Ostsee-Zeitung: Ende mit Schrecken? - Kommentar zur Gewalt im Gaza-Streifen
Rostock (ots)
Lange hat Israel Zurückhaltung geübt. Schließlich wollte Jerusalem die jüngst mit Hilfe der Türkei erzielten Verhandlungsfortschritte mit Syrien ebensowenig gefährden wie die im Westjordanland regierende moderate, verständigungsbereite Fatah. Doch auf Dauer hat der von der Hamas weiter radikalisierte, ins wirtschaftliche Koma getriebene und verelendete Gazastreifen die Sicherheit des jüdischen Staates akut gefährdet. In seinen südlichen Grenzstädten sind Schutzbunker Standard für Schulen und Kindergärten. Fast täglich schlagen Raketen ein. Hamas bedroht aber auch den Status quo in Westjordanland und der gesamten Region. Israel hat ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorgezogen. Die Armee will die Hamas möglichst entscheidend schwächen. Ob das gelingt, steht dahin. Schon Israels erste Regierungschefin Golda Meir meinte einst, Frieden würde es erst geben, wenn die Palästinenser ihre Kinder mehr lieben als sie die Israelis hassen. Der israelische Militärschlag wird den Hass aber schüren.
Die 2007 in Annapolis unter US-Vermittlung angestrebte Friedensvereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern bis Ende 2008 ist Makulatur. Nun ruht alle Hoffnung auf dem künftigen US-Präsidenten. Barack Obama sagte im Sommer in der israelischen Grenzstadt Sderot: "Wenn jemand Raketen auf mein Haus schießen würde, in dem meine beiden Töchter nachts schlafen, würde ich alles unternehmen, um dies zu unterbinden, und ich würde erwarten, dass Israel dasselbe täte." Ob Hoffnungsträger Obama in Nahost wieder stärker auf Diplomatie setzen kann als sein Vorgänger, wird aber auch davon abhängen, ob Israel die dialogresistente Hamas als Vorposten Irans entschärfen kann.
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