Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Euro-Hilfspaket für Zypern Aus Griechenland-Krise gelernt THOMAS SEIM
Bielefeld (ots)
Es fällt nicht leicht, eine Maßnahme zu loben, die darauf abzielt, Spareinlagen zu kürzen. Im Fall Zypern aber muss man den Euro-Regierungen Respekt zollen für ihre Entscheidungen und ihr Hilfskonzept. Anders als während der Griechenland-Krise hat die Währungsunion nun entschlossen und vor allem einig reagiert. Diese Einigkeit war leichter zu organisieren als im Fall Griechenland. Das hängt auch damit zusammen, dass selbst die Euro-Skeptiker und -Kritiker an dieser Stelle das Signal setzen wollten, dass sich die gemeinsame Währung von 17 Nationen nicht durch mafiöse Strukturen in die Enge treiben lassen will. Das ist ein richtiges Signal. Es geht einher mit der klaren Botschaft an alle internationalen Spekulanten, dass der Euro-Raum sich gegen deren Machenschaften auf den internationalen Geldmärkten zur Wehr setzen wird. Er wird dies in der gebotenen Einigkeit aller beteiligten Staaten tun. Ein solches Signal der Entschlossenheit gegen das ruinierende Spekulantentum und mafiösen Geld- und Devisenhandel hätte man sich schon früher gewünscht. Es bleibt natürlich gleichwohl ein flaues Gefühl bei den Beobachtern im Blick auf die erheblichen Eingriffe ins Eigentum. Man wagt sich nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn man die Sparkonten der Bundesbürger angesichts unserer gigantischen Staatsschulden plötzlich zwangsweise zur Sanierung heranzöge. Dies aber ist für Zypern der Preis einer Rettung vor dem Bankrott, der die Kleinanleger dort noch viel härter treffen würde. Anders sind die Finanzhilfen vor den Bürgern der EU auch kaum zu rechtfertigen. Man wird nicht davon ausgehen können, dass Zypern die letzte Herausforderung für den Euro bleibt. Wohl aber darf man hoffen, dass Europa nun zur jeweils nötigen richtigen und schnellen Antwort in der Lage sein wird. Das ist ein guter Fortschritt.
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