Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Staatsanwaltschaft bietet Wulff Deal an Erbärmlich JOHANN VOLLMER
Bielefeld (ots)
Es ist nur wenige Tage her, dass das Bundesverfassungsgericht Absprachen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigern bei Strafprozessen für rechtens erklärt hat. Nicht selten wird so ein Verfahren "schmutziger Deal" genannt. Geldstrafe gegen Freiheit heißt es meist bei diesem juristischen Ablasshandel. Gleiches passiert nun im Fall Wulff. 20.000 Euro soll der Exbundespräsident für die Einstellung der Ermittlungen zahlen. Schmutzig ist hier weniger der Deal als vielmehr das Ansinnen der Staatsanwaltschaft Hannover. Wenn diese Kungelei alles ist, was nach langen 13 Monaten akribischer Nachforschung herauskommt, dann bleibt für die Arbeit der Ermittler nur ein Wort: erbärmlich. Die Staatsanwaltschaft Hannover hat sich dafür feiern lassen, dass sie vor den Großen dieser Republik nicht kuscht. Ihr Motto: Die Unbestechlichen gegen den bösen Wulff. Christian Wulff hat genügend Fehler gemacht, die für einen Rücktritt gereicht hätten. Der Sargnagel für seine Amtszeit war aber die Aufnahme der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Ein Bundespräsident als Angeklagter - unmöglich. Der Staatsanwalt hat sich vom Reiz der historischen Tat blenden lassen - und hatte anscheinend nichts in der Hand. Christian Wulff täte gut daran, wenn er diesen Deal ausschlagen und auf einem Prozess mit Freispruch bestehen würde. Seine Karriere und sein Ruf sind ohnehin verloren. Was ihm bleibt, ist der Anspruch auf Gerechtigkeit.
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