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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Wie arm muss die Kirche sein? Egoismus ist Sünde CARSTEN HEIL

Bielefeld (ots)

Franz-Peter Tebartz-van Elst hat wohl einfach nur Pech. Der Limburger Bischof ist Opferlamm, das nun in Stellvertreterschaft für eine jahrhundertealte Praxis des katholischen Spitzenpersonals büßen muss. Der Reichtum der katholischen Kirche hat der Menschheit unschätzbare Werte, Kultur- und Kunstgüter beschert. Millionen Menschen pilgern nicht nur aus religiösem, sondern auch aus kunstgeschichtlichem Interesse in Kirchen, Dome, Klöster und Bibliotheken, die einst Priester, Bischöfe und Päpste der Welt hinterlassen haben. Das hat meist nicht denen geschadet, die sie erschaffen ließen, aber immer wieder innerhalb der Kirche für Streit gesorgt. So war der Umgang mit Geld ein Grund von vielen für die Reformation. Das Geld und die Gier haben den Spaltpilz in die Christenheit getrieben. Dieser Graben ist bis heute nicht zugeschüttet. Aber auch die Franziskaner sind in der Auseinandersetzung über den Umgang mit Geld entstanden. Nicht nur Limburg, auch andere Bistümer in Deutschland gaben noch bis in die jüngste Vergangenheit hohe Summen für repräsentative Gebäude aus. Niemanden hat es gestört. Tebartz-van Elst hat nur das Pech, dass mit Franziskus inzwischen ein Papst auf dem Stuhle Petri sitzt, der der Kirche Armut verordnet. Der geht durch eine Tiefgarage im Vatikan, so wird berichtet, sieht die Reihe von Luxuskarossen und verfügt, dass man die nicht brauche, und lässt sie verkaufen. Richtig so. Beim normalen Kirchenvolk kommt das gut an. Viele Gläubige setzen große Hoffnungen auf diesen Papst. Der neue Geist wird Tebartz-van Elst das Amt kosten, kann der Kirche aber die Zukunft bringen. Die Kirche muss nicht mit Luxus glänzen, um zu überzeugen. Im Gegenteil, sie wird glaubwürdiger durch Verzicht. Sie rückt näher an die biblische Botschaft Jesu Christi. Die Zahl der Bibelstellen, in denen es darum geht, dass Gottvertrauen wichtiger ist als irdischer Reichtum, ist groß. Natürlich muss die Kirche für ihre große und wichtige Aufgabe mit Geld ausgestattet sein. Aber braucht sie Beteiligungen an Immobiliengesellschaften, an einem Buchverlag mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz und teils zweifelhaftem Angebot? Ja, die Kirche ist der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland, betreibt viele soziale Einrichtungen. Die aber werden zum großen Teil nicht von ihr selbst, sondern vom Staat finanziert. Dafür braucht die Kirche die selbsterwirtschafteten und wenig kontrollierten Millionen nicht. Reichtum an sich ist keine Schande. Es kommt darauf an, was man damit macht. Aber wenn die Kirche ihr Geld nicht im biblischen Sinne, sondern im eigenen egoistischen verwendet, ist das Sünde. Die aktuelle Situation hat hoffentlich die positive Folge, dass Transparenz wächst. Normale Gläubige, die das Gemeindeleben millionenfach tragen, werden jetzt genauer hinschauen. Diese Haltung, gefördert vom christlichen Gorbatschow im Vatikan, lässt sich das Fehlverhalten des Limburger Bischofs nicht länger gefallen.

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