Neue Westfälische: KOMMENTAR Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke Erschreckende Ausweglosigkeit HANS-JOACHIM KASPERS
Bielefeld (ots)
Tränen, Trauer, Sprachlosigkeit - die deutsche Öffentlichkeit reagierte auf den Selbstmord von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke in selten erlebter Einmütigkeit. Von der Kanzlerin über Sportfunktionäre und Teamkollegen bis hin zu den Fans von Hannover 96 äußerten gestern alle, die Enke persönlich gekannt oder auch nur von der Tribüne beobachtet hatten, völlige Fassungslosigkeit. Natürlich ist es zum einen die Tatsache des Suizids an sich, die betroffen macht. Vor welchem tiefen inneren Abgrund muss der seit Jahren - von außen unbemerkt - an einer schweren Depression leidende Sportler gestanden und welch erschreckende Ausweglosigkeit muss er empfunden haben, um diesen Schritt zu gehen? Sicher, es hatte den privaten Schicksalsschlag des Todes seiner Tochter vor drei Jahren gegeben, doch mit der Rückkehr privaten Glücks (dank der kleinen Adoptivtochter) und beruflichen Erfolgs (mit der Berufung ins Nationalteam) wähnte doch jedermann den Keeper der 96er wieder auf der Sonnenseite des Lebens. Darüber hinaus tut besonders weh, dass niemand im Umfeld von Robert Enke, auch nicht seine um den Gesundheitszustand ihres Mannes wissende Frau und der behandelnde Arzt, die tragische Entwicklung kommen sah. Gerade noch gab er nach dem HSV-Spiel scheinbar lockere Interviews - nur 48 Stunden später setzte er seinem Leben ein einsames Ende. Dass Enkes Tod die ansonsten alles verschlingende Maschinerie des Profi-Fußballs für einige Tage zum Stillstand bringt, ist gut und richtig. Die Absage des Länderspiels gegen Chile war die einzig angemessene Reaktion des Deutschen Fußball-Bunds auf die Schreckensnachricht aus Hannover. Wenn der Sport schon nicht in der Lage war, Robert Enke die Kraft zum Weiterleben zu geben, so hat er zumindest die Pflicht, den Verstorbenen durch ein kurzes Innehalten zu ehren.
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