Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Datenmissbrauch Der gläserne Bürger ist Realität MATTHIAS BUNGEROTH
Bielefeld (ots)
Es herrscht Hochbetrieb auf den Datenautobahnen. Über Chipkarten oder Internetportale werden Geldüberweisungen und Bestellungen getätigt, medizinische Behandlungen von Patienten gesteuert, Freundschaften gepflegt, Spiele gespielt und Beziehungen angebahnt. Dieser Alltag ist unumkehrbar, ob wir wollen oder nicht. Je nach Perspektive des Betrachters können hieraus für die Bürger der modernen Industriegesellschaften Chancen oder Risiken erwachsen. Dass sich in jüngster Zeit - nicht nur in Deutschland - Fälle von dokumentiertem Datenmissbrauch häufen, ist kein Zufall. Zu unüberschaubar ist die Datenmenge geworden, die im weltweiten Netz über jeden Einzelnen unterwegs ist. Dies weckt Begehrlichkeiten, auf persönliche Daten zuzugreifen, mit denen sich Geld machen lässt oder die anderweitig für - nicht immer hehre - Ziele nutzbar gemacht werden können. So werden EC-Kartencodes ausgespäht, über Smartphones sogenannte Bewegungsprofile erstellt oder Informationen über Einkaufs-, Freizeitverhalten oder auch ansteckende Krankheiten gesammelt. Der oft beschworene gläserne Mensch längst Realität geworden, denn mit ihm lassen sich glänzende Geschäfte machen. Warum investiert Software-Gigant Microsoft 8,5 Milliarden Dollar in den Kauf des Telefondienstes Skype? Der weltweite potenzielle Datenpool, den man hier gleichzeitig miterwirbt, ist unbezahlbar; Folgegeschäfte sind garantiert. Viele deutsche Unternehmen vernachlässigen den Datenschutz eklatant, das hat jetzt eine Erhebung des Bielefelder Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ergeben. Die Forderung des NRW-Datenschutzbeauftragten Ulrich Lepper, hier Verbesserungen durchzusetzen, ist also richtig. Seine Partei, die FDP, hat jetzt die einmalige Gelegenheit, ihr Profil als Partei der Bürgerrechte zu schärfen.
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