Phoenix-Programmhinweis
Samstag, 8. September 2001
Bonn (ots)
Mein Ausland 20.15 Uhr Der Sound der großen Wale Begegnungen im Nordwesten Amerikas
Sie werden Killerwale genannt, oder "Orcas", "das Böse, das von unten kommt". Für Seelöwen oder Lachse mag das zutreffen. Menschen sind von ihnen nur vereinzelt und scheinbar versehentlich angegriffen worden. Im amerikanischen Bundesstaat Washington, ganz im Nordwesten der USA, liegt der Puget Sound - und dorthin begleitet dieser Film Walforscher, die die majestätischen Tiere beobachten. Auf einer einsamen Insel wird der Sound der Tiere mit Hydrophonen (Unterwassermikrofonen) belauscht und analysiert. Eine Sprache, die der Mensch trotz Computer bis heute nicht entschlüsseln konnte.
In einer der schönsten Gegenden der USA, in der es statistisch gesehen am meisten regnet, führt ein Walschnitzer durch "seinen" Regenwald. Hier am Puget Sound ist auch die Heimat vieler Winzer - Wein aus Washington State gilt als Geheimtipp in Amerika - und gleichzeitig ist sie neben Kalifornien die Gegend, die in ständiger Angst vor großen Erdbeben lebt. Ein Forscher demonstriert auf dem Wahrzeichen von Seattle, der Space Needle, Erdbebensicherheit und wandert zum Krater des Mount St. Helen, wo vor 20 Jahren ein Beben den Vulkan ausbrechen ließ. Nicht weit davon entfernt liegt Leavenworth, ein Dorf, das sich vor der Pleite rettete, indem es auf "bayerisch" umsattelte. Dort sieht es heute aus wie in Oberammergau. Es gibt viel Wunderliches und Wunderbares zu berichten u.a. vom Sound der großen Wale - mit bisher unveröffentlichten Unterwasseraufnahmen der Orcas.
Film von Ulrich Adrian, ARD-Studio Washington (2001)
22.00 Uhr Tacheles: Wird Gesundheit unbezahlbar?
Tacheles - Talk am roten Tisch: Mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, dem Medizinprofessor und Philosophen Prof. Eckhard Nagel, dem Wirtschaftsstatistiker, Buchautor Prof. Walter Krämer ("Wir kurieren uns zu Tode"), dem Patientenberater Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg und der Betroffenensprecherin Gracia Trapp.
560 Milliarden Mark verschlingt unser Gesundheitssystem jährlich - ist das der Preis für den Fortschritt der Medizin? Oder sollte die Solidargemeinschaft nur noch im Notfall einstehen? Müssen wir Krankheit als Teil des Lebens begreifen lernen und Abstriche machen in unseren Erwartungen an die Medizin?
"Unser Gesundheitssystem leidet nicht unter einer Kostenexplosion, denn über die Jahrzehnte ist der Anteil am Bruttosozialprodukt konstant", sagt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, SPD. "Wir kurieren uns zu Tode", warnt dagegen der Dortmunder Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik, Walter Krämer. Er stellt das Monopol der Apotheken in Frage, hält Kuren für überflüssig. "So lange der Sensenmann nicht vor der Tür steht", müsse der Patient selber zahlen.
Der Chirurg Eckhard Nagel, zugleich Kuratoriumsvorsitzender der evangelischen Hanns-Lilje-Stiftung, plädiert für eine behutsame Rationierung medizinischer Leistungen. Die Patienten allerdings noch stärker ins Risiko zu nehmen, könne manche in den Ruin treiben, "die Freiheit rächt sich". Christoph Kranich, Leiter der Patientenberatung der Verbraucherzentrale Hamburg, meint, Krankenhäuser behielten ihre Patienten zu lange bei sich. Patientenrechte seien zu stärken, Ärzte müssten stärker kontrolliert werden - "jedem Klempner guckt man genauer auf die Finger, wie er abrechnet".
Die Rollstuhlfahrerin Gracia Trapp vom Behindertenverband "Selbstbestimmt Leben e.V." kritisiert die Sparmaßnahmen bei Hilfsmitteln für Behinderte und chronisch Kranke. " Es ist entwürdigend, als behinderter Mensch um seine Rechte bitten und betteln zu müssen."
An den Stehtischen: Rita Rosa Martin von der Selbsthilfegruppe "BH - Bewusst handeln gegen Brustkrebs". Sie fordert eine verbesserte Früherkennung von Brustkrebs.
High-Tech-Medizin nur noch für Junge? Philosophieprofessor Hartmut Kliemt schlägt vor, medizinische Leistungen an das Lebensalter zu koppeln.
Es moderieren Hanna Legatis und Pastor Jan Dieckmann.
Dokumentarfilm 23.15 Uhr Gesichterwahn
Lena Constante wurde am 17. Januar 1948 vom rumänischen Geheimdienst verhaftet. Ihr wurden Hochverrat, Spionage und Beteiligung an einem Komplott gegen die kommunistische Regierung vorgeworfen. In einem der größten Schauprozesse der rumänischen Geschichte, dem "Patrascanu-Prozess" wurde sie 1954 nach jahrelanger Folter und brutaler Einschüchterung zu 22 Jahren Haft verurteilt. Die erst seit kurzem einsehbaren Prozessakten aus dem ehemaligen Archiv der "Securitate" zeigen, dass sämtliche Urteile schon vorher, im Einvernehmen mit der Sowjetunion, feststanden. Es ging nur noch um die perfekte Inszenierung.
Lena Constante, die als Unschuldige Opfer von Willkür und Machtkämpfen innerhalb der rumänischen kommunistischen Partei wurde, ist die einzige Überlebende dieses Prozesses. Die fast 90Jährige lebt in Bukarest. Der Film beschäftigt sich mit ihrem Leben in Einzelhaft und ihrer stillen Flucht in die Kreativität. Mit extremer Konzentration und Disziplin arbeitete sie gegen den Wahnsinn an, der ihr in Gestalt von Gesichtern begegnete- Gesichter von Tieren und Menschen, die sie im Muster ihres Zellenbodens zu erkennen meinte.
Film von von Thomas Ciulei Der deutsch-rumänische Regisseur Thomas Ciulei, der als Kind mit seinen Eltern nach New York übersiedelte und erst viele Jahre später wieder nach Bulgarien reisen konnte, beendete mit "Gesichterwahn" sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Ciulei vertieft Lena Constantes Erzählung sparsam mit Bildern der Gefängnisanlagen und Fotos der Inhaftierten. So entstand nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern gleichzeitig ein nahezu allgemein gültiger Bericht über das Leben im Gefängnis.
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