Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Tausende Lehrerstellen versickern in NRW Täuschung BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots)
Bloß keine Missverständnisse: Niemand, ob einfacher Lehrer oder Verantwortliche in der Schulleitung, bereichert sich auf Kosten der Gemeinschaft, wenn 450 Millionen Euro statt für Förderaufgaben, Integrationshilfen oder muttersprachlichen Unterricht für die Erfüllung der Stundentafel verwendet werden. Schummelei aber ist es schon, auch wenn sie allein zum Guten der Schüler ist. Schwerwiegender ist der Vorwurf, den sich die Politik gefallen lassen muss. Ob rote, schwarze oder grüne Bildungsministerinnen, sie alle haben uns getäuscht, wenn sie großspurig zusätzliches Geld für pädagogische Zusatzbedarfe bereitstellten. Viele der so dringend benötigten Programme konnten nicht umgesetzt werden, weil die zur Verfügung gestellten Lehrerstellen verfrühstückt werden mussten für die Aufrechterhaltung des Regelunterrichts. Man könnte es auch anders sehen: Die im Landeshaushalt für den normalen Unterrichtsbedarf zur Verfügung gestellten Lehrerstellen plus die vielen tausend für Zusatzbedarfe reichen aus, um den Regelunterricht sicherzustellen. Immerhin. Doch durch die Art und Weise, wie mit den Stellen für zusätzliche Aufgaben umgegangen wird, stiehlt sich diese Landesregierung ebenso wie alle ihre Vorgängerinnen aus der Verantwortung, neue, zusätzliche Aufgaben mit zusätzlichen Mitteln zu versehen. Dies begann unter Schwarz-Gelb mit den sogenannten Sozialindex-Stellen und hat sich bis heute nicht geändert. Wenn die aktuelle Landesregierung ihr Vorhaben ernst meint, kein Kind dürfe verlorengehen, müsste sie deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als bislang. Wer glaubt, in absehbarer Zeit könnten demographische Gewinne eingestrichen werden, täuscht Eltern, Schüler und Lehrer. Diese Gewinne ermöglichen erst, dass all die Versprechungen der Bildungspolitik eingelöst werden könnten.
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