Phoenix-Programmhinweis: Montag, 16. Juli 2001
Bonn (ots)
20.15 Uhr PHOENIX - Schwerpunkt: Machtwechsel - Olympia nach Samaranch
"Wäre das IOC (Internationales Olympisches Komitee) ein Wirtschaftsunternehmen, würde man es nur loben", meint Helmut Digel, Vizepräsident des NOK (Nationales Olympisches Komitee). Aber die olympische Idee ist für Sportbegeisterte mehr als eine gut geführte Bilanz. Zumal wenn auf Kosten von Wirtschaftsinteressen Korruptionsskandale Schlagzeilen machen, wie zuletzt bei der Vergabe der olympischen Spiele an Salt Lake City. Auch an den Koreaner Un Yong Kim, einen der Bewerber um die Nachfolge des IOC-Chefs Juan Antonio Samaranch, sind Schmiergelder geflossen. Trotzdem gehört er neben dem Kanadier Richard Pound und Jaques Rogge aus Belgien zu den aussichtsreichsten der insgesamt fünf Bewerber. Samaranch ist vor 21 Jahren IOC-Präsident geworden. Die olympische Bewegung war fast pleite und der Kalte Krieg machte die olympische Bewegung durch den Boykott der Spiele in Moskau zum Politikum. Samaranch wurde während des Korruptionsskandals zum Krisenmanager und unter seiner Präsidentschaft wurde eine Anti-Doping-Agentur eingerichtet. Trotz der Schatten, die den olympischen Geist immer wieder zum Schreckgespenst machten, sind die Spiele mit Samaranch zu einem florierenden Unternehmen geworden, an dem zuletzt in Sydney 199 Nationen teilnahmen, deren Kampf um die Medaillen weltweit an den Fernsehschirmen verfolgt wurde.
Wer wird am Montag zum Nachfolger von Samaranch gewählt? Was darf man vom neuen Präsidenten erwarten? Wird die olympische Idee trotz Korruption, Doping und Kommerz überleben?
Gaby Dietzen diskutiert mit Helmut Digel, NOK-Vizepräsident, Hans Leyendecker, Süddeutsche Zeitung und Heidi Schüller, Ex-Spitzensportlerin.
9.15 Uhr Die Paten der Spiele Über Macht und Ohnmacht des IOC
Sie sind die Herren der Spiele. Ihr Gunst war noch nie so begehrt. Die 113 Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bestimmen, wer die Spiele bekommt und damit Milliarden Umsätze machen darf. Wer sind diese Paten von Olympia, die den Weltsport mitbestimmen? Im nächsten Jahr wählen die Mitglieder olympischen Familie den Nachfolger ihres Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Die Dokumentation hat die Favoriten für dieses Amt beobachtet.
Nach dem Korruptionsskandal von Salt Lake City und der weltweiten Empörung über Bestechung und Doping stellt sich das IOC selbst nun modern und sauber dar. Man ist bemüht, ein neues und reformiertes Bild der 106 Jahre alten Institution zu präsentieren. Aber hat sich wirklich die Struktur geändert? Oder nur das Image? Film von Albert Knechtel (2000)
13.30 Uhr Herings Steuerparadies Wo der Osten wirklich blüht
Die Sonne lacht über Wackerow und aus dem strahlend blauen Himmel schwebt ein Großinvestor ein. Mit dem Hubschrauber landet er direkt auf dem Gemeinde-Acker. Ein Tag ganz nach dem Geschmack von Manfred Hering, seines Zeichens Bürgermeister von Wackerow. "Eigentlich haben wir hier nichts außer der Hochspannung und der Westumgehung", kokettiert Hering. Aber Wackerow boomt. Das kleine Dorf in Ostvorpommern zieht Firmen magisch an.
Vater des Wirtschaftswunders ist der pfiffige Bürgermeister und seine Zauberformel heißt "Hebesatz einhundert". Mit dieser niedrigen Gewerbesteuer, die nur ein Viertel des bundesweit üblichen Satzes beträgt, hat Hering aus Wackerow ein blühendes Dorf mitten in der vorpommerschen Einöde gemacht, eine Steueroase eben. "Wir sind keine Geldwachsanlage, alles ganz legal", betont das Dorfoberhaupt. Gewusst wie: Die Gewerbesteuer ist eine der wenigen Abgaben, deren Höhe Städte und Gemeinden selbständig bestimmen können.
