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PHOENIX

PHOENIX-PROGRAMMHINWEIS
Mittwoch, 6. Juni 2001

Bonn (ots)

20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt:
   Einwanderung - Wer darf rein?
Für die CDU ist klar: Die Fähigkeit zur Integration in die
deutsche Gesellschaft soll in der Zuwanderungsfrage maßgebend sein.
Stoiber fordert außerdem eine klar restriktivere Asylpolitik. Die
Grünen wiederum wünschen sich eine Ausweitung der Asylpolitik. Bei
der SPD gelten vor allem auch wirtschaftliche Faktoren als
Richtschnur für Einwanderung. In diesem Sinne plädiert die
Zuwanderungskommission der Bundesregierung unter Rita Süssmuths
Vorsitz unter anderem dafür, pro Jahr bis zu 20.000 sogenannte
Engpassarbeitskräfte mit hoher Qualifikation einwandern zu lassen.
Während Innenminister Otto Schily sich intensiv darum bemüht, die
Zuwanderungsfrage mit der Opposition im Konsens zu lösen, lehnt die
Union Diskussionen zum Thema zur Zeit ab. Sie fordert von der
Koalition erst einmal ein Zuwanderungskonzept in Form eines
Gesetzentwurfes. Angesichts der hohen Annäherung zwischen SPD und CDU
in Fragen der Einwanderung, hängt der Konsens letztendlich von den
Forderungen der Grünen ab.
Wird die Regierungskoalition mit der Opposition bis Ende des
Jahres einen Konsens erreichen? Werden die Politiker angesichts der
bevorstehenden Bundestagswahlen den Mut haben, das Thema sachlich zu
diskutieren?
Diese und weitere Fragen diskutiert Gaby Dietzen unter anderem mit
Marieluise Beck, Bundesbeauftragte für Ausländerfragen, Sema
Özcan-Sarigül, deutsch-türkische Unternehmerin, und Leopold Kuassi,
Unternehmer aus Benin.
Zeitgeschichte
   8.15 Uhr Protestgeneration
   Um 13 Uhr am Bertoldsbrunnen
   Februar '68: Das Ende der Freiburger Idylle
Freiburg wurde am 1. Februar 1968 aus seiner beschaulichen Ruhe
aufgeschreckt: Schüler und Studenten demonstrierten gegen die vom
Gemeinderat beschlossenen Fahrpreiserhöhungen bis Bus und
Straßenbahn. Sie blockierten die zentrale Kreuzung am
Bertoldsbrunnen, täglich ab 13 Uhr, eine Woche lang. Aus einem
Sitzstreik entwickelten sich Straßenschlachten. Zum erstenmal wurden
in Baden-Württemberg Wasserwerfer eingesetzt.
Der Autor Peder Adler hat die Demonstrationen als
Soziologie-Student im ersten Semester erlebt - zunächst als
neugieriger Zuschauer passiv, dann als aktiver Teilnehmer. Wie durch
die Reaktion der Autoritäten auf den Protest der Jugend auch in
Provinzstädten politisches Bewußtsein entstand, das rekonstruiert der
Autor durch Gespräche mit Beteiligten: Dem Bürgermeister, einem
Gewerkschafter, dem Polizeipräsidenten, Demonstranten. Sie alle
äußern sich aus ihrer Sicht, kontrovers und so engagiert, als gehe es
um ein aktuelles Ereignis. Angereichert wird die Dokumentation durch
bisher noch nie gezeigtes Archivmaterial vom Beginn der
Studentenunruhen, die, wenn auch nicht so spektakulär wie in den
Zentren Frankfurt und Berlin, die politische Landschaft nachhaltig
beeinflußt haben.
Film von Peter Adler (1988)
9.15 Uhr, 13.30 Uhr Die Geldmacher
   Im Hochsicherheitstrakt - Wie der Euro entsteht
Die Einführung und die Verteilung der EURO führt in ganz Europa zu
einer bislang nie gekannten Sicherheitslage. Noch nie lag so viel
Geld auf einmal buchstäblich auf der Straße. Die Sicherheitsorgane
befürchten Gewaltkriminalität und vor allem, dass das organisierte
Verbrechen die Hektik der Einführung nutzt, um Falschgeld und
Schwarzgeld auch aus dem Ausland nach Europa einzuschleusen. Die
Umstellung der verschiedenen europäischen Währungen auf den
einheitlichen EURO ist das bisher größte industriepolitische Projekt
der Geschichte. Seit über einem Jahr werden in allen europäischen
Ländern gleichzeitig neue Banknoten gedruckt und neue Münzen geprägt.
