Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Steigender Krankenstand Gesundheit managen PETER STUCKHARD
Bielefeld (ots)
Es ist die Alltagserfahrung jedes Beschäftigten: Die Arbeitswelt ist in den letzten Jahren rauer geworden, die Leistungsanforderungen sind gestiegen. Wer damit nicht klarkommt, läuft Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten: Ein subjektiv empfundener Mangel an Wertschätzung durch Vorgesetzte führt zu nachlassendem Engagement. Das zieht oft genug wachsenden Druck nach sich. Frustration, Angst um den Arbeitsplatz und das Gefühl der Hilflosigkeit verstärken sich. Am Ende stehen objektive Beschwerden und der Gang zum Arzt. Kein Wunder, dass sich Freiberufler und Selbstständige, die ganz gewiss nicht alle auf Rosen gebettet sind, am wenigsten von einer Gratifikationskrise betroffen fühlen. Hängt ihr berufliches Wohl und Wehe doch in erster Linie von ihnen selbst ab. In Zeiten der Unterbeschäftigung musste sich die Wirtschaft mit den Ursachen des Krankenstandes nicht nachhaltig beschäftigen. Sie konnte den Personalbedarf aus dem Reservoir gut ausgebildeter Fachleute ergänzen. Die Angst vor Kündigung tat ein Übriges, das Erscheinen bei der Arbeit trotz Krankheit bekam als "Präsentismus" sogar eine eigene Bezeichnung. Mittlerweile herrscht Fachkräftemangel. Das zwingt zum Umdenken, und das hat in der Wirtschaft längst begonnen: Gesundheitsmanagement ist in immer mehr Betrieben keine Alibiveranstaltung mehr, sondern bekommt einen eigenen Stellenwert. Natürlich wird es eine Weile dauern, bis die positiven wirtschaftlichen Folgen einer Gesundheitsförderung der Mitarbeiter auch den letzten Controller oder Geschäftsführer überzeugen. Es lohnt sich aber ohne jeden Zweifel, in die Fitness einer älter werdenden Belegschaft zu investieren. Wenn dann noch der eine oder andere Vorgesetzte die alte Erkenntnis beherzigt, dass positives Verstärken nichts kostet und die Zufriedenheit stärkt, wird auch der Krankenstand wieder sinken.
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