Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Putin
Rostock (ots)
Dass Wladimir Putin nach der Wahl am Sonntag und einer umstrittenen Macht-Rochade seine dritte Amtszeit als Präsident antreten wird, mag uns anrüchig erscheinen und auch immer mehr aufgeklärte Russen erzürnen. An Putins Wiederwahl wird das nichts ändern. Der Ex-Geheimdienstchef steht für Stabilität, wenn auch für viele eine bleierne. Aber noch immer steckt der Mehrheit die Jelzin-Ära in den Knochen - eine chaotische Zeit, in der das Steuer- und Lohnsystem zusammenbrach, die Armut wuchs und der Rubel abstürzte, das Land territorial zu zerfransen drohte, der Nationalstolz gedemütigt wurde. Erst Putin hat Russland wieder konsolidiert und im hohen Ölpreis dabei seine wohl wichtigste Machtstütze gefunden. Mit dem Aufschwung entstand eine neue Mittelschicht, die heute mit Vehemenz politische Mitsprache und einen höheren Anteil am Volksvermögen fordert. Und diese Geister, die Putins Reformen erst erschufen, wird er nicht mehr los. Will er sie in sein System integrieren, muss er das System selbst umkrempeln.
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