Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR NRW-CDU wählt neuen Vorstand Verpatzter Start PETER JANSEN, DÜSSELDORF
Bielefeld (ots)
Anderthalb Monate nach der schwersten Niederlage in ihrer Geschichte hat die NRW-CDU den Start in eine bessere Zukunft gründlich verpatzt. Zwar hat sie auf dem Parteitag in Krefeld mit Armin Laschet einen neuen Vorsitzenden gewählt, den Generalsekretär, die Schatzmeisterin und vier von fünf Stellvertretern ausgewechselt, doch ein Signal des Aufbruchs konnte der Parteitag nicht an die Basis senden. Zu dürftig waren die Wahlergebnisse der neuen Crew, zu uninspiriert und zu wenig mitreißend die Reden, mit denen dem Parteivolk eigentlich Mut und Selbstbewusstsein eingeimpft werden sollten. Auf eine Analyse der Ursachen, die zu ihrem Debakel geführt haben, hat die CDU weitgehend verzichtet. Der hauptschuldige Spitzenkandidat Norbert Röttgen gab die Verantwortung an die Wähler weiter, die nicht honoriert hätten, dass die CDU die richtigen Themen besetzt hätte. Der neue Chef Armin Laschet warnte davor, alle Schuld bei Röttgen abzuladen. Da hat er allerdings recht, fragt man sich doch, warum niemand in der Parteispitze vermocht hat, den Spitzenkandidaten von seinem verhängnisvollen Kurs abzubringen. Zur fehlenden Vergangenheitsbewältigung kommt weitgehende Orientierungslosigkeit über den künftigen Kurs der CDU. Es blieb in Krefeld offen, ob sich die Partei in Zukunft stärker an den Interessen ihrer Stammwähler orientieren will, die vor allem in ländlichen und katholischen Regionen zu Hause sind, oder ob sie sich eher mit den Sorgen und Anliegen der großstädtischen Wählerschaft beschäftigt, wo die Verluste besonders dramatisch ausfielen. Im nächsten Herbst wird der neue Bundestag gewählt, ein Jahr später stehen in NRW Kommunalwahlen an. Wenn es Laschet nicht gelingt, die CDU bis dahin aus dem 26-Prozent-Loch herauszuführen, wird seine Amtszeit nicht viel länger als die seines Vorgängers.
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