Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Streit um Frauenquote Nur Mut ANDREA FRÜHAUF
Bielefeld (ots)
Warum sind Frauen nicht so mutig, ihre Meinung in puncto Frauenquote öffentlich zu äußern? Topmanagerinnen müssen auch sonst Entscheidungen treffen und ihre Standpunkte gegen Kritiker vertreten. Sehen Spitzenfrauen etwa keinen Bedarf, weil sie sich ihren Posten selbst erkämpft haben und als Quotengegnerinnen den öffentlichen Zorn ihrer Geschlechtsgenossinnen fürchten? Oder wollen sie als heimliche Befürworterinnen nur dem Ärger mit ihrem Chef oder Arbeitgeber aus dem Weg gehen? Dabei gäbe es viele differenzierte Argumente und sogar gute Gründe, eine starre Quote in den Topetagen der Unternehmen abzulehnen. Männer sagen es ja immer wieder: Frauen wollen ja gar nicht. Und damit fehlt es an geeigneten Kandidatinnen, um mehr Frauen in die deutschen Führungsetagen zu bringen. Dieses Argument, das viele Männer auch aus Furcht vor weiblicher Konkurrenz gerne vorschieben, stimmt aber nur zum Teil. Sicher hätten weit mehr hochqualifizierte Frauen den Wunsch, Karriere zu machen, wenn sie Beruf und Familie durch flexiblere Modelle besser miteinander vereinbaren könnten, sie bessere Betreuungsangebote für ihre Kinder hätten und ihnen der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert würde. Auch Frauen wollen keine starren, verkrusteten Strukturen. Aus der freien Marktwirtschaft wissen wir aber: Die Nachfrage regelt das Angebot. Nur wenn mehr Frauen in Führungsetagen sitzen (müssen), muss der Staat oder der Arbeitgeber sich zwingend um mehr Kinderbetreuungsangebote kümmern. Die freiwillige Selbstverpflichtung der Wirtschaft hat nach zehn Jahren wenig verändert. In 90 von 100 der größten deutschen Unternehmen sitzt noch immer keine Frau im Vorstand und keine im Aufsichtsrat. Die Rechtsprechung hat sich übrigens dem gesellschaftlichen Wandel inzwischen angepasst. Wenn Ehepaare sich heute scheiden lassen, müssen Mütter ihr Leben eines Tages selbst finanzieren. Dass viele Frauen auf ihre Karriere verzichteten, bezahlt ihnen heute keiner mehr.
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