Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Besuch Sarkozys und Camerons in Libyen
Rostock (ots)
Noch ehe der türkische Ministerpräsident Erdogan, der von einer islamischen Union träumt, in Tripolis eintreffen konnte, sind ihm gestern Frankreichs Präsident Sarkozy und Britanniens Premier Cameron zuvorgekommen. Zwei Männer, die wesentlich zum Sturz Gaddafis beitrugen, indem die Luftwaffe ihrer Länder die Bevölkerung schützte und zugleich den Rebellen den Weg in die Hauptstadt freibombte. Der Dank der Rebellen dürfte ihnen gewiss sein. Konzerne wie Total, Shell oder BP dürften künftig einen größeren Teil vom libyschen Ölkuchen erhalten als die russische Gazprom oder Petrochina. Doch auch die deutsche Wintershall und der Eni-Konzern müssen zittern. Allein die Italiener förderten vor dem Aufstand ein Viertel des libyschen Öls. Die Männerfreundschaft zwischen Gaddafi und Berlusconi und das halbherzige Eingreifen Roms in den Krieg - das alles könnte nun Franzosen und Briten zugutekommen, die auf die Zuteilung reicher Ölfelder und bessere Vertragsklauseln hoffen. Ob die Freundschaft, die Sarkozy und Cameron gestern der Übergangsregierung anboten, über das Interesse hinausgeht, den Reichtum des Landes abzuschöpfen, bleibt abzuwarten. Denn reich werden am Ende bekanntlich nur die, die wahre Freunde haben.
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