Allein in Deutschland werden über 15 Milliarden Scheine gedruckt. Der
Druck des Geldes geht unter größter Geheimhaltung vonstatten. Die
Dokumentation beschreibt die logistischen Schwierigkeiten und wie
Polizei und BKA, Zollfahndung und Bundesgrenzschutz das Projekt
"Umtausch" begleiten, damit Scheine und Münzen auch da landen, wo sie
hin sollen. Nicht zuletzt stellt die Bundesbank eine eigene
bewaffnete Truppe zum Schutz der Transporte zusammen.
   Film von Uli Röhm (2001)
11.00 Uhr und 15.30 Uhr Überleben in Belfast
   Drei Frauen in einer nordirischen Familie
Der Film porträtiert drei Frauen in einer katholischen Familie in
Belfast: Die Großmutter Eileen Toal, 73, ihre Tochter Marian Kane,
51, und die Enkelin Elaine Burns, 32. Die drei Frauen wohnen mit
ihren Familien nahe beieinander im katholischen Teil von Ardoyne.
Dieses kleine katholische Arbeiterviertel, rundum eingeschlossen von
protestantischen Wohngebieten, ist einer der Brennpunkte der
"troubles", des seit Jahrzehnten währenden Bürgerkriegs in
Nordirland, gewesen.
Der Film begleitet die drei Frauen in ihrem Alltag, beobachtet sie
in der Familie, bei der Arbeit, in politischen und geselligen
Situationen. Durch ihre Biografien und ihren Alltag erleben wir
Belfast und die politische Praxis, erfahren die historischen
Hintergründe der Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten und
lernen die irische Kultur näher kennen.
Film von Juliane Schuhler (2000)
14.00 Uhr Bildung ohne Grenzen  
   Das Atlantic College in Wales
"Hier habe ich anhand eigener Erfahrungen gelernt, daß das
Individuum die Gesellschaft formt und nicht umgekehrt", sagt der
17jährige Fahan aus Pakistan, Schüler am Atlantic College in Wales.
Eigenverantwortlichkeit und soziales Engagement sind nur einige der
Werte, die jungen Menschen aus aller Welt und aus allen sozialen
Schichten auf diesem außergewöhnlichen Internat vermittelt werden.
Die Amerikanerin Kate hat durch ihre Mitarbeit beim örtlichen
Sozialdienst erlebt, wie bereichernd es sein kann, Behinderten zu
helfen. Ihre Mütschüler aus Israel und dem Kosovo wiederum haben ihr
geholfen, die politischen Konflikte in deren Heimat besser zu
begreifen. Und Fahan kann es manchmal immer noch nicht glauben, daß
er ausgerechnet mit einem Inder das Zimmer teilt. "Vielleicht", so
hofft er, "kommen wir eines Tages beide in einflußreiche Positionen
in unseren Ländern und können durch unsere Freundschaft Brücken
bauen."
Internationalität wird am Atlantic College groß geschrieben - doch
das heißt keinesfalls Verlust der kulturellen Identität und der
nationalen Eigenheiten. Direktor Jenkins und seine Pädagogen fördern
gegenseitige Toleranz und Offenheit. Obwohl das College nur besonders
engagierte Schüler aufnimmt, will es keinesfalls eine Eliteschmiede
sein. "Unsere Schüler sind keine Trainingsmaschinen für zukünftige
Karrieren - vielmehr sollen sie sich hier zu eigenständigen
Persönlichkeiten entwickeln können," sagt Jenkins.
Bildung ohne Grenzen in spektakulärer Umgebung: Unsere
Reporterinnen haben das alte Normannenschloß am Atlantik, in dem das
College untergebracht ist, besucht.
