Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Rücktritt von Margot Käßmann Abgang einer starken Frau NICOLE HILLE-PRIEBE
Bielefeld (ots)
Sie tut das, was wir von manch anderem Funktionsträger aus Politik und Gesellschaft schon häufiger vergeblich erwartet haben: Margot Käßmann zieht die Konsequenzen aus ihrem Fehlverhalten und tritt von allen Ämtern zurück. Respekt! Dass ihr Schritt von vielen Menschen bedauert wird, ist verständlich. Schließlich verliert das Land durch ihren Rücktritt eine wichtige Stimme und Autorität; eine, die im politischen und moralischen Mainstream lauthals gegen den Strom schwamm und unbequeme Wahrheiten mutig aussprach. Jüngstes Beispiel war ihre Neujahrspredigt, mit der sie eine kritische Diskussion über den Afghanistan-Einsatz auslöste - und sich damit auch Feinde machte. Käßmann ließ sich von den Kritikern, die ihre Einlassungen als "abwegig" und "undifferenziert" abwerteten, nicht zum Schweigen bringen und wird auch in Zukunft kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn sie in ihrer vollen Kirche auf der Kanzel steht. Denn der hannoverschen Landeskirche bleibt sie als Pastorin erhalten. Eine, die lebt und Fehler macht. Und die weiß, dass ihr diese Alkoholfahrt ewig anhängen würde, zumal sie auch noch in der Fastenzeit fällt, in der die Theologin von der Kanzel Wasser predigt und abends offenbar Wein trinkt. Ihre Glaubwürdigkeit als wichtige Würdenträgerin wäre jedenfalls dahin - und ohne Glauben geht es nicht in der Kirche. Deshalb ist ihr Rücktritt richtig. Dass sie mit Käßmann ihren Popstar des Protestantismus verliert, stellt die Evangelische Kirche nun vor große Probleme. Wer kann die Lücke füllen? Wer hat die Courage, ein so öffentliches Leben zu führen wie die Bischöfin es tat und das ganz persönliche, private Beispiel vorzuführen - in guten wie in schlechten Tagen? Denn ihre Menschlichkeit hat Margot Käßmann nicht nur zu Fall gebracht, sondern sie auch zur bekanntesten und beliebtesten Theologin Deutschlands gemacht.
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