Neue Westfälische (Bielefeld): Vaclav Klaus und die Sudeten Ungeschicklichkeiten RALF MÜLLER, MÜNCHEN
Bielefeld (ots)
Tschechiens Staatspräsident Vaclav Klaus ist das, was man in der Politik als Betonkopf bezeichnet: Europa- und deutschskeptisch, um es vorsichtig zu formulieren. In dieser Kombination ist er allerdings auch in der Tschechischen Republik ein politisches Auslaufmodell. So stellt sich die Frage, ob klug war, ausgerechnet einen eingefleischten Nationalisten mit der Aufforderung zu einer öffentlichen Entschuldigung zu provozieren, wie es Vertreter der Sudetendeutschen in Augsburg getan haben. Klaus wird das, was sein Vorgänger Vaclav Havel eigentlich schon getan hat, sowieso niemals über sich bringen. Aber er bekommt damit Gelegenheit, wieder die anti-sudetendeutsche Karte zu spielen. Und in einem hat der Prager Burgherr Recht: Eine Entschuldigung ist eine individuelle Geste, die aus eigener Entscheidung heraus erfolgt. Nichts kann ewig unter dem Teppich versteckt werden. Die Vertriebenen können die Aufarbeitung der Vergangenheit in Tschechien fördern oder bremsen. Wie das oft in der Politik so ist: Draufhauen bringt in der Regel wenig. Die Alternative besteht nicht im Gesundbeten und einer Schwamm-Drüber-Politik, sondern in kluger Unterstützung der gesellschaftlichen Erneuerung im Nachbarland. Viele bei den Sudetendeutschen haben das begriffen, aber noch nicht alle.
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