Vor 1990 bestand Wackerow aus gerade einmal acht Häuschen. Das LPG-Dorf hatte damals weder Gas noch Abwasserleitungen und rundherum war nichts als Sumpfland. Im Laufe der Zeit haben sich 53 Unternehmen in Wackerow angesiedelt. Die Einwohnerzahl ist seit 1990 sprunghaft gestiegen: Von 200 auf 2.000. Während anderswo in Mecklenburg-Vorpommern die Landflucht zur Plage wird, hat sich die Bevölkerung des kleinen Dorfes also nahezu verzehnfacht. Die Arbeitslosenquote liegt weit unter dem Landesdurchschnitt bei knapp 7 Prozent.
"Muffelköppe werden Sie hier nicht sehen, hier hat jeder gute Laune", freut sich der Chef, wie Hering überall genannt wird. Auch die Betreiberin des frisch eröffneten Friseursalons schwärmt vom Steuerparadies. "Durch die niedrigen Abgaben können wir niedrige Preise bieten", erklärt sie. Vom Bäcker bis zum Geschäftsführer eines Großhandels für Praxisbedarf sind sich am Ende alle einig: "Hoch lebe Hering und der Hebesatz." Film von Jens Fintelmann und Thomas Seekamp (2001)
14.00 Uhr Olympia Orakel, Kult- und Sportfest
Olympia ist der Inbegriff des antiken Sports. Alle vier Jahre wird das olympische Feuer in der historischen Stätte entzündet und zu den Austragungsorten gebracht. Damit wird an alte Traditionen angeknüpft, ein alter Mythos heraufbeschworen. Wie ist dieser Mythos entstanden? Welche Bedeutung hatte Olympia in der Antike?
Bereits seit dem 10. Jahrhundert vor Christus hatte ein gefragtes Orakel hier seinen Sitz. Olympia war demnach weit mehr als ein Sportfest. Dass die Kultstätte auch in römischer Zeit noch enormen Zulauf hatte und nicht, wie bisher angenommen, dem Verfall preisgegeben war, dokumentieren repräsentative Bauwerke wie das Vereinshaus der Athleten, errichtet von Kaiser Nero, und eine neu entdeckte Inschrift, die Archäologen der Universität Würzburg ans Licht gebracht haben.
Der Film zeigt die Verknüpfung von rituellem Kult und antikem Sport. Schon früh ging in Olympia die kultische Zeremonie mit dem Wettkampf der Athleten einher. Diese gaben alles für den sportlichen Erfolg und wurden nicht nur berühmt, sondern auch finanziell belohnt. Betrugsversuche und Bestechung wurden mit hohen Geldbußen bestraft. Aus allen griechischen Provinzen, den Kolonien Unteritaliens und der kleinasiatischen Küste zog es die Besucher alle vier Jahre in das etwa 40.000 Plätze umfassende Stadion.
Das Sportfest fand offensichtlich bis ins 5. Jahrhundert nach Christus statt. Nach der Unabhängigkeit Griechenlands im Jahr 1859 wurden die ersten nationalen Spiele in Athen veranstaltet. Coubertin führte erst 1896 die ersten olympischen Spiele der Neuzeit ein - eine Mischung aus alten Traditionen und neuen Ideen. Film von Elli Kriesch (2001)
Porträt 19.15 Uhr Die entfernten Verwandten - Sieben Jeckes im Porträt 7-teilige Reihe. 4. Teil: Stef Wertheimer - Der Schwabe vom Galil
Stef Wertheimer könnte ein schwäbischer Unternehmer sein. Er lebt jedoch im Norden Israels und hat auf einem entlegenen Hügel in Galiläa ein Industrie-Imperium aufgebaut, welches ein Achtel des israelischen Exports ausmacht. Über 300 Jahre lang lebte die Familie Wertheimer in Südwestdeutschland, sie arbeiteten und kämpften für den Kaiser, ohne an Auswanderung zu denken. Bis sie hinaus geworfen oder ermordet wurden. In Israel setzt sich Wertheimer als Linksliberaler für den Friedensprozess ein - er hofft auf einen "Frieden mit dem Feind". Er ist überzeugt von der jungen Generation Israels, die sich mit dem Land identifiziert und dessen Kultur pflegt und verbreitet. Im Gegensatz zu den Jeckes liegen die Wurzeln der Jüngeren unübersehbar in Israel. Film von Jens Meurer und Carsten Hueck (2000)
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