Ostsee-Zeitung: Konvent der Hexer - Kommentar zur Afghanistan-Konferenz
Rostock (ots)
Das Konzept ist auf dem Papier derart geradlinig, dass man sich wundern muss, warum Politiker, Militärs und Entwicklungsstrategen nicht früher darauf gekommen sind. Afghanistan soll also schrittweise stabilisiert werden, damit die internationalen Truppen endlich vom Hindukusch verschwinden können. Das passt zwar nicht so recht mit der Einschätzung von Präsident Karsai zusammen, der noch zehn Jahre lang militärische Hilfe für notwendig erachtet. Aber da hören die Minister weg. Hauptsache, ein Durchbruch darf zelebriert werden. Der wird unbedingt für die politische Heimatfront gebraucht, wo in der Bevölkerung die Ablehnung des Afghanistan-Engagements zunimmt. Afghanisierung heißt das Zaubermittel. Bereits Ende des Jahres soll die einheimische Armee Sicherheitsaufgaben übernehmen. Und weil London überhaupt so eine Art Konvent der Hexer war, weiß man gleich, wie es weitergeht: Distrikt für Distrikt kehren allgemeiner Friede und Zufriedenheit bei der Bevölkerung ein. Man muss wohl nur Arbeitsplätze versprechen und mit Geldscheinen winken, um die Taliban zur Fahnenflucht zu bewegen. Dass die bisherige Polizeiausbildung zu wünschen übrig ließ, zählt nicht mehr. Die häufig anzutreffende Unzuverlässigkeit afghanischer Sicherheitskräfte und unzureichendes Führungspersonal spielen keine Rolle mehr.
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