Neue Westfälische (Bielefeld): Obamas Ägypten-Politik vor dem Ende Schleier der Verlogenheit DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots)
Die Nachricht vom endgültigen Scheitern seiner Ägypten-Politik erreichte Barack Obama kurz nach dem Aufstehen auf Martha's Vineyard. Über den Resturlaub, den der amerikanische Präsident mit seiner Familie auf der noblen Ferieninsel vor Massachusetts verbringt, legt sich durch die Gewalteskalation seitens der ägyptischen Militärmachthaber ein dunkler Schleier der Verlogenheit. Alle Appelle der Regierung in Washington, die Muslimbrüder und deren Anhänger nicht mit Gewalt von der Straße zu vertreiben, sind erkennbar ergebnislos verhallt. Dass es überhaupt so weit gekommen ist, muss man zum Gutteil Obama und dem Schlingerkurs der USA am Nil anlasten. Mit Worten wurde der Aufstand der Straße unterstützt. Hinter dem Rücken floss weiter jene milliardenschwere Militärhilfe, die General al Sisi jetzt in den Stand versetzt, Ruhe auf den Straßen herbeizuschießen - obwohl Obama und andere Führungsfiguren zur Zurückhaltung mahnen. Aber Ägypten hört nicht mehr auf Amerika. Was sich in Kairo und anderen Städten abspielt, legt eine fatale Komplizenschaft frei: Mursi-Anhänger sterben durch Waffen, die Amerika finanziert hat. Die Neutralität und die Aufrufe zur Versöhnung entpuppen sich als Hohn. Bisher hat Obama alle Rufe nach Einstellung der Militärhilfen von 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr mit dem Hinweis gekontert, dann verlöre Washington sein Druckmittel auf die Generalität. Die Wirklichkeit enttarnt diese Haltung als Lebenslüge. Washington muss den Geldhahn zudrehen, das Militär zur Räson bringen und die Streitparteien auf einen gewaltfreien Verhandlungsweg zwingen. Andernfalls verliert Amerika in der Krisenregion Naher Osten jeden Einfluss und führt radikalen Islamistengruppen Hunderte neue Kämpfer zu. Das wäre dann der Flächenbrand, vor dem der Westen so viel Angst hat.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell