Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Chinesischer Künstler Ai Weiwei verschwunden Furcht vor dem Quälgeist JOHANN VOLLMER
Bielefeld (ots)
Einschüchtern, verprügeln, verschleppen - Chinas Umgang mit Regimekritikern folgt noch immer einem schon fast bürokratisch abgewickelten Dreiklang der Unterdrückung. Das musste nun auch Chinas berühmtester Künstler Ai Weiwei erleben. Seit Jahren ist Ai der umtriebigste Quälgeist der Kommunistischen Partei (KP). Vor eineinhalb Jahren hatten ihn Polizisten ins Krankenhaus geprügelt, als er Recherchen über die sogenannten Tofu-Schulen anstellte. Die waren beim Erdbeben in Sichuan wegen Pfuschs am Bau wie Kartenhäuser in sich zusammengefallen und hatten unzählige Kinder unter sich begraben. Den Wert zivilgesellschaftlicher Empörung über Missstände hat die KP aber noch immer nicht erkannt. Statt Fehler aufzuarbeiten, reagiert sie mit Repressionen. Die Verhaftung von Ai Weiwei zeigt zudem, dass Chinas Führung ihren eigenen Errungenschaften nicht traut. Trotz des ungebrochenen Aufstiegs des Landes fürchtet sie nichts mehr als ein Übergreifen der Jasmin-Revolutionen aus der arabischen Welt. Wer die Gelassenheit nicht findet, Kritik zu ertragen, provoziert Widerstand. Der Provokateur Ai hat das längst begriffen.
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