Neue Westfälische: Lehren aus Amoklauf Zäune schützen nicht HUBERTUS GÄRTNER
Bielefeld (ots)
Der Amokläufer von Winnenden war ein depressiver Waffennarr. Er hat in seinem Wahn 15 Menschen und sich selbst getötet. Viele fragen sich, wie ein solches Verbrechen passieren konnte und welche Lehren daraus zu ziehen sind. Politiker, Psychologen, Kriminologen und Soziologen suchen nach Erklärungen oder geben Rezepte. Manche von ihnen wirken wenig durchdacht und allzu hurtig zusammengerührt. So gibt es nun Vorschläge, die äußere Sicherheit an Schulen massiv zu verstärken. Wie an einigen Orten in den USA, sollen Schüler peniblen elektronischen Eingangskontrollen unterzogen und observiert werden. Die Schulen als Hochsicherheitstrakte: Das wäre allerdings ein Albtraum, der in Deutschland hoffentlich niemals Wirklichkeit wird. So verständlich der Wunsch nach mehr Schutz für unsere Kinder ist, so sehr ist nun auch ein sorgfältiges Abwägen gefragt. Kein noch so hoher Zaun, kein bewaffneter Wachposten und keine Überwachungskamera vermag einen zum Äußersten entschlossenen Amokläufer von seinem Tun abzuhalten. Wenn er nicht in der Schule schießen kann, dann sucht er sich einen anderen Ort für seine tödlichen Attacken. Die Prävention muss früher beginnen und anders aussehen. Eltern, Freunde, Lehrer - sie alle müssen hinsehen und den Finger heben, wenn sich jemand abkapselt. In NRW wurde jeder Schule ein Polizeibeamter als Ansprechpartner zur Seite gestellt, die Lehrer sind aufgefordert, Straftaten von Schülern sofort anzuzeigen. Das ist sinnvolle Prävention. Lücken gibt es zweifelsohne beim Waffenrecht. Zwar wurde es in der Vergangenheit verschärft, aber die Einhaltung der Vorschriften zur sicheren Aufbewahrung von Waffen wird so gut wie gar nicht kontrolliert. Das ist ein Skandal. Eine flächendeckende Kontrolle der Waffenbesitzer wäre zwar aufwendig, aber ein sinnvoller Beitrag zu Amok-Prävention.
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