Film von Hiltrud Reiter und Gundula Englisch (1999)
Gesellschaft   
   18.30 Uhr Anwalts Liebling   
   Beobachtungen in Deutschlands kleinstem Amtsgericht
Für den Film gewährte Amtsrichter Walter Priess Einblicke in
seinen Ein-Mann-Gerechtigkeits-Betrieb in St. Blasien und in die
Possen und Mühseligkeiten des Rechtsstaats in der Provinz. Das
Amtsgericht zu St. Blasien: Hier verlieren Alkoholsünder ihre
Führerscheine, beharken sich kleinkarierte Nachbarn, machen
Kleinkriminelle mit den Paragrafen des Strafgesetzbuchs
Bekanntschaft. Kläger und Beklagte, Rechthaber und Falschaussager
geraten dabei an Amtsgerichtsdirektor Walter Priess. Als einziger
Richter richtet und schlichtet er Vormundschaftsangelegenheiten,
Baustreitigkeiten und Verkehrsdelikte. Nach 25 Berufsjahren können
ihn auch abstruse Rechtsstreitigkeiten nicht mehr erschüttern. Im
Amtsgericht von St. Blasien, in dem schon großherzogliche badische
Richter ihre Urteile sprachen, wird Richter Priess unterstützt von
Justizamtsinspektor Otto Thoma, der auch deshalb unentbehrlich ist,
weil er den badischen Aktenknoten beherrscht, ohne den keine
Gerichtssachen in den Geschäftsgang gelangen.
Dokumentation von Arne Birkenstock und André Schäfer (2000)
fotos über www.ard-foto.de
Wirtschaft und Soziales   
   19.15 Uhr Mit Vollgas in die Energiekrise?
Wir haben es bald geschafft: Die Erdölvorräte der Welt, über
Jahrmillionen entstanden, werden in einigen Jahrzehnten aufgebraucht
sein. An drei Fingern können wir uns ausrechnen, dass der Benzinpreis
künftig nur eine Richtung kennt - nach oben. Die Automobilindustrie
reagiert: Hybridautos - mit Verbrennungs- und Elektromotor - werden
auf den Markt kommen, ebenso Benzin-Sparautos, Autos mit
Brennstoffzelle und Wasserstoffautos. Neue Kraftstoffe kommen zum
Einsatz. Damit soll ein Markt von immenser volkswirtschaftlicher
Bedeutung erhalten und unser Verlangen nach grenzenloser Mobilität
weiterhin gestillt werden. Dem entgegen stehen verstopfte Straßen,
Staus und die Tatsache, dass die Autobahn mittlerweile der größte
Güterlagerplatz der Welt ist. Die Verlagerung des internationalen
Güterverkehrs auf die Schiene, was ökologisch sinnvoll wäre,
funktioniert kaum. Ein drastisches Beispiel dafür ist der
Gütertransport von München nach Verona über den Brenner.
Film von Paul Hermanns (2000)
21.00 Uhr Leeres Land   
   Sterben die Deutschen aus?
Was immer die Statistiker auch als Bevölkerungsentwicklung
angeben: Eine Zahl steht ziemlich genau fest: Bis zum Jahre 2030 wird
die heute in Deutschland lebende Bevölkerung um 15 Millionen und bis
2050 um 27 Millionen abnehmen. Eine Entwicklung, die nicht mehr zu
ändern ist, weil die Frauen, die die Kinder gebären müssten, selbst
schon nicht mehr geboren wurden.
Es sei denn, wir haben eine entsprechende Einwanderung. Wenn wir
die einmal außer Acht lassen, wird der Anteil der Alten über 65 Jahre
von heute 19 Prozent auf über 30 Prozent anwachsen. Damit ändern sich
Lebensumstände und Lebensqualität und entscheidende wirtschaftliche
Bedingungen fundamental.
Ein Beispiel: Elf Stockwerke hohe Wohnsilos mit leeren
Fensterhöhlen, 30 Schulen in den letzten fünf Jahren geschlossen, von
3.000 Kindergärtnerinnen mussten 1.500 entlassen werden. Keine
Vision, sondern Realität in Halle an der Saale, einer Stadt, die in
zehn Jahren von 310.000 Einwohnern auf 248.000 abgeschmolzen ist. Ein
Ende des Schrumpfungsprozesses ist noch nicht in Sicht.
Günter Ederer zeigt in seiner Dokumentation, wie sich diese
Entwicklung auf Wohnungsmarkt, Landwirtschaft, Energie,
Verkehrspolitik und Arbeitsmarkt auswirken kann. Er hat sich auch in
Japan umgesehen, einem Land, das in naher Zukunft noch stärker als
wir unter Bevölkerungsrückgang und Überalterung leiden wird.
Film von Günter Ederer (2001)
Rückfragen:
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