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Neue Westfälische (Bielefeld)

Neue Westfälische: KOMMENTAR Welternährungsgipfel in Rom Die Ernte der frühen Entwicklungspolitik JOBST LÜDEKING

Bielefeld (ots)

Man erntet, was man sät: Von den 60er bis weit
in die 90er Jahre wurde in der weltweiten Entwicklungshilfe auf 
imageträchtige Projekte wie Stahlwerke oder Straßen gesetzt. 
Antiquierte Kleinbauern kamen in diesen Konzepten bestenfalls am 
Rande vor. Heute ernten wir die Ergebnisse: Eine Milliarde Menschen 
weltweit sind unterernährt, Tendenz steigend.
</DC>Die Nahrungsmittelversorgung angesichts des 
Welternährungsgipfels aber auf Fragen der Verteilungsgerechtigkeit 
oder auf die Konkurrenz zu nachwachsenden Rohstoffen zu beschränken, 
greift - sachlich betrachtet - zu kurz. So schmerzhaft es klingt: Wir
müssen uns daran gewöhnen, dass die Preiswürdigkeit von 
Agrarprodukten und Nahrungsmitteln von ihrem Energiewert bestimmt 
wird. Das zeigen UN-Daten und Studien. In Nordamerika, Europa und den
Schwellenländern werden Agrar-Rohstoffe wegen der schwindenden Öl- 
und Gas-Reserven wichtiger. Landwirtschaft wird für uns zum 
Nahrungsmittel- und zum Rohstofflieferanten.
Das schafft - jenseits der bisher üblichen Subventionen - aber 
Spielräume: Wenn wie bereits in den USA 30 Prozent der Maisernte zu 
Bioethanol verarbeitet werden, nimmt das Druck vom 
Getreide-Weltmarkt. Kleinbauern erhalten so erstmals Chancen, ihre 
Ernten gewinnbringend zu verkaufen. Agrarische Ausbildung oder 
Forschung um dieses Potenzial zu nutzen, fanden in der Dritten Welt 
bisher kaum statt. Dortige Höfe sind auf Selbstversorgung 
ausgerichtet. Ihre Technik ist veraltet. Bei Bergung, Lagerung und 
Transport treten Verluste von bis zu 60 Prozent auf. Und dann gibt es
das gravierendste Agrar-Problem, das sich selbst durch 
Absichtserklärungen aus Rom nicht lösen lässt: die 
ernährungspolitische Inkompetenz von Diktaturen und korrupten 
Regimen, die sich etwa in Simbabwe, Nordkorea oder im Sudan zeigt, in
denen Hunger sogar zur Waffe wird.

Pressekontakt:

Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell

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