er Träume, Trotz und Terror
Die Debatte um die frühere Gewaltbereitschaft des heutigen Außenministers Fischer, um die Haltung des Umweltministers Trittin zum "Buback-Nachruf" und um die Vorwürfe des Grünen-Abgeordneten Ströbele als ehemaligen Terroristen-Anwalt hat die Protestbewegung der 70er Jahre unerwartet in das öffentliche Interesse gerückt. Wer waren die jungen Leute, die als "Erben" der 68er Revolte in den 70er Jahren gegen den Staat rebellierten? Wie stellte sich das politische Umfeld dar, auf das sie reagierten? Wie ging die Gesellschaft mit dem Protest um? Im Mittelpunkt der Dokumentation aber steht die Frage, welchen Stellenwert in der Protestbewegung die Gewalt als Mittel einnahm. Mit zahlreichen Stellungnahmen, u.a. von Daniel Cohn-Bendit, Hans-Christian Ströbele, Matthias Wissmann und Peter Glotz, zeigt der Film mit authentischen Bildern und viel Zeitkolorit den wechselvollen Weg einer politischen Bewegung, der für manche in die Sackgasse des Terrors, für andere in höchste politische Ämter führte.
Film von Ulrike Grunewald und Peter Hartl (2001)
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