Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Streik auf dem Frankfurter Flughafen
Rostock (ots)
Auf dem Frankfurter Flughafen wird die Minimax-Nummer wieder aufgeführt: Mit minimalem Aufwand maximalen Ertrag herausschlagen. Knapp 200 Mitglieder einer Mini-Gewerkschaft legen Deutschlands größten Flughafen weitgehend lahm, um üppige Gehaltssteigerungen durchzusetzen. Möglich macht ihnen das ihre Schlüsselstellung, weil ohne ihre Dienste die Flugzeuge nicht auf die Startbahnen kommen. Das erinnert an den Spätsommer 2007, als die Lokführer wochenlang mit ihren Streiks das Bahnreisen in Deutschland zum Lotteriespiel machten. Jetzt wiederholt sich die Geschichte - mit dem Unterschied, dass noch weniger Streikende ein noch größeres Chaos anrichten. Das ist eine verhängnisvolle Entwicklung. Arbeitgeberverbände und DGB-Gewerkschaften trauern zurecht der verloren gegangenen Tarifeinheit nach. Sicher, beide haben dabei ihre Eigeninteressen. Die Arbeitgeber fürchten mehr Streiks, die Großgewerkschaften Konkurrenz. Aber im Kern geht es hier um soziale Gerechtigkeit. Wenn kleine, meist gut ausgebildete und relativ gut bezahlte Berufsgruppen ihre besondere Stellung im Unternehmen nutzen können, um sich ein extra großes Stück vom gemeinsam erwirtschafteten Kuchen herauszuschneiden, dann ist klar, wer das bezahlt: die große Mehrheit, die nicht so wirksam die Ellbogen einsetzen kann.
Mit den Ereignissen in Frankfurt fällt ihnen das nun auf die Füße. Mit der Tarifrunde 2012 hat das Spektakel der Vorfeldlotsen nichts zu tun. Hier beginnt nach den Forderungen der Gewerkschaften das übliche Ritual. Für ein spürbares Lohnplus gibt es aus Sicht der Arbeitgeber nie den richtigen Zeitpunkt. Wenn die Konjunktur läuft, darf sie nicht durch zu hohe Lohnsteigerungen abgewürgt werden. Schwächelt sie, ist schon gar nicht der Zeitpunkt für ein Plus. Im Ergebnis ist die Verdienstschere zu Lasten der breiten Arbeitnehmerschaft immer weiter auseinander gegangen.
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