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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR FDP-Debatte um die Zukunft voll entbrannt Lindners lautes Schweigen THOMAS SEIM

Bielefeld (ots)

Das Szenario für die Neuordnung der FDP scheint zu stehen. Seit den Wahlen in Schleswig-Holstein und NRW wird immer klarer, dass die Zukunft der Liberalen auf den NRW-Vorsitzenden Christian Lindner ausgerichtet wird. Dem noch amtierenden Bundesvorsitzenden Philipp Rösler traut niemand mehr die Wende zu. Für Röslers Ablösung gibt es drei Szenarien: Fliegt die FDP bei der Wahl in Röslers Heimat Niedersachsen 2013 aus dem Landtag, folgt daraus unmittelbar der Abgang des FDP-Chefs. Schafft sie den Wiedereinzug knapp mit fünf Prozent, wird Röslers Ablösung schwieriger werden, im Ergebnis aber unvermeidbar. Landet sie bei acht Prozent, dann könnte die dringend nötige Neuordnung noch scheitern. Denn darum geht es: Die Zeit der konservativ-neoliberalen Ausrichtung der Liberalen à la Milton Friedman geht zu Ende. Sie muss auch angesichts des Desasters eines entfesselten unregulierten freien Marktes als gescheitert gelten. Der Liberalismus hat in Deutschland eine größere Tradition. Sie ergänzt die Freiheit zu selbständigen Entscheidungen des Einzelnen mit der Verantwortung zu sozialem Engagement und Mitgefühl. Letzteres ist in der Ära Guido Westerwelle amputiert worden. Es war Christian Lindner, der diese Tradition wieder hervorgeholt hat aus den liberalen Kellern. Der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Wolfgang Kubicki hat nun die Rückbesinnung darauf verlangt. Zu Recht. Es kann der Beginn einer umfassenden politischen Wende in Deutschland sein. Nicht ohne Grund entwirft Kubicki zugleich das Bild einer neuen, sozial-liberal-grünen Koalitionsregierung unter Peer Steinbrück. Das ist das neue Wunschziel einer neuen FDP. Christian Lindner wird sie anführen. Gestern schwieg er zu den Ideen seines Parteifreunds. Es war ein sehr lautes Schweigen, das bis nach Berlin zu hören war.

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