Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Bericht des scheidenden Wehrbeauftragten Reinhold Robbe
Rostock (ots)
Reinhold Robbe hatte sich bei Amtsantritt vereinzelt vorhalten lassen müssen, als junger Mann die Bundeswehr gemieden und Zivildienst geleistet zu haben. Vielleicht waren gerade das gute Voraussetzungen. So konnte der vormalige SPD-Verteidigungspolitiker mit Sachkunde und Abstand zugleich die Zustände und Befindlichkeiten in der Truppe unter die Lupe nehmen. Ein Blatt vor den Mund genommen hat er dabei nie.
Das gilt für die 80 Seiten starke Abschlussbilanz zum Ende seiner Amtszeit ganz besonders. Wie immer greift auch dieser Bericht die Nöte und Sorgen der Soldaten auf und prangert anhaltende Missstände an, etwa im Sanitätswesen. Doch ins Zentrum rückt Robbe nicht die einzelnen Mängel - viele davon leider Dauerbrenner - und die zum Teil haarsträubenden Einzelfälle. Das wahre Übel sind für ihn die überkommenen Strukturen. Eine tolle Truppe werde gelähmt von einer im Kern aus den 50er Jahren stammenden Organisationsform: Das ist sein Resumee nach fünf Jahren intimen Einblicks in die Bundeswehr. Der Vorwurf zielt auf die Politik. Eine Armee funktioniert nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam. Was nicht von oben angeordnet wird , das wird auch nicht gemacht. Und was die Führung sehen und hören will, das bekommt sie vorgeführt ist, auch wenn es oft nur schöner Schein ist.
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