Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Steinbrück
Rostock (ots)
Wieder einmal hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Wirkung einer seiner öffentlichen Äußerungen nicht richtig eingeschätzt. Es war wahrscheinlich gar nicht böse gemeint, als er auf einer Podiumsdiskussion in Berlin die Vermutung äußerte, Kanzlerin Angela Merkel fehle es auch wegen ihrer DDR-Herkunft an der nötigen Begeisterung für Europa. Ähnlich hatte sich Steinbrück auch schon in seinem gemeinsamen Gesprächsband "Zug um Zug" mit Helmut Schmidt geäußert. Damals fand diese Äußerung kaum Beachtung. Doch unter den Bedingungen eines Wahlkampfes entsteht sofort der Eindruck, Steinbrück habe die Kanzlerin diffamieren und alle Ostdeutschen ein Stück weit abwerten wollen. Es macht eben einen Unterschied, ob man als politischer Pensionär über westdeutsche und ostdeutsche Prägungen räsoniert oder ob man sich als jemand äußert, der als Kanzlerkandidat antritt. Dies nicht begriffen zu haben, ist bis heute das Kernproblem des Peer Steinbrück. Als Elder Statesman und gut bezahlter Vortragsredner hätte er alles sagen dürfen - dass die Kanzlerin zu wenig verdient, man keinen Wein für fünf Euro trinken kann und zwei führende italienische Politiker "Clowns" sind. Als Kanzlerkandidat haben solche Worte aber ein ganz anderes Gewicht - und das schätzt der Kandidat Peer Steinbrück regelmäßig falsch ein. Ihm "passieren" einfach immer wieder Dinge, die ihm in seiner Rolle nicht "passieren" dürften. Neu ist das Problem nicht: Schon als Bundesfinanzminister hatte Steinbrück kein Gespür dafür, welche Wirkung es auslöste, wenn er die Schweiz mit der Kavallerie bedrohte, Luxemburg mit Ouagadougou verglich oder die eigene Partei als "Heulsusen" bezeichnete. Von einem Mann, der die Richtlinien der deutschen Politik bestimmen will, muss man aber erwarten, dass er seine Worte und ihre Wirkung zu wägen weiß. Weil der SPD-Mann das nicht kann und offenbar auch nicht gewillt oder in der Lage ist, es noch zu lernen, ist Peer Steinbrück als Kanzler ungeeignet